Hochrisikospiele in Thüringen: Noch keine Entscheidung zu Fußball-Polizeikosten
Die Länder können Fußballvereine an den Kosten für Polizeieinsätze beteiligen. Thüringen strebt dazu eine bundeseinheitliche Lösung an – und wartet darauf, dass andere sie vorschlagen.
Auch etwa vier Monate nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zu Polizeikosten bei Hochrisikospielen im Fußball ist der Umgang in Thüringen damit weiter unklar. Die Landesregierung hat nach Angaben des Innenministeriums bislang nicht entschieden, ob sie hiesigen Fußballvereinen Rechnungen für die Einsatzkosten schicken will. Die Schaffung einer dafür nötigen Rechtsgrundlage stehe derzeit nicht im Fokus, sagte ein Ministeriumssprecher auf dpa-Anfrage.
Weil die Thüringer Fußballvereine nicht in den oberen Ligen des Profi-Fußballs spielten, gebe es keinen vordringlichen Bedarf, sich mit dem Thema zu befassen. Zudem halte das Ministerium weiterhin eine bundeseinheitliche Lösung für erstrebenswert. Dabei solle es nicht ausschließlich um Fußballvereine gehen. Auch andere Veranstalter von Großveranstaltungen könnten dann unter bestimmten Umständen zur Erstattung von Auslagen herangezogen werden.
Das Bundesverfassungsgericht hatte im Januar entschieden, dass die Bundesländer Profi-Fußballvereine grundsätzlich an den Kosten für die aufwendige polizeiliche Absicherung von Hochrisikospielen beteiligen können. Damit sind Partien gemeint, bei denen gewalttätige Ausschreitungen zwischen rivalisierenden Fangruppierungen befürchtet werden. Das Urteil war auf eine Klage der Deutsche Fußball Liga gegen das Bundesland Bremen ergangen. Dieses hatte schon 2014 beschlossen, Polizeikosten im Zusammenhang mit Hochrisikospielen auf Profi-Vereine umzulegen.
Brisante Partien zwischen Thüringer Erzrivalen
Im Thüringer Fußball gelten etwa die Regionalliga-Duelle zwischen den Erzrivalen FC Carl Zeiss Jena und Rot-Weiß Erfurt als Hochrisikospiele. Aber auch andere traditionsreichen Ost-Duelle in der viertklassigen Regionalliga zählen dazu. Zuletzt kam es etwa beim Heimsieg von Carl-Zeiss-Jena gegen den Halleschen FC zu Ausschreitungen durch HFC-Fans, bei denen die Polizei eingreifen musste.
Thüringer Polizisten sind zudem zur Absicherung von Hochrisikospielen in anderen Bundesländern im Einsatz. Das Innenministerium schätzt die für derartige Einsätze angefallenen Kosten in den Jahren 2024 und 2023 auf etwa 1,5 Millionen Euro jährlich.