Er hat noch einmal Kraft getankt. Wandern in den Tiroler Bergen, die Alpen haben es Florian Witte schon länger angetan. Am morgigen Dienstag tauscht er die Berghütte auf der Alm aber wieder mit dem Fußballplatz. Dann geht bei Fortuna Biesdorf am Grabensprung die Vorbereitung auf die neue Saison los – mit dem jüngsten Cheftrainer der Berlin-Liga. Der 26-jährige Witte rückt von der 2. Mannschaft in die Erste hoch und folgt auf Nico Hennig, der bei Eintracht Mahlsdorf die A-Jugend übernimmt. Auch der Posten des Sportlichen Leiters wurde neu besetzt. Den ebenfalls nach Mahlsdorf gewechselten Nico Steffen ersetzt der vom TSV Lichtenberg gekommene Ronny Freitag.
Viele Augen werden sich aber zunächst auf Florian Witte richten. Seine Premiere in der Berlin-Liga erlebte er bereits in der Vorsaison. Im Heimspiel gegen den Frohnauer SC am Karfreitag coachte er die Mannschaft, weil Hennig und Co-Trainer Julian Hempe im Urlaub weilten. Wittes Debüt verlief erfolgreich, Biesdorf gewann das Spiel mit 3:1. Und dass Witte als Trainer einiges drauf hat, bewies er mit der 2. Mannschaft, die er als Vizemeister der Bezirksliga in die Landesliga führte.
Immer an Florians Seite als Co-Trainer ist sein Vater Andreas. Eine Konstellation, die einzigartig sein dürfte in Fußball-Deutschland. „Als ich als Spieler in die U14 kam, hat mein Papa schon eine andere Jugendmannschaft trainiert“, erzählt der junge Witte. „Ich hatte um 18 Uhr Training, war aber immer schon früher da und habe Papa beim Training zugeguckt. Bald habe ich mich dann daran beteiligt und es hat mir totalen Spaß gemacht.“ Seine Spielerkarriere ließ er nach einem Jahr im Erwachsenenbereich ausklingen. In der Zweiten übernahm Florian vor drei Jahren dann die Cheftrainerrolle, sein Vater wurde sein Assistent. „Papa genießt das, wir kommen einfach sehr gut miteinander klar. Fußballerisch ticken wir sowieso gleich.“ Und in Celina Witte ist noch ein weiteres Familienmitglied als Betreuerin im Team dabei. Celina und Florian sind schon seit Jugendtagen ein Paar, im vorigen Jahr haben sie geheiratet.
Der neue Trainer kann zwar auch mal laut werden, ist aber im Vergleich zu seinem impulsiven Vorgänger Hennig die Ruhe selbst. „Ich bin insgesamt eher entspannt, da müsste schon einiges zusammenkommen, dass ich mal die Rote Karte sehe“, schmunzelt Witte. Steve Hornig ist vom Coach absolut überzeugt. „Florian hat in den letzten Jahren gezeigt, dass er Mannschaften entwickeln und diese voranbringen kann“, sagte der 1. Vorsitzende bei der Bekanntgabe der Personalie im Mai. „Seine Idee vom Fußball, sein empathischer Umgang mit jungen Spielern und seine Kommunikation sind herausragend und wird unsere Spieler in die nächste Phase ihrer Entwicklung bringen.“
Fortuna hat nur den Abgang von zwei Stammspielern zu verkraften, ansonsten konnte der Stamm gehalten werden. Am schwersten wiegt wohl der Wechsel des Sechsers Anthony Worm nach Mahlsdorf, Angreifer Maximilian Frenz, der in 26 Spielen elf Tore schoss, geht zu Tennis Borussia. Neu ist bisher der 21-jährige Innenverteidiger Mohammad Mansour (Mahlsdsorf II), Torwart Felix Wieschollek kommt von Sparta Lichtenberg zur Fortuna zurück. Ein paar junge Spieler sollen noch dazukommen. Dass Alex Steinke, der mit seinen wie Flanken in den Strafraum fliegenden Einwürfen auf sich aufmerksam machte, von den Biesdorfern gehalten wurde, freut Florian Witte sehr: „Alex ist ein Arbeiter, der Fußball spielen kann.“
Derzeit arbeitet der Student der Sportwissenschaften noch an seiner Bachelor-Arbeit, beruflich ist Witte auch noch beim 1. FC Union tätig. Nachdem er im Nachwuchsleistungszentrum schon als Trainer gearbeitet hat, ist er nun u.a. als Koordinator für die Feriencamp-Angebote des Vereins zuständig. Alles dreht sich um Fußball im Hause Witte. Die Berlin-Liga kann sich auf einen spannenden jungen Typen freuen.