Vom Kreuzbandriss zum Fixpunkt: Warum Militão wichtiger ist als jeder Neuzugang
Vom Pechvogel zum Fixpunkt
Noch 2023 galt Éder Militão als einer der gefragtesten Innenverteidiger Europas, sein Marktwert kletterte auf 70 Millionen Euro. Dann die Rückschläge: Erst im August 2023, dann im November 2024 riss ihm jeweils das Kreuzband. Die Konsequenz: insgesamt fast eineinhalb Jahre ohne Wettkampfpraxis. Kaum ein Spieler kommt nach solchen Verletzungen auf das alte Niveau zurück. Der Brasilianer ist mit seinen 27 Jahren eigentlich im besten Fußballeralter – doch die doppelten Kreuzbandrisse hätten seine Karriere auch frühzeitig ausbremsen können.
Militão aber ist dank harter Arbeit und guter medizinischer Betreuung auf dem besten Weg zurück in die Weltspitze. Schon am ersten Spieltag dieser Saison gegen Osasuna stand er wieder in der Startelf – ein klares Signal von Xabi Alonso. Der Trainer setzt klar auf den Comebacker, geht zugleich aber behutsam mit ihm um, reagiert auf kleinste Probleme, wie etwa im Derby, als er Militão vorsichtshalber zur Pause auswechselte. Auch Pausen gehören zum Plan, um den Brasilianer langfristig aufzubauen und das Risiko einer weiteren, möglicherweise karrierebedrohenden Verletzung zu minimieren. Und doch zeigt sich: Immer wenn Militão spielt, gibt er der Defensive jene Stabilität, die Real Madrid in dieser Saison so dringend braucht.
Ruhepol in einer neuformierten Hintermannschaft
Das ist umso bemerkenswerter, weil Real Madrid im Sommer kräftig nachlegte. Mit Dean Huijsen kam ein hochtalentierter Innenverteidiger, dazu Trent Alexander-Arnold und Álvaro Carreras für die Außenverteidigerpositionen. Doch während Huijsen trotz vielversprechender Ansätze noch schwankt, hat Militão seine Rolle gefunden – nicht als Rückkehrer, sondern als unumstrittener Fixpunkt.
Seine Leistung gegen Villarreal war typisch: kein Foul, kein verlorener Bodenzweikampf, 93 Prozent Passquote. Drei Klärungen, ein geblockter Schuss – und vor allem die Präsenz, die seine Nebenleute stabilisierte. Es waren keine auffälligen Szenen, sondern jene unsichtbaren Momente, die ein Spiel im Abwehrzentrum kontrollierbar machen.
Gereift und abgeklärt
Vor seinen Verletzungen lebte Militão stark von seiner Athletik und suchte häufiger den spektakulären Zweikampf. Heute wirkt er reifer: Er antizipiert, stellt Räume klug zu und braucht weniger spektakuläre Grätschen, um Gefahr zu entschärfen. Diese Ruhe macht ihn für Alonso so wertvoll. In einem Team, das nach vorn voller Tempo und Risiko agiert, ist Militão derjenige, der Balance gibt. Er ist kein lauter Wortführer, doch seine Körpersprache reicht aus, um Autorität auszustrahlen.
Aktuell ist Militão in der Innenverteidigung gesetzt – daran besteht kein Zweifel. Spannend wird es, sobald Antonio Rüdiger nach seiner Verletzung zurückkehrt. Denn dann wird es auf einen Zweikampf mit Huijsen hinauslaufen, der trotz seines Potenzials hin und wieder wackelt. Alonso hat die Qual der Wahl, doch die Frage lautet weniger, ob Militão spielt, sondern mit wem. Das unterstreicht auch der Blick auf seine Saisonwerte: über 90 Prozent Passgenauigkeit, kaum einmal überdribbelt, fast zwei Drittel seiner Bodenzweikämpfe gewonnen. Es sind Werte, die keine Schlagzeilen machen – aber genau die Basis liefern, die Real zuletzt so oft fehlte.
Fazit: Mehr wert als jeder Marktwert
Nach zwei Kreuzbandrissen wird Éder Militão nur noch mit 30 Millionen Euro taxiert – auf dem Platz aber ist er für Real Madrid längst wieder unbezahlbar. Er stabilisiert die Viererkette, gibt Sicherheit im Aufbau und wirkt wie ein Anker für seine Nebenleute.
Während Kylian Mbappé mit Toren glänzt und Vinícius Júnior Schlagzeilen sammelt, ist Militão die stille Konstante: kein Spektakel, keine Show – sondern Stabilität, Ruhe und Führungsstärke. Genau das, was Xabi Alonso nach einem intensiven Saisonstart braucht. Die Königlichen haben viele Stars, doch wenn es darum geht, ihre Defensive zu ordnen, gibt es derzeit keinen wichtigeren Spieler als Éder Militão.
Der Beitrag Vom Kreuzbandriss zum Fixpunkt: Warum Militão wichtiger ist als jeder Neuzugang erschien zuerst auf REAL TOTAL.