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Bad Rappenau: Stark sein für einen guten Zweck

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		Bad Rappenau:  Stark sein für einen guten Zweck

Von Eric Schmidt

Bad Rappenau-Heinsheim. Menschen, die sterben. Städte, die zerbombt werden. Frauen und Kinder, die fliehen. Die Bilder aus der Ukraine, die nun schon seit drei Wochen in den Nachrichten zu sehen sind, tun weh. Auch Martina Dosquet findet das Leid, das der Krieg Wladimir Putins anrichtet, unerträglich. "Bei mir sind es unterschiedliche Emotionen. Eine Mischung aus Fassungslosigkeit, Wut und unglaublichem Mitleid", sagt die Abteilungsleiterin des Gewichtheber-Zweitligisten TSV Heinsheim.

Helfen, aber wie? Der Tabellenzweite der 2. Liga, Staffel A, will seinen Teil dazu beitragen, um die Not zu lindern. Wenn er am Samstagabend, 20 Uhr, gegen den SC Pforzheim zum letzten Mal in dieser Saison die Hebe-Bühne betritt, macht er seinen Heimkampf zum Benefizkampf. Die gesamten Eintrittsgelder kommen der Ukraine-Hilfe zugute – unter anderem der "Hilfe für Kriegsflüchtlinge", die eine Initiative des Bundesverbandes Deutscher Gewichtheber (BVDG) und des Baden-Württembergischen Gewichtheberverbandes (BWG) ist. Die Stadt Bad Rappenau unterstützt die Veranstaltung, indem sie auf eine Hallenmiete an diesem Abend verzichtet.

Nein, der TSV hat die Ukraine nicht vergessen. Als er vor ein paar Jahren die Europa- und Weltmeisterschaften der Senioren austrug, waren die ukrainischen Heberinnen und Heber in großer Zahl vertreten. "Sie haben in der Burg in Ferienwohnungen übernachtet", erinnert sich Martina Dosquet. "Das war eine ganz, ganz nette Delegation von 20, 25 Leuten." Nun, nur wenige Jahre später, kommen wieder Ukrainer in den kleinen Ort am Neckar – als Flüchtlinge. Trainer Ferdinand Wittmann hat einer Frau und ihrer 14-jährigen Tochter die Obergeschoss-Wohnung in seinem Haus zur Verfügung gestellt.

Auch wenn es ein Wettkampf für einen guten Zweck ist – sportlich möchte sich der TSV nicht spendabel zeigen. Nach zwei Niederlagen in Serie will die Riege von Ferdinand Wittmann ihr Saisonfinale gegen Pforzheim gewinnen. Allerdings: Es wird schwer. Der TSV tritt gegen den Tabellenletzten mit seinem letzten Aufgebot an. "Ich mache diesen Spaß jetzt schon sehr lange. Dass ich in der ersten Mannschaft vier Leute ersetzen muss, das habe ich noch nie erlebt", sagt Martina Dosquet.

Stefcho Hristov? Fällt wie schon gegen Grünstadt wegen eines Meniskusschadens aus. Patrick Carvalho? Hat sich im B-Liga-Kick der TSV-Fußballer am vergangenen Sonntag einen Rippenbruch zugezogen. Robin Künzel? Muss wegen Ellenbogenproblemen passen. Maike Schneider? Ist gesundheitlich angeschlagen. Selbst vor dem Betreuerstab macht das Verletzungspech nicht halt. Ralf Fein, der Technische Leiter, lässt sich derzeit wegen eines Bandscheibenvorfalls behandeln.

Wie gut, dass die anderen bewährten Kräfte fit sind. Nikolay Georgiev hievt die Hantel ebenso in die Höhe wie Amelie Burkert, Christian Martens und Sabine Zartmann. Erstmals für die erste Mannschaft packt Melanie Günther aus der zweiten Mannschaft mit an, Heber-Rentner Aleksandar Dimitrov springt in einem Kurzcomeback in die Bresche. "Begeistert ist er nicht. Er hat ein Jahr lang nicht trainiert. Aber dem Verein zu Liebe macht er es", sagt Martina Dosquet und ergänzt: "Passieren darf jetzt nichts mehr. Einen Ersatzheber haben wir nicht."

Einen Saisonrekord, klar, wird der TSV mit seiner Not-Sechs nicht aufstellen. Aber vielleicht reicht es, um dem SC Pforzheim Paroli zu bieten – und den Fans einen letzten, richtig spannenden Wettkampf zu zeigen. Der SCP hat zuletzt bei der 0:3-Niederlage gegen Grünstadt 500,6 Punkte gehoben, gut möglich, dass der TSV zwischen 505 und 510 Punkten sammeln muss. "Das wird mehr als eng", glaubt Martina Dosquet und schüttelt den Kopf: "Diese Saison ist von Anfang bis Ende verkorkst. Wir waren in keinem Wettkampf in der Lage, mit der gleichen Mannschaft anzutreten. Gott sei dank ist die Saison dann zu Ende."

Der Krieg in der Ukraine, er ist nicht zu Ende. Und er treibt die Menschen um – nicht nur die ältere, sondern auch die jüngere Generation, der Natalie Fein (14) angehört. Wie es der Tochter von Martina Dosquet und Ralf Fein geht, wenn sie die schrecklichen Bilder in den Nachrichten sieht? "Sie fragt, warum ist da Krieg. Und ich weiß nicht, was ich ihr antworten soll", sagt Ralf Fein. "Warum macht Putin Krieg gegen die Ukraine?"

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