Heidelberger Altstadt: Langsam kehrt wieder Leben ins zerstörte Haus zurück
Von Philipp Neumayr
Gut drei Wochen nach dem verheerenden Brand in einem Wohn- und Geschäftshaus ist in der St.-Anna-Gasse wieder halbwegs Normalität eingekehrt - zumindest bei "Papier und Form". Während die Sanierungsarbeiten an der Fassade und in dem Gebäude auf Hochtouren laufen, hat der Büro- und Schreibwarenladen seit Donnerstag wieder regulär geöffnet.
"Wir sind eigentlich ganz zufrieden, wie es vorangeht", sagt Inhaberin Christine Steck. Doch die letzten Wochen waren für sie und ihr Team alles andere als entspannt. "Wir haben hier durchgearbeitet, um das Geschäft wieder auf Vordermann zu bringen", sagt sie. "Ohne die Unterstützung durch meine Mitarbeiter und Familie hätte ich das nicht geschafft."
Alles beim Alten ist deshalb natürlich noch lange nicht. Der hintere Teil des Ladens, rund 30 Quadratmeter groß, ist mit einer Folie abgetrennt. An der Decke zeigen sich nach wie vor deutlich die Spuren des Löschwassereinsatzes der Feuerwehr, und auch die Beleuchtung ist defekt. Oben im ersten Stock, wo sich Büro und Lager befinden, brummen außerdem fleißig die Bautrockengeräte.
"Wenn es gut läuft, ist das in ein bis zwei Wochen erledigt", erklärt Steck. Erst dann könne mit der Renovierung begonnen werden - theoretisch: "Über die Sommermonate wird es womöglich nicht so leicht, Handwerker dafür aufzutreiben."
Aber selbst wenn die Renovierungsarbeiten zeitnah beginnen könnten - vorerst muss Steck improvisieren. Ihre Bürotätigkeiten erledigt sie "in Extraschichten" von Zuhause aus. Diejenigen Verkaufswaren, die unversehrt geblieben sind, mussten in ein Zwischenlager gebracht werden. Noch immer funktionieren weder Telefon noch Internet. "Eigentlich hätte das der Techniker längst behoben haben sollen", so Steck.
Trotzdem: Die Inhaberin nimmt es gelassen. "Was soll ich denn auch machen? Ändern lässt es sich ja jetzt sowieso nicht mehr." Viele der "Papier und Form"-Kunden seien Stammkunden. Die ließen sich ja hoffentlich so schnell nicht abschrecken, sagt Steck, die das Geschäft seit nunmehr 15 Jahren führt.
Nicht nur "Papier und Form", auch das Nachbargeschäft "Blume sucht Vase" hat mittlerweile wieder für Kunden geöffnet. Anders gestaltet sich die Situation für die Bewohner des Hauses, in dem am 27. Mai kurz vor 7 Uhr das Feuer bemerkt wurde. Laut Polizei sind die vier Wohnungen in dem Gebäude auch weiterhin nicht nutzbar.
Warum das Feuer ausbrach und sich die Flammen über die Fassade bis in den Dachstuhl emporarbeiteten, ist nach wie vor unklar. Die Ermittlungen der Polizei dauern an. Insgesamt entstand ein Gesamtschaden von rund 500.000 Euro. Ein großer Teil davon geht auf den Einsatz von Löschwasser zurück.