Fußball
News melden
Nachrichten

Mannheim: Damit Lehrer ins digitale Klassenzimmer finden

0 20

		Mannheim:  Damit Lehrer ins digitale Klassenzimmer finden

Von Marco Partner

Mannheim. Für die Schulen war es eine absolute Notsituation: Von jetzt auf gleich wurde Mitte März der Unterricht ins Digitale verlagert, die Hausaufgaben per E-Mail verschickt. Das Homeschooling stellte Lehrer, Schüler und Eltern vor große Herausforderungen. Machte deutlich, was die virtuelle Vernetzung kann – und wo die Grenzen liegen. Nun könnten die außerschulischen Erfahrungen die digitale Revolution im Klassenzimmer beschleunigen.

Mit dem Digitalpakt hatte die Bundesregierung bereits 2018 eine fünf Milliarden Euro schwere Schulförderung in Aussicht gestellt. Lange blieben die Mittel unangetastet, nun werden sie allmählich angezapft. Das Johann-Sebastian-Bach-Gymnasium in Mannheim stattet während der Sommerferien alle Klassenräume mit digitaler Technik aus. Dabei greift man auf ein Mannheimer IT-Unternehmen zurück, das nicht erst seit Corona, sondern seit 25 Jahren Schulen auf dem Weg ins Digitale fit macht.

"Jede Schule muss anders gehandhabt werden. Es gibt keine Lösung von der Stange", verrät Anna Mohra von der Firma Maiks. Manche Lehrer arbeiten noch mit Overhead-Projektor, andere sind bereits mit Smartboards, also digitalen Tafeln, vertraut. Auf ganz unterschiedlichen Levels holen die IT-Experten die Bildungseinrichtungen ab, gehen mit Workshops und pädagogischen Konzepten zur Hand. Sie zeigen, was von der Hardware bis zur Software möglich ist.

Das Bach-Gymnasium betritt mit dem großen Update kein digitales Neuland. Die Schule in der Neckarau ist bereits komplett mit W-Lan ausgeleuchtet, seit Jahren wird das Unterrichtsfach Medienbildung angeboten. "Viele Schulen nutzen die Digitalpakt-Gelder nun für den Breitbandausbau. Wir haben die Luxussituation, dass wir jedes Klassenzimmer mit Smartboards ausstatten können", erklärt Lehrerin Sandra Schellhammer.

Bisher kamen die digitalen Tafeln nur in den Naturwissenschaften zum Einsatz. Dort HDMI-, da VGA-Kabel oder Beamer – da mussten sich die Lehrer in jedem Raum auf eine andere Technik einstellen, was sich auf Zeit und Nerven auswirkte. Die Vereinheitlichung soll die Bedienung vereinfachen und Berührungsängste mindern. Denn die Hemmschwelle gegenüber digitalen Hilfsmitteln ist bei Lehrern oft größer als bei Schülern – das hat auch Anna Mohra festgestellt. Erfahrene Pädagogen sind jahrelang mit ihrer Unterrichtsmethode vertraut. Da ist es schwierig, sich auf etwas Unbekanntes einzulassen. In der Neckarau setzt man auf eine Hybrid-Lösung: Die Smartboards sind mit grünen Tafel-Flügeln versehen. Wenn Lehrer will, kann er den modernen Hightech-Bildschirm einfach zuklappen und mit Kreide weiterarbeiten.

Was das Smartboard im Gegensatz zur grünen Tafel kann? "Es verwandelt den analogen Raum in einen virtuellen. Der Unterricht wird interaktiver", so Mohra. Die digitale Tafel erkennt das Handgeschriebene und akzeptiert bei Matheaufgaben oder Lückentexten nur die richtige Lösung. Mit dem Tablet können Schüler auf den Riesenmonitor zugreifen und ihre Ergebnisse präsentieren. "Für die Schüler von heute ist es ein spielerisches Lernen", sagt auch Frank Sturzebecher. Der stellvertretende Geschäftsführer der IT-Firma erinnert sich an seine Schulzeit: "Das war Pascal programmieren." Ansonsten richtete sich sogar beim EDV-Unterricht der Blick mehr ins Buch als auf den Bildschirm. Heute konzipieren Schulverlage ihre Lehrbücher immer mehr für die digitale Welt.

Dennoch ist der Umgang mit der immer noch neuen Technik auch eine Gratwanderung. "Handy aus. Kopf an", heißt es beim Bach-Gymnasium. Laut Schulordnung müssen digitale Geräte auf dem Gelände ausgeschaltet oder im Flugmodus sein. Im Unterricht arbeiten Schüler mit schuleigenen Tablets, bei Erlaubnis auch mit den eigenen Smartphones. Zudem bildet die Schule sogenannte "Medien-Sanitäter" aus: Das sind technikaffine Schüler, die anrücken und Erste Hilfe leisten, wenn der Overhead 4.0 doch mal versagt. "Sie kennen sich super aus und können durchaus auch die Lehrer fortbilden", so Schellhammer. Auch bei weiteren pädagogischen Gedankenspielen, etwa dem Einsatz technischer Hilfen von Robotik bis 3-D-Drucker, werden die Schüler eingebunden.

Dennoch sei das Digitale kein Ersatz für das Analoge. "Gerade in der Corona-Zeit mit Homeschooling haben wir gemerkt: Es ist super, dass es das Digitale gibt. Aber es ist kein Vergleich, mit den Kindern in einem Raum zu sitzen und zusammen zu arbeiten. Das kann keine Online-Plattform abbilden", erläutert Schellhammer. "Je weiter die Digitalisierung voranschreitet, desto wichtiger wird es, soziale Kontakte nicht zu vernachlässigen", fügt Mohra hinzu.

Загрузка...

Comments

Комментарии для сайта Cackle
Загрузка...

More news:

Frankfurter Allgemeine Zeitung (faz.net)

Read on Sportsweek.org:

Andere Sportarten

Sponsored