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Nur noch 16 Kilometer bis Italien

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Grenzgänge im Paracelsus-Bad beim 24-Stunden-Schwimmen 2017


Vierundzwanzig Stunden Schwimmen. Wer wird denn so wahnsinnig sein? Wer das Paracelsus-Bad in Reinickendorf kennt, der kennt auch die Ausschreibungen und Werbung. Der wird sich verwundert fragen, ob hier noch alles mit rechten Dingen zugeht. Mit den Menschen, die solch einen Irrsinn mit einer sinnvollen Freizeitbeschäftigung verwechseln, oder mit dem Veranstalter, der offenbar auch nichts Besseres zu tun zu haben scheint.

Kein(e) Vierundzwanzig(-)Stunden(-)Schwimmen - Was? Wer wird denn wohl so wahnsinnig sein? Erwartet die oder der sportbegeisterte Nordberlinerin oder Nordberliner nicht im licht- und reizarmen Spätherbst die volle Dosis? Wasserdisco gegen das Alt-Reinickendorfer Alltagsgrau - das sich sinnbildlich in den Wolken oder der Edelstahlwanne des Paracelsus-Bads wiederfindet? Und Weihnachten fällt ja schließlich auch nicht aus.

Berechtigte Fragen - wir haben die Antworten!

Die erste Frage haben wir ja schon in den Ausschreibungen beantwortet. Am 11.11., 5 Stunden und 49 Minuten nach 11.11 Uhr, pustete Frank - seines Zeichens Star-Trainer und Sportlicher Leiter bei uns Wasserratten - zum exakt 235. Mal im laufenden Monat in sein Trillerpfeifchen. Endlich war es wieder soweit: das 24-Stunden-Schwimmen für Jedermann hatte begonnen.

Die ca. 300 Teilnehmer hatten bis auf eine Ausnahme die sprachliche Feinheit unseres Traditionsevents verstanden: das 24-Stunden-Schwimmen ist ein Muss, 24 Stunden Schwimmen aber hingegen ein Kann-Angebot. Beides hat nichts mit Wahnsinn zu tun.

Niemand weiß das besser als Julius Kippling/Tim-Luis Panholzer. 125/50 Meter ist er geschwommen und hat damit nicht nur das Soll erfüllt, sondern gleich noch einen Preis abgeräumt, als jüngster Teilnehmer. Wer wäre nicht gern noch einmal vier/drei Jahre alt?

Vielleicht ja Helmut Flügel! 6.200 Kilometer ist er geschwommen und hat damit mit seinen 80 Jahren als Alterspräsident Maßstäbe gesetzt. Wahnsinn? - Mitnichten: wohl eher Fitness!

Aber kommen wir nun gern zu den Wahnsinnigen. Die Diagnose trifft Jana/Jonna Brinkmann, die nach fünfzehn geschwommenen Kilometern - einer für jedes Lebensjahr - noch zehn Meter pro Lebensjahr hinten dran gehängt hat. Und das nicht, wie alterstypisch üblich, auf der PlayStation.

Die bereits angesprochene Ausnahme war übrigens Ulrich Hopp. Dass wir niemanden zu 24 Stunden Schwimmen zwingen würden, hatte er wohl genauso wenig verstanden, wie dass dereinst im alten Athen die Marathon-Distanz laufend und nicht schwimmend absolviert wurde - sonst wäre doch auch die Fackel ausgegangen (überleg doch mal…)! Zweiundvierzig ganze und ein halber Kilometer. Mit 60 Jahren. Die Wahnsinns-Frage ist im Vorstand des Veranstalters noch nicht bis zur Endgültigkeit geklärt. Wir berichten.

Weil die Mathematik zuverlässig wie immer für flachen Humor zur Verfügung steht, gräbt sich die Leistung des Staffelsiegers zuverlässig ins Gedächtnis unseres Traditionsevents ein. 42,5 km, haben sich auch die Top-Athleten des TV Waidmannslust gedacht, ist eine denkwürdige Strecke: “zu Zehnt schaffen wir’s in zehn Stunden.” Konsequent gewann das Team die Stunden-Staffel-Wertung mit 4,25 km und hob sich die noch ausstehenden neun Stunden für’s nächste Mal auf. Bei Star-Trainer Frank und den Wasserratten hätt’s das nicht gegeben.

Noch mehr Zahlen? - Bitte! Mit einer Gesamtstrecke von 752 Kilometer kommen die etwa 300 Einzelteilnehmerinnen und -teilnehmer nicht nur einige Male von einer Beckenseite zur anderen, sondern wenn’s sein muss auch nach Innsbruck, Tirol. Und mit den Staffel-Kilometern auch noch ein Stück den Brenner hinauf, bis zu Kilometer 783… ärgerlich: bis Italien wären’s nur noch 16 Kilometer gewesen (Google-Routenberechnung für Pkw).

Aber kommen wir so langsam zur zweiten Frage: was wäre der Berliner Schwimmkalender ohne das 24-Stunden-Schwimmen für Jedermann und vor allem: ohne diejenigen die es tragen und deren kleine Rekorde. Und schon wieder haben wir vergessen: Statistik zu führen. Wie viele Musiktitel hast du, Tom, auf deiner Playlist versammelt? Wie viele Schrippen hast du geschmiert, Jenny? Steffi, Francesca, Peggy &Co: wie viele Bahnen habt ihr denn jeweils so gezählt? Wie viele Runden bist du ums Becken gelaufen, Frank? Luise und Lukas: wie oft ist der müde Kopf auf die Tischplatte geschlagen? Diana, wie viele Stunden warst du auf den Beinen? Dietmar, wie viele Ausdrucke? Und Chris - wie steht’s um den Kaffeeverbrauch?

In diesem Jahr waren die Helfer in ganz besonderem Maße Garanten der Veranstaltung, denn sie stand kurz vor dem Aus und musste sodann in Windeseile vorbereitet werden. Noch im Oktober war nicht sicher, ob uns das Paracelsus-Bad tatsächlich zur Verfügung stehen würde, und wenn ja zu welchen Konditionen. Es liegt auf der Hand, dass es bei einer so kurzfristigen Planung schwieriger ist, Helfer für das 24-Stunden-Schwimmen zu gewinnen. Das mag erstaunen bei einem Verein von mehr als 2.000 Mitgliedern. Und tatsächlich war das Pensum nur zu leisten, weil auch Nicht-Vereinsmitglieder bereit waren, auszuhelfen. Damit für die übrigen auch eine Stunde Schlaf drin war. Für das Jahresevent eines Traditionsvereins mit 2.000 Mitgliedern, an welchem weniger als ein Viertel der Mitglieder teilnehmen, geschweige denn mitwirken.

Das 24-Stunden-Schwimmen ist unser Traditionsevent. Weil Inklusion bei den Wasserratten immer wichtiger wird, hat auch die diesjährige Auflage in Sachen Inklusion Akzente gesetzt. Das verdanken wir - neben den starken Helfern - der Aktion Mensch, die mit ihrem Team und einer finanziellen Unterstützung das diesjährige 24-Stunden-Schwimmen enorm aufgewertet hat. Auch für die Trainingsgruppe konnten wir eine Trainingseinheit während des Sonntagvormittags (Ulrich Hopp war - grob geraten - bei Kilometer 28) möglich machen (schade, dass er es nicht mitbekommen hat…). Alles unter Anleitung unserer Trainerratte Diana. Bemerkenswert war auch die Leistung der inklusiven Staffel Rockin’Rats, an welche wir den Inklusionspreis verliehen haben - gleichzeitig mit dem zweiten Platz in der Nicht-DSV-Wertung, mit gerade einmal 400 Metern Rückstand hinter den Top-Athleten vom TV Waidmannslust. Zieht euch warm an.

Wer auch in diesem Jahr sich schon auf die Taucher gefreut hatte, wurde nicht enttäuscht. Das Tauchteam war an beiden Tagen auf der Außenbahn an der Tribüne präsent und hatte ersichtlich alle Hände voll zu tun. Denn die Nachfrage war groß! So war es schon immer und wir freuen uns, wenn (oder besser: dass) das auch so bleibt.

Bleibt es so? Freiwillige vor, die das 24-Stunden-Schwimmen in der Zukunft planen und organisieren? Wie viele Talente schlummern da in unserer 2.000-köpfigen Familie? Wo sind die Masterminds? Gibt es genug Nachfrage? Soll das Paracelsus-Bad wirklich schließen: Wird es eine Ersatz-Location geben? Wir halten uns da noch bedeckt - tun das Mögliche, hoffen das Beste und rufen alle dazu auf, mitzumischen. In diesem Jahr gab es Hindernisse. Im nächsten Jahr wird es wieder welche geben. Es waren diejenigen, die sich eingebracht haben - die ihr persönliches Engagement beigetragen haben - die für den Erfolg des diesjährigen 24-Stunden-Schwimmens verantwortlich sind. Es war euer Event! Und wir sind stolz auf euch - und auf uns - dass es wieder so erfolgreich war.

Sportlich grüßt aus München
Exilratte Martin

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