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Gewichtheber-WM: "Jedes Kilo zählt"

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Von Claus Weber

Heidelberg. Am Dienstag ist Jürgen Spieß zu einer seiner letzten Dienstreisen aufgebrochen. Der Flieger brachte den Gewichtheber aus Heidelberg zu seiner 10. Weltmeisterschaft ins thailändische Pattaya. Dort will der 35-Jährige Punkte sammeln für sein letztes großes sportliches Ziel: Die Olympischen Spiele 2020 in Tokio. Danach, sagt er, sei Schluss mit dem Hochleistungssport, dann habe der Beruf endgültig Vorrang. Spieß hat seine Ausbildung bei der Polizei abgeschlossen und wird auf dem Revier in Heidelberg arbeiten. Vielleicht sogar schon früher - falls es mit der Qualifikation für Tokio nicht klappen sollte.

200 kg im Training

Denn pro Gewichtsklasse werden im kommenden Sommer in Japan nur noch die besten 14 Heber der Welt auf der Bühne stehen: Die besten Acht im weltweiten Ranking, die fünf Kontinental-Sieger und ein Starter mit Wildcard - vorzugsweise ein Japaner aus dem Olympia-Gastgeberland.

Die Qualifikation ist hart, aber viel gerechter als in der Vergangenheit. Denn statt über Quotenplätze muss sich diesmal jeder Sportler sein Ticket selbst erkämpfen und über 18 Monate hinweg mindestens sechs Qualifizierungsturniere bestreiten. "Es kann keiner mehr zwei Jahre auf keiner Bühne stehen und dann plötzlich bei Olympia auftauchen", sagt Spieß. Das Netz im Antidoping-Kampf wird engmaschig.

Die meisten Quali-Punkte für Tokio werden bei der WM von heute bis Freitag nächster Woche in Thailand vergeben. Bundestrainer David Kurch schickt fünf Männer und zwei Frauen an den Start. Neben Spieß noch Europameister Nico Müller vom SV Obrigheim (81 kg), Junioren-Vizeweltmeister Jon Luke Mau (TSV Schwedt/61 kg), Vize-Europameister Simon Brandhuber (TB Roding/67 kg) und Max Lang (AC Mutterstadt/73 kg) sowie Sabine Kusterer vom KSV Durlach und die ehemalige St. Ilgenerin Lisa Marie Schweizer vom AC Mutterstadt (beide 64 kg). Schade: Mit dem Obrigheimer Matthäus Hofmann und der Mutterstädterin Nina Schroth fallen zwei starke Athleten aus der Region - auch für Olympia - wegen Verletzung aus.

Für alle Athleten des Bundesverbandes Deutscher Gewichtheber (BVDG) gilt: Qualifikationspunkte sind auf dem Weg nach Tokio wichtiger als Platzierungen. "Jedes Kilo zählt", sagt Jürgen Spieß. Der Europameister von 2009 ist nach langen Leidensjahren verletzungsfrei. Doch an seine Bestleistungen von 178 kg im Reißen und 220 kg im Stoßen kommt er nicht mehr heran. "Schnelligkeit und Belastbarkeit sind nicht mehr so gut wie früher, und ich brauche auch eine längere Regenerationszeit", erklärt er. Zuletzt im Training brachte er 200 kg zur Hochstrecke. "Wenn ich da noch etwas draufpacken könnte, wäre es gut."

Auch Nico Müller hat gut trainiert, auch wenn die Schulter noch leichte Probleme bereitet. "Wir sind auf einem guten Weg", sagt sein Trainer Oliver Caruso, "und fliegen mit einem guten Gefühl nach Thailand." Der Europameister von 2018 startet am Sonntag als stärkster gemeldeter Teilnehmer der B-Gruppe. "Wenn wir die gewinnen könnten…", sagt Caruso. Dann wäre eine Platzierung zwischen den Rängen acht und zehn drin, vielleicht sogar etwas mehr. "Wichtiger ist aber, verletzungsfrei durchzukommen." Müllers 81 kg-Klasse gilt als besonders schwierig. "Hier hat es die meisten und die stärksten Heber", erklärt Caruso.

Jon Luke Mau wird am Donnerstag der erste deutscher Heber sein, der an den Start geht. Der 21-jährige Junioren-Vizeweltmeister aus Schwedt gilt als derzeit größtes deutsches Talent. Oldie Jürgen Spieß macht am nächsten Dienstag als letzter deutscher Heber den Abschluss. Doch es soll (noch) nicht sein letzter Auftritt auf internationaler Bühne sein.

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