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Daimler Trucks: So wirkt sich der Umstieg auf E-Lkws aufs Mannheimer Werk aus

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		Daimler Trucks:  So wirkt sich der Umstieg auf E-Lkws aufs Mannheimer Werk aus

Von Barbara Klauß

Mannheim/Stuttgart. Von einem "Grundstein für eine erfolgreiche Zukunft" ist am Freitag die Rede, von einer richtungsweisenden Entscheidung: Der Wandel zur E-Mobilität stellt nicht nur die Autoindustrie vor gewaltige Herausforderungen, sondern auch Lkw-Hersteller wie Daimler Trucks. Bislang war unklar, was das für die einzelnen Standorte – etwa das Mercedes-Benz-Werk in Mannheim – genau bedeutet. Nun legten Unternehmen und Betriebsrat gemeinsam eine Skizze vor, wie man sich die Zukunft der drei Aggregate-Werke in Mannheim, Gaggenau und Kassel vorstellt.

Nach langen und intensiven Gesprächen hätten sich Konzern und Betriebsrat auf Eckpunkte zur zukünftigen Ausrichtung und Standortsicherung geeinigt, erklärten Yaris Pürsün, Leiter der globalen Produktion von Antriebskomponenten für Daimler Truck, und der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Michael Brecht am Freitag bei einem Gespräch mit Journalisten.

Demnach sollen die drei Werke gemeinsam mit dem Schwesterwerk in Detroit die globale Produktion von batterieelektrischen und wasserstoffbasierten Antrieben vorantreiben und sich jeweils auf unterschiedliche Komponenten elektrifizierter Antriebe spezialisieren: Gaggenau auf elektrische Antriebskomponenten sowie auf die Montage wasserstoffbasierter Brennstoffzellenaggregate, Kassel auf elektrische Antriebssysteme und Mannheim auf Batterietechnologien und Hochvoltsysteme.

"Diese Vereinbarung ist für das Mercedes-Benz Werk Mannheim richtungsweisend", erklärte der Standortverantwortliche Andreas Moch. "Die bereits bestehenden Kompetenzen zur Elektromobilität werden weiter ausgebaut." Mit der Konzentration auf Batterietechnologie und Hochvoltsysteme werde man auch im Segment der CO2-neutralen Nutzfahrzeuge eine bedeutende Rolle bei Daimler Trucks innehaben.

Die Lkw-Tochter der Stuttgarter hat sich zum Ziel gesetzt, ab 2039 in Europa, Japan und Nordamerika nur noch Neufahrzeuge zu verkaufen, die im Fahrbetrieb CO2-neutral sind. Noch 2021 will Mercedes-Benz in Wörth mit der Serienproduktion seines ersten batterieelektrischen Lastwagens starten, ab 2027 sollen Serienfahrzeuge mit Wasserstoff-Brennstoffzellen-Antrieb angeboten werden.

Doch das sorgt zum Teil für Unsicherheiten – an den Standorten, aber auch und bei Mitarbeitern, von denen manche einen erheblichen Stellenverlust befürchten. "Im Werk Mannheim stehen wir vor großen Herausforderungen", erklärte Bruno Buschbacher, Betriebsratsvorsitzender in Mannheim, am Freitag. Deshalb habe man schon Ende vergangenen Jahres von der Leitung gefordert, frühzeitig mit Arbeitnehmervertretern über die Zukunft der Standorte zu diskutieren. "Denn klar war für uns: Wenn wir nichts tun und am Status Quo festhalten, würde das eine dramatische Reduzierung von Beschäftigung bedeuten", fügte er hinzu. "Jetzt läuten wir eine Zeitenwende für unsere Standorte ein, mit richtungsweisenden Entscheidungen und Perspektiven für die Zukunft unserer Werke."

Das vereinbarte Eckpunktepapier sichere die drei Aggregate-Standorte Gaggenau, Mannheim und Kassel gegenseitig ab, so Buschbacher. "Das gemeinsame Vorgehen hat zu einem eindrucksvollen Ergebnis echter Solidarität geführt."

Dennoch: Perspektivisch müsse man in den drei Werken wohl eher von einer zurückgehenden Beschäftigtenzahl ausgehen, so Pürsün. Derzeit sind im Mannheimer Motorenwerk rund 4800 Mitarbeiter beschäftigt, in Gaggenau 6200 und im Nutzfahrzeugzentrum in Kassel 130. Von der Stammbelegschaft müsse sich für die nächsten Jahre aber niemand Sorgen machen, fügte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Brecht hinzu. Derzeit seien die Auftragsbücher voll, zudem finde der technologische Wandel nicht von heute auf morgen statt. "Selbst wenn wir bis zum Jahr 2030 bis zu 30 oder 35 Prozent vollelektrische Trucks hätten, wäre der weit größte Teil immer noch Verbrenner."

Dass in Mannheim – so lange Nachfrage besteht – weiterhin die Verbrenner-Motoren der schweren Klassen gebaut werden, wertete der dortige Betriebsrat Buschbacher als wichtige Botschaft für die nahe Zukunft. Mit Blick auf die neuen Antriebstechnologien werde Mannheim seine 25-jährige Erfahrung in der Elektromobilität weiter ausbauen und das Kompetenzzentrum für emissionsfreie Mobilität (KEM) zurück ins Werk holen.

Aus Buschbachers Sicht entstehen hier auch viele neue Möglichkeiten für die Kolleginnen und Kollegen. "Deshalb ist es wichtig, dass wir in den nächsten Jahren massiv auch in die Qualifizierung und Weiterbildung investieren", sagte er.

Man mache sich jetzt auf einen Weg, von dem niemand wisse, wie er in den kommenden 10 bis 15 Jahren aussehen werde, sagte Pürsün, Daher betonten er und Brecht, dass Daimler eine größere Flexibilität benötige und die Anzahl der Leiharbeiter erhöht werde. Zudem kündigte der Konzern "zusätzliche, signifikante Investitionen" an den drei Standorten an. Betriebsrat Brecht geht von einer Summe von rund 500 Millionen Euro über die kommenden sechs bis sieben Jahre aus. Wie sie auf die Standorte verteilt würden, sei noch nicht absehbar, erklärte er.

"Für Mannheim können wir dank großer Investitionsmittel die nächsten fünf Jahre und darüber hinaus zuversichtlich in die Zukunft blicken", so Buschbacher. Jetzt gehe es in die Ausgestaltung von verbindlichen Betriebsvereinbarungen, auch in Mannheim. Mit einem Abschluss rechne er im dritten Quartal.

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