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"Geranien für den König": Ein Leichenwagen vor der Tür und was das alles auslöst

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Ladenburg. (skb) Kristin Wolz ist eigentlich als Lyrikerin bekannt. Nun ist die Ladenburgerin unter die Romanautoren gegangen. "Geranien für den König" lautet der Titel ihres im Verlag Kleine Schritte erschienenen Debüts; eines Stücks Zeitgeschichte, angesiedelt im Deutschland Ende der achtziger Jahre, als die Mauer noch stand und bereits die Montagsdemos stattfanden. Schauplatz ist ein Mehrfamilienhaus mit acht Parteien, darunter auch jene namens König, deren Alltag jäh unterbrochen wird – denn eines Sonntagmorgens steht ein Leichenwagen vor der Tür, auch die Polizei ist da: Was ist geschehen, fragen sich die Bewohner, die ein gepflegtes, aber nicht tiefes nachbarschaftliches Verhältnis verbindet, und vor allem: wem?

Kristin Wolz lebt selbst in einem Mehrfamilienhaus und reagiert schmunzelnd auf die Frage nach autobiografischen Zügen. "Man hat natürlich auch Bilder im Kopf", aber die stammen nicht unbedingt aus ihrem aktuellen Lebensumfeld. Bei einer ihrer Romanfiguren etwa, einem aus Island stammenden Familienvater, hat sie an einen Freund gedacht, den sie vor langer Zeit schon in Italien kennengelernt hat. "Aber in glücklichen Momenten kriegen die Figuren ein Eigenleben, dann wird es auch literarisch." Unter anderem ein amerikanischer Pilot, ältere Ehepaare, eine alleinerziehende Mutter mit ihrer 18-jährigen Tochter und schließlich die zwölfjährige Anne, ein hochbegabtes Mädchen mit motorischen Defiziten, das viele Verbindungen innerhalb der Bewohner schafft, leben in dem fiktiven Haus, in dem der Leichenwagen für Aufruhr sorgt. Im Fokus steht die Frage, was passiert ist: "Was macht das mit diesen acht Wohnungen?"

Wolz erzählt dies in 97 Episoden, eigentlich einzelnen Geschichten, deren Gesamtheit sie als "Ost-West-Geschichte" bezeichnet, für die sie gedanklich und mittels Recherchen über 30 Jahre in die Vergangenheit gereist ist. Sich beispielsweise überlegte, ob damals alle noch Telefonkabel hatten, welche Musik angesagt war, kurzum: "Wie war das in den Achtzigern?" Auch politische Entwicklungen hat sie eingeflochten, und damit ein Buch geschaffen, "das du nicht einfach so runterliest, sondern bei dem du innehalten kannst". Insofern einen Roman, der weniger zum Verschlingen einlädt, aber neugierig macht, wie es weitergeht, und viel Potenzial zum Nachdenken mitbringt. Es habe, wie die Autorin erzählt, ein kriminalistisches Element, sei aber "im Grunde ein Schnitt durch die bürgerliche Gesellschaft", quasi ein Kaleidoskop. Mit Glücksmomenten, aber auch Ernsthaftem.

Lange hat Kristin Wolz, die früher viele Kurzgeschichten geschrieben hat, an ihrem Buch gearbeitet, im Grunde war es der dritte Anlauf, nachdem zwei fertige Vorgänger letztlich in der Schublade verschwanden: "Sie gefielen mir nicht. Aber es hat mir keine Ruhe gelassen." Also hat sie sich nochmals ans Werk gemacht, ist inhaltlich zum Ursprung, also der ersten Fassung, zurückgekehrt, bestärkt auch durch positive Rückmeldungen, darunter auch des Dresdner Schriftstellers Rudolf Scholz: "Er hat mir Mut gemacht und Tipps gegeben." Ihr Resümee nach der Vollendung: "Es hat mich gepackt, ich habe viel gelernt." Eine Herausforderung sei es gewesen, mit dem besonders schönen Aspekt, bei einem Thema verweilen zu können. "Das Schönste ist eigentlich, dass der Roman fertig wurde. Und dass er vom Verlag genommen wurde." Der wollte den Erstling ursprünglich auf der Leipziger Buchmesse vorstellen, muss dies aber aufgrund der Veranstaltungsabsage auf die Frankfurter Buchmesse verschieben.

Ihre "Feuerprobe" hat die frischgebackene Romanautorin bereits hinter sich: Ihre Lesung in Leipzig vor durchaus kritischem Publikum, das teilweise selbst der schreibenden Zunft angehört, sei gut angekommen, erzählt Wolz erleichtert. Weitere Besonderheiten sind zum einen "das erste Bild ohne Physik", das Ehemann Herbert Wolz zum Buch gemalt hat, und schließlich die Kompositionen und Improvisationen von Musiker Christian Kurtzahn, der einzelne Szenen vertont und schließlich am Flügel in einer Heidelberger Kirche aufgenommen hat, woraus eine CD mit 13 Stücken entstanden ist.

Info: "Geranien für den König" (160 Seiten, Hardcover, 16,80 Euro) kann man so bestellen: beim Verlag (www.edition-treves.de), bei Kristin Wolz selbst (www.wolz-web.de) oder über die Buchhandlung am Rathaus (E-Mail: buchnest@hotmail.com), Tel.: 06203/12111), die es anschließend mit einliegender Rechnung liefert.

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