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Borussias Zwischenzeugnisse – Die Verlierer

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Borussias (bisherige) Hinrunde war leider nicht nur durch Gewinner geprägt. Im zweiten Teil der Zwischenzeugnisse betrachten wir daher heute die Enttäuschungen.

Der größte Verlierer

Fragt man Borussias Fans nach dem schwächsten Spieler der bisherigen Hinrunde, so wird die Antwort ziemlich eindeutig ausfallen: Kevin Stöger (Note 5,5) enttäuschte auf ganzer Linie und damit noch mehr als in der schon nicht gerade überragenden Vorsaison. Vor dieser war er mit der Empfehlung als Retter des VfL Bochums gekommen, den er in der Relegation beinahe im Alleingang vor dem Abstieg bewahrte. Keine Ablöse zahlen zu müssen für einen potenziellen Führungsspieler, klang wie ein Riesencoup. Das Problem: Stöger funktioniert offensichtlich nur dann, wenn er der absolute Führungsspieler einer Mannschaft sein darf – so wie in Düsseldorf oder Bochum. In Mainz und jetzt in Mönchengladbach ist er jeweils daran gescheitert, sich in eine Mannschaft mindestens gleich talentierter Mitspieler integrieren zu müssen. Stöger hat unbestreitbar fußballerisches Talent. Er scheint dies aber zu überschätzen und traut sich daher zu viel zu. So wirkt sein Spiel immer etwas komplizierter als nötig und fast alle seiner Ideen auf dem Feld schlagen fehl. Mit jedem Fehlpass steigerte sich das Rumoren im Publikum. Selbst wenn Stöger nur für kurze Zeit eingewechselt wurde, entlud sich die Kritik der Fans nach der Partie zumeist auf ihn. Ein Status, den er sich redlich verdient hat, selbst wenn er von einigen Fans ein wenig unfair-übertrieben ausgelebt wird.

Der Fußball ist so schnelllebig, dass manchmal schon ein bis zwei starke Auftritte die Meinung der Fans komplett drehen können. Auszuschließen wäre es daher nicht, dass auch Stöger noch einen Wert für Borussia erhalten könnte. Allzu wahrscheinlich ist das allerdings nach den Erfahrungen der letzten eineinhalb Jahre nicht mehr. Von daher wäre es für beide Seiten die beste Lösung, wenn sich die Wege idealerweise noch in diesem Winter trennen könnten. Borussia würde so etwas Budget freibekommen für dringend benötigte Verstärkungen auf anderen Positionen. Stöger wiederum könnte sich evtl. sogar noch für die bevorstehende Weltmeisterschaft empfehlen, sofern er einen Verein findet, bei dem er so gut funktioniert wie in Bochum.

 

Die größte Enttäuschung

In der letzten Saison war Lukas Ullrich (Note 4,0) eine der positiven Überraschungen. Ab dem 9. Spieltag verdrängte er Luca Netz aus der Startelf – zunächst bei Borussia und später bei der U21. In die neue Saison startete Ullrich daher mit einem Vorsprung, schwächelte dann aber genau wie der Rest der Mannschaft. Unter Polanski musste Ullrich ab Spieltag 6 seinen Stammplatz mit Netz im Jobsharing teilen, ehe dieser an den letzten fünf Spieltagen sogar vollständig an ihm vorbeizog. Für Ullrich ein erster größerer Dämpfer in seiner noch jungen Karriere, der ihn aber nicht umwerfen sollte. Mit Blick auf seinen 2027 auslaufenden Vertrag wird sich im Sommer die Frage nach einer Zukunft bei Borussia stellen.

 

Die (bisherigen) Fehleinkäufe

Geht man nach den Erwartungen, die bei seinem Transfer zu Beginn der Saison geschürt wurden, so müsste Giovanni Reyna (Note 4,0) eigentlich eine glatte Sechs erhalten. Als Topspieler, auf dessen Transfer man stolz sein dürfe, wurde er von Vereinsseite angekündigt. Mit ihm reagierte Roland Virkus auf die Verletztenmisere in der Offensive und versprach sich somit offensichtlich einen bereits kurzfristigen Nutzen. Aufmerksame Beobachter waren schon damals verwundert, ob dieser Einschätzung des einstigen Sportchefs. Ihn an dem Hype zu messen, den er 2020 bei seinen ersten Einsätzen für den BVB ausgelöst hat, wäre ebenso verkehrt wie unfair. Ein junger Fußballer braucht nichts so dringend wie Spielpraxis. Reyna hat diese in Dortmund über viereinhalb Jahre hinweg kaum erhalten. Zudem wurde er jedes Jahr durch langwierige Verletzungen zurückgeworfen. Man frage nach bei Sinan Kurt oder Michael Cuisance, denen ebenfalls in jungen Jahren ein Riesentalent bescheinigt wurde. Sie entschieden sich für das schnelle Geld und gegen die langfristige Entwicklung. Die Folge: Mangelnde Spielpraxis über Jahre hinweg ließ ihr Talent weitgehend verkümmern, sodass sie heute weit entfernt sind von den damaligen Erwartungen. Dementsprechend überrascht es nicht wirklich, dass sich auch Reyna in dieser Hinrunde sehr schwergetan hat, sein zweifelsohne vorhandenes Talent gewinnbringend für die Mannschaft einzusetzen. Sein Ballgefühl ist immer wieder mal für einen starken Pass gut. Einzelne gelungene Szenen reichen aber auf Dauer nicht aus für die zentrale Position, die Reyna einnehmen soll. Da braucht es deutlich mehr Präsenz und Dominanz auf dem Platz. Möglich, wenngleich nicht garantiert, dass der Amerikaner dies mit der Zeit entwickelt, wenn er in Mönchengladbach weiter Spielpraxis erhält und verletzungsfrei bleibt. Als direkte Verstärkung ist Gio Reyna durchgefallen, was angesichts seiner Historie niemanden verwundern darf. In der Rückrunde und bei der darauffolgenden Heim-WM bietet sich ihm die große Chance, dieses Bild entscheidend zu korrigieren.

Eine dringende Korrektur wird auch bei Shuto Machino (Note 5,0) in der Rückrunde erforderlich sein. Es sei dahingestellt, ob die kolportierten Gerüchte stimmen, er wäre bis Ende Juni per Ausstiegsklausel für 3,5 Mio. Euro zu erwerben gewesen. Fakt ist, dass Borussia für den Japaner mindestens 6 und bis zu 10 Millionen Euro nach Kiel überweisen muss(te). Dafür ist die bisherige Saisonbilanz ernüchternd. Nur in 8 der 18 bisherigen Saisonspiele stand Machino in der Startelf. Dabei gelangen ihm drei Treffer und ein Assist. Drei Scorerpunkte sammelte er bei seinen besten Auftritten beim FC St. Pauli und gegen den KSC. In weit mehr Partien enttäuschte er aber auf ganzer Linie und war daher zuletzt trotz der Verletztenmisere in der Offensive meist nur noch Ersatz. Spätestens wenn das Offensivtrio Kleindienst, Honorat, Hack in der Rückrunde wieder einsatzfähig sein sollte, wird sich Machino gehörig steigern müssen, um seinen Platz im Team zu rechtfertigen.

 

Die Verzichtbaren

Geht man nach den nackten Statistiken, so war kein Borusse in dieser Saison erfolgreicher als Oscar Fraulo (ohne Note). Auf 90 Minuten gerechnet, erzielte er mehr als zwei Tore. Mit ihm holte Borussia durchschnittlich zwei Punkte pro Partie. Kleiner Pferdefuß: Insgesamt stand Fraulo bei fünf Kurzeinsätzen lediglich für 43 Minuten auf dem Platz. Eine echte Chance erhielt er nämlich auch in dieser Saison erneut nicht. Selbst dann nicht, als sich durch diverse Verletzungen die Möglichkeit geboten hätte. Wie schon zuvor Daniel Farke und Gerardo Seoane traute Eugen Polanski dem Dänen wenig zu. Schon in Utrecht hatte man seinen Wert nach einer durchaus nicht unerfolgreichen Leihe nicht hoch genug eingeschätzt, um die kolportierte Kaufoption von rund 3 Millionen Euro zu ziehen. So wird Fraulo leider als sportlicher wie finanzieller Fehleinkauf in Borussias Vereinshistorie eingehen – spätestens im Sommer, wenn sein Vertrag ausläuft. Nach verschiedenen Medienberichten stehen die Chancen gut, dass sich die Wege bereits diesen Winter trennen: Derby County soll bereit sein, ihn für rund eine Million in die zweite englische Liga zu lotsen.

Rouven Schröder bieten sich diesen Winter noch weitere Verkaufskandidaten, die allesamt ihre Chance bei Borussia über mehrere Jahre hinweg nicht nutzen konnten. Marvin Friedrich (ohne Note) kam einst als Abwehrchef von Union Berlin. Schon bald wurde aber klar, dass er offensichtlich nur mit der klassischen Urs Fischer-Spielweise funktioniert. In Gladbach war er zu fehleranfällig und spielt daher auch in den Überlegungen von Polanski derzeit keine Rolle.

Bei Fabio Chiarodia (Note 5,0) darf man angesichts seines immer noch jungen Alters von 20 Jahren weiter Hoffnung haben, dass sich sein Talent irgendwann doch noch im Profibereich durchsetzt. Die wenigen Auftritte in dieser Saison machen da aber wenig Hoffnung. Wie schon in den Vorjahren entpuppte sich der Italiener als viel zu fehleranfällig und zahlte das Vertrauen seiner Trainer in den ersten Partien nicht zurück. Gegen Bremen, Leverkusen und Frankfurt verursachte er mehrere Gegentore, ehe er anschließend verletzungsbedingt ausfiel. Da sich Borussias Defensive ohne ihn stabilisiert hat wäre eine Leihe der beste Weg, um ihm zu Spielpraxis zu verhelfen. Sollte er seine Konzentrationsschwächen abstellen, könnte er langfristig doch noch zu der erhofften Verstärkung werden.

Eine wenig erfolgreiche Leihe hat bereits Grant-Leon Ranos (Note 4,5) hinter sich, der voriges Jahr in Kaiserslautern selbst für die zweite Liga zu schwach gewesen ist. Dass er dennoch in dieser Spielzeit zeitweise die erste Einwechseloption für Polanski gewesen ist, spricht trotz aller Verletzungssorgen nicht unbedingt für die Kaderbreite von Borussia. Auch wenn er gegen Wolfsburg durchaus für etwas Belebung sorgte, reicht die Qualität des 22jährigen Armeniers bislang nicht aus und eine vorzeitige Trennung wäre für beide Seiten vorteilhaft.

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