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Schriesheim: Mehr Pflaster für die Einkaufsachse?

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		Schriesheim:  Mehr Pflaster für die Einkaufsachse?

Von Micha Hörnle

Schriesheim. Im Grunde hatte Matthias Prüller von der Imakomm-Akademie recht gute Nachrichten, was den Einzelhandel angeht. Vor den Stadträten präsentierte er am Mittwochabend das Gutachten, das die RNZ bereits am letzten Samstag vorgestellt hatte. Prüller hatte allerdings die Betriebe vor Corona befragt, und da sah die Situation noch halbwegs rosig aus: "50 Prozent der Händler sind sehr zufrieden, das ist ein sehr guter Wert. Dem Handel geht es relativ gut." Immerhin seien bei der Hälfte der Firmen 2019 die Umsätze im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Das sei jetzt erst einmal vorbei – denn coronabedingt gebe es im Handel "im Moment keine Expansion".

Und doch schlug er einige Verbesserungen vor: So sollte der Edeka-Markt in der Bismarckstraße besser mit der Heidelberger Straße als der "zentralen Einkaufsachse" besser verbunden werden – mit der Möglichkeit, dass sich hier mehr Läden oder Lokale ansiedeln. Auch die offizielle Wegführung vom OEG-Bahnhof in die Heidelberger Straße sollte ergänzt werden: Die Besucher würden über die Bismarck- und die Kirchstraße direkt ins Herz der Altstadt geführt. Deshalb wäre es nicht schlecht, wenn die Pflasterung der Heidelberger Straße, die im Moment hinter der Entengasse endet, weiter fortgeführt würde – damit man gleich sieht, wie weit die Geschäfte reichen. Zudem empfahl er auf dem Festplatz mit seinem leeren Fass eine Gastronomie, um Auswärtige willkommen zu heißen.

Außerdem sollen die momentan neun Leerstände "aktiv angegangen" werden, so Prüller in seiner knappen Präsentation, ohne allerdings konkreter zu werden. In seinem Gutachten hatte er zu einem "Leerstandsmanager" geraten, der Kontakt zu den Eigentümern der Ladenlokale aufnehmen und sie mit ansiedlungswilligen Betrieben zusammenbringen soll. Zudem mahnte Prüller an, dass die Firmen besser im Internet sichtbar sein sollten. Ansonsten gab Prüller Schriesheim mit auf den Weg, es solle stärker an seinem Image als Weinstadt arbeiten – beispielsweise durch Rebenranken im Zentrum, denn den hübsch angelegten Rathausbuckel "sieht nicht jeder".

Prüllers Gutachten schreibt das von 2008 fort, das damals in Auftrag gegeben wurde, als Holz-Gschwander das Industriegebiet verlassen hatte und sich neue Großmärkte ansiedeln wollten. Seither gibt es eine recht umfangreiche Liste von "zentrumsrelevanten Sortimenten" (wie Bücher, Schuhe oder Textil), die außerhalb der Innenstadt tabu sind. Diese gilt nun weiter.

Die Räte, von denen einige vor der Sitzung – wenn auch hinter vorgehaltener Hand, vernichtende Urteile über dieses Einzelhandelsgutachten gefällt hatten – äußerten, wenn überhaupt, eher milde Kritik. Bernd Molitor (Grüne Liste) sah darin "eine gute Analyse des Ist-Zustands, auch wenn man vorher schon vieles wusste". Für ihn ist das Gutachten "keine Anleitung", was jetzt zu tun sei, "da brauchen wir eigene Kreativität". Auch Sebastian Cuny (SPD) meinte: "Wir müssen mutiger und ideenreicher werden" – und empfahl Rebenbögen oder einen Wingert direkt am westlichen Branichtunneleingang (wo jetzt noch Bäume stehen), damit jeder weiß, dass er gerade in einer Weinstadt ist. Ansonsten fand er eine weitere Aufwertung der Heidelberger Straße gut. Christiane Haase (CDU) will endlich eine Digitalisierungsstrategie für die Betriebe in Gang bringen.

Kritik kam von Bernd Hegmann (Freie Wähler) gab es Kritik: Das Gutachten habe "die hohen Erwartungen, die mit ihm verbunden waren, nicht erfüllt", denn im Grunde war ja alles bereits bekannt. Auch er war für eine Pflasterung der Heidelberger Straße bis zur Passein, und auf die Weinstadt Schriesheim könnte man mit einer entsprechenden Bepflanzung des geplanten Kreisels am Autobahnzubringer hinweisen. Ulrike von Eicke (FDP) konnte dem Gutachten "so nicht zustimmen", es widerspreche mit seiner Sortimentsbegrenzung der Innenstadt liberalen Prinzipien: "Diese Liste zum Schutz der Innenstadt hatten wir schon 2008. Und trotzdem ist viel verloren gegangen." Für die Leerstände brauche es nicht mehr Regelungen oder einen städtischen Manager, sondern "mehr mutige Investoren". Sie sah die Forderung nach einer besseren Sichtbarkeit der Betriebe im Internet skeptisch: Viele könnten sich einen eigenen professionellen Auftritt im Netz schlicht nicht leisten.

Bürgermeister Hansjörg Höfer schloss gewohnt versöhnlich: "Wir sind auf einem guten Weg. Wir dürfen unseren Einkaufsstandort nicht schlechter reden, als er ist."

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