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Heidelberg: Viele gedenken der Pogromnacht - auch ohne zentrale Feier

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		Heidelberg:  Viele gedenken der Pogromnacht - auch ohne zentrale Feier

Von Julia Lauer

Heidelberg. Es war ein stilles Erinnern in diesem Jahr, stiller als in anderen Jahren, doch die Anteilnahme vieler Menschen war dennoch zum Greifen nahe. Denn die Besucher, die an diesem Montag auf den Synagogenplatz gekommen waren, um der Opfer der Nationalsozialisten zu gedenken, hatten Zeugnisse ihrer Anwesenheit hinterlassen. Und so wusste, wer sich in der Dunkelheit des Abends auf dem Synagogenplatz in der Altstadt einfand und dort bei Kerzenschein nur umgeben von einer Handvoll anderer stand, dass über den Tag hinweg schon viele andere vor ihm da gewesen waren: Es waren die vielen weißen Kieselsteine auf dem Gedenkstein und auf den Gedenktafeln, die das zum Ausdruck brachten, außerdem Blumen und ein Pappschild, das jemand dort abgestellt hatte. "Nie wieder", war darauf zu lesen.

Es war am Montag 82 Jahre her, dass die Nationalsozialisten in ganz Deutschland Synagogen, Häuser und Geschäfte von jüdischen Mitbürgern zerstört und geplündert hatten – auch in Heidelberg, wo ihre Einrichtungen angegriffen, demoliert oder vollends in Schutt und Asche gelegt wurden. Darunter waren Büros, Geschäfte und Arztpraxen ebenso wie Klassenräume, das Bethaus in der Plöck oder eben auch die Synagoge in der Lauerstraße. 60 Jahre lang hatte sie dort gestanden, bevor sie in jener Nacht niedergebrannt wurde.

"Wenn man einen Stein ablegt, zeigt man, dass man da war", erklärte Rabbiner Janusz Pawelczyk-Kissin die alte jüdische Tradition. Er war gemeinsam mit Bürgermeister Wolfgang Erichson auf den Platz gekommen, um die Erinnerung an das grausame Unrecht lebendig zu halten. Auf dem Platz, wo die Pflaster nur noch den Grundriss der Synagoge zeigen, hatte eine Gedenkfeier stattfinden sollen, aber coronabedingt wurde sie abgesagt. Die Stadt hatte stattdessen an der Ecke Große Mantelgasse / Lauerstraße Gedenksteine bereitgestellt – als Einladung, sie dort abzulegen.

In anderen Jahren ist der Platz an diesem Tag voller Menschen. "Sonst kommen auch Studenten und Vertreter anderer Glaubensgemeinschaften, und es gibt auch Musik. Wir sind traurig, dass das in diesem Jahr nicht geht", sagte Halyna Dohayman aus dem Vorstand der Jüdischen Kultusgemeinde. Doch man freue sich über die Steine – ebenso wie über die Blumen.

Dass dieses dunkle Kapitel auch der Heidelberger Geschichte bis heute aufs Engste mit den Biografien mancher Stadtbewohner verbunden ist, zeigt das Beispiel des Veranstalters Jochen Flamme, der ebenfalls vor Ort war. Seine Mutter habe schräg gegenüber gelebt und die Zerstörung der Synagoge aus nächster Nähe erlebt – zwei Jahre, bevor er geboren wurde. Als Jüdin musste sie um ihr Leben fürchten und habe in ständiger Sorge gelebt, von den Nationalsozialisten abgeholt zu werden, erzählt Flamme. Der evangelische Pfarrer Hermann Maas habe bewirkt, dass der Termin immer wieder aufgeschoben wurde, sodass sie den Krieg in Heidelberg überlebte – im Gegensatz zu vielen anderen Mitgliedern der jüdischen Gemeinde.

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