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Eberbach: Händler sind froh, dass es wieder losgeht

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		Eberbach:  Händler sind froh, dass es wieder losgeht

Von Helen Moayer Toroghy

Eberbach. Montagvormittag kurz vor neun Uhr – gleich dürfen die Geschäfte ihre Läden nach einer gefühlten Ewigkeit wieder öffnen. Über elf Wochen konnten Einzelhändler keine Kunden in ihren Geschäften empfangen. Vereinzelt sind schon Passanten unterwegs: "Wird Zeit, dass wieder Normalität einkehrt", hört man sie zueinander sagen. Einige Autos rollen durch die Straßen und auch die Suche nach dem besten Parkplatz beginnt wieder.

Ein Ehepaar biegt zur Auslage bei Müller ein und läuft kurze Zeit später weiter. Eine Frau mit rotem Einkaufskorb betritt den Laden. Ganz langsam füllt sich die Bahnhofstraße und die Stadt erwacht wieder ein bisschen zum Leben. Obwohl der große Ansturm bisher ausbleibt, ist viel mehr los, als man es durch die Pandemie inzwischen gewöhnt ist. Die Stimmung ist hoffnungsfroh – sogar die Sonne lacht.

"Es war eine bittere Zeit für uns alle und wir sind froh, dass wir wieder geöffnet haben dürfen", so Dietrich Müller, Inhaber des gleichnamigen Modehauses. Konzepte wie Click & Collect könnten den direkten Verkauf einfach nicht ersetzen. Die ersten Kunden schauen sich schon im Laden um, auch sie haben die Öffnung herbeigesehnt. "Ich bin froh, dass man die Leute wiedersieht, es hat mir schon sehr gefehlt durch die Geschäfte zu bummeln", sagt Stammkundin Anita Niedermayer (68).

"Wo soll ich denn sonst Kleidung herbekommen?", fragt Gary Clark (61) und sieht sich nach Pullovern um. "Wenn man im Internet bestellt und es nicht passt, muss man es wieder zurückschicken. Hier kann ich es anprobieren und direkt mitnehmen, wenn es mir gefällt."

Dietrich Müller, der auch Vorsitzender der Eberbacher Gewerbegemeinschaft ist, hat zuletzt in einer Protestaktion und in Gesprächen mit Politikern auf die schwierige Lage des örtlichen Einzelhandels aufmerksam gemacht. Nachvollziehen, dass so lange geschlossen bleiben musste, kann er nicht: "Die Bedrohung durch das Virus ist da, aber mir fehlt die Verhältnismäßigkeit: Warum ist es okay, wenn sich bei Lidl am Wühltisch die Kunden gegenseitig die Kinderbekleidung aus der Hand reißen, aber wir müssen trotz Hygienekonzept zu bleiben?" Es sei ein Versagen der Politik, dass der regionale Einzelhandel als "Bauernopfer" so lange habe herhalten müssen. In seinem Geschäft achte er sehr auf Hygieneregeln und jeder Kunde, der eintritt werde registriert.

Susanne Reinig, Inhaberin des Elektro- und Hausratsgeschäfts Reinig, sieht das ähnlich: "Die Hilfen fließen nicht und es ist eine bürokratische Katastrophe sie zu beantragen", sagt sie. Weil sie ihren Reparaturservice weiter anbieten durfte, hatte sie zumindest noch ein "kleines Feuer am Brennen". Bei der Beantragung von Hilfen sei das aber eine zusätzliche Hürde gewesen. Reinig ist aber auch dankbar für die vielen netten Gespräche mit Kunden, die Click & Collect genutzt haben.

"Wie es jetzt anläuft muss man abwarten, aber ich bin echt froh, dass wir wieder da sein können", blickt sie voraus. Sie befürchtet indessen, dass die Öffnung nicht von Dauer sein könnte: "Ich glaube in den nächsten 14 Tagen könnte es gut passieren, dass wieder Einschränkungen kommen." Ähnlich wie ihre Kollegen ist auch sie sehr auf die Einhaltung der Hygieneregeln bedacht. "Was mich ärgert ist, dass in den Supermärkten alles verkauft werden darf, auch unsere Ware – wir haben aber die besseren Konzepte", betont sie.

"Es ist ein tolles Gefühl wieder arbeiten zu dürfen", findet Rudi Niedermayer. In seinem kleinen Schuhgeschäft sind zwei Kunden, die bereits nach dem passenden Schuh für die nächste Saison suchen – mit dem nötigen Sicherheitsabstand. Niedermayer kritisiert ebenfalls die vergangenen Maßnahmen: "Wenn hier zwei Kunden mit Maske und Abstand in den Laden kommen, kann sich doch eigentlich niemand anstecken." Bei Kaufland gingen dagegen 100 Kunden ein und aus, ohne dass jemand darauf achte, ob alle Empfehlungen zu den Hygienemaßnahmen eingehalten würden.

Jetzt sei er aber froh wieder zum Normalbetrieb übergehen zu können, obwohl man natürlich auch nicht wisse, wie es mit den Inzidenzzahlen weiter gehen werde. "Ich bin erstaunt, dass fast alles wieder offen ist – aber warum denn auch nicht? Mit Abstand und Maske ist das doch in Ordnung, solange alle aufeinander aufpassen", sagt Christiane Weber (74) und probiert ein Paar Turnschuhe an.

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