Fußball
News melden
Nachrichten

Flinsbach/Asbach: 18-Jähriger wurde nach Unfall links liegen gelassen

0 15

		Flinsbach/Asbach:  18-Jähriger wurde nach Unfall links liegen gelassen

Von Berthold Jürriens

Neckarbischofsheim/Flinsbach. Die beiden verdreckten Motorradseitenkoffer riechen nach Erde. Gerissene Kunststoffteile hängen lose herab, und sogar Blätter vom Rübenacker sind gut sichtbar eingeklemmt. "Den einen Hartschalenkoffer hat es komplett auseinandergerissen. Der andere hat wahrscheinlich dafür gesorgt, dass das Motorrad nicht auf meine Beine gefallen ist", erzählt Florian Jungmann. Am Mittwoch, 8. September, war er kurz vor 7 Uhr auf seiner Kawasaki auf dem Weg zur Arbeit nach Obrigheim. Zwischen Flinsbach und Asbach erfasste ihn ein rotes Auto. Der 18-Jährige landete mit seinem Motorrad im Rübenacker, der Unfallverursacher fuhr einfach weiter. Eine Tat, die Jungmann bis heute zu denken gibt.

"Ich hatte einfach Glück. 30 Zentimeter weiter, und ich wäre im Graben gelandet und sicher nicht so glimpflich davongekommen", ist sich der 18-Jährige sicher. Sein Vater Frank Jungmann, auf dessen Moped Florian die Jahre zuvor viel Erfahrungen im Straßenverkehr sammeln konnte, stimmt zu: "Ihn hätte es von der Maschine gehauen." Florian Jungmann zeigt den verschmutzten und beschädigten Motorradhelm, der ebenfalls beim Unfall in Mitleidenschaft gezogen wurde, und den Teil des Tachos seiner Kawasaki, den man noch gefunden hat. Mutter Alexandra Jungmann berichtet von Prellungen, einer Art "Muskelkater" und einer kleinen Schürfwunde.

Wenn die Eltern von dem Unfall erzählen, merkt man schnell, dass sie – anders als ihr Sohn – noch immer aufgewühlt sind. Vor allem, dass der Unfallverursacher einfach weitergefahren ist, also Fahrerflucht begangen hat, sei für die Eltern ein nicht nachvollziehbares Verhalten. "Die erste Wut über die Unfallflucht ist jetzt aber dem Gefühl gewichen, dass wir froh sind, dass nicht mehr passiert ist", sagen die Eltern. "Aber die Verletzlichkeit des Lebens", ergänzt Alexandra Jungmann, "wird einem bewusst."

"Auf der Strecke von Flinsbach nach Asbach, kurz vor dem Ingelheimerhof, ist eine Linkskurve. Auf einmal kam mir ein roter Pkw, der sich auf meiner Fahrspur befand, entgegen", erzählt der Schreiner mit ruhiger Stimme. Instinktiv sei er ausgewichen und in den Rübenacker gefahren. Spuren belegen, dass er mit seiner Kawasaki wohl noch rund 25 Meter weit gefahren sein muss, bevor er stürzte. 100 Kilometer pro Stunde sind in diesem Bereich der K 4187 erlaubt. "So zwischen 70 und 80 km/h werde ich wohl gefahren sein", sagt Florian. Er könne sich noch daran erinnern, dass er nach dem Sturz laut geflucht habe. "Ob der Helm aber schon offen war, oder ob ich das selbst gemacht habe, weiß ich nicht mehr."

Sofort hätten zwei Lkw-Fahrer angehalten und ihre Hilfe angeboten. Er habe dann die Polizei und die Eltern informiert. "Man merkte schon, dass Florian unter Schock stand", berichtet seine Mutter. Die Polizei sei sehr schnell vor Ort gewesen und habe beim Aufladen des Motorrads geholfen. Während der Unfallaufnahme hätten einige Motorradfahrer angehalten, nur der Unfallverursacher hatte sich aus dem Staub gemacht. "Eigentlich hätte er das sehen müssen", wundert sich Florian immer noch, der selbst in der örtlichen Freiwilligen Feuerwehr aktiv ist und "es als selbstverständlich ansieht, immer zu helfen, wenn es notwendig ist".

Was wäre gewesen, wenn Florian schwer verletzt gewesen wäre, oder wenn das Motorrad auf ihm gelegen hätte? Diese Fragen stellten sich die Eltern nach dem Unfall und teilten die Pressemitteilung der Polizei auf verschiedenen Kanälen, um so auf das Unglück aufmerksam zu machen. "Und auch, um eventuell den roten Pkw irgendwie ausfindig zu machen", sagt Frank Jungmann. Er hielt auch schon zur selben Zeit an dem Unfallort nach einem roten Pkw Ausschau, weil es sich um einen Berufspendler in Richtung Flinsbach gehandelt haben könnte.

Es gehe dabei nicht um den Sachschaden. "Florian hatte für das Motorrad und die Ausrüstung zwar lange gespart, und rund 2000 Euro wird die Reparatur kosten. Aber dass jemand einen Unfall verursacht, weiterfährt und den Geschädigten einfach liegen lässt, ist einfach erschreckend", finden die Eltern. Jetzt, mit etwas zeitlichem Abstand, würden sie auch eine Entschuldigung annehmen. "Vielleicht hat der Fahrer wirklich nichts von dem Unfall mitbekommen", sagen sie. Ihr Sohn habe auf jeden Fall gut reagiert und einfach Glück gehabt. "Seelenbalsam" seien für die Mutter die vielen Anrufe und Genesungswünsche für ihren Sohn gewesen: "Das hat schon gut getan."

Florian selbst, der drei Tage arbeitsunfähig war, möchte "so schnell wie möglich wieder auf sein Motorrad". Und was würde er dem Unfallverursacher bei einer möglichen Begegnung sagen? "Stell’ dir vor, du wärst an meiner Stelle gewesen."

Info: Die Polizei sucht weiterhin Zeugen des Unfalls, der sich am Mittwoch, 8. September, kurz vor 7 Uhr, zwischen Flinsbach und Asbach ereignet hat. Wer dazu, zum Verursacher oder dessen wahrscheinlich rotem Fahrzeug Auskunft geben kann, soll sich beim Polizeirevier Sinsheim, Telefon 07261 / 6900, melden.

Загрузка...

Comments

Комментарии для сайта Cackle
Загрузка...

More news:

TSG 1899 Hoffenheim (de)
Seitenwahl

Read on Sportsweek.org:

Andere Sportarten

Sponsored