Bürgermeisterwahl Gaiberg: Die Gaiberger forderten konkrete Antworten
Von Anja Hammer
Gaiberg. "Gaiberg ist anders": Diese Aussage von Bürgermeister Klaus Gärtner bestätigte sich am Freitagabend in der TSV-Halle. Denn bei der offiziellen Kandidatenvorstellung vor der Bürgermeisterwahl am Sonntag, 24. Juni, gaben sich die Gaiberger nicht mit leeren Phrasen zufrieden. Sie löcherten die acht Bewerber auf dem Podium mit Fragen. Sie wollten konkrete Antworten und hatten keine Scheu, diese durch Nachhaken einzufordern. Die RNZ hat einige Fragen und Antworten zusammengefasst.
Was ist Ihrer Ansicht nach die Haupttätigkeit eines Bürgermeisters?
Andreas Hildebrandt sah darin das Repräsentieren, die Moderation des Gemeinderats und das Pflegen von Kontakten. Petra Müller-Vogel betrachtete in kleinen Gemeinden wie Gaiberg den "Bürgermeister als seinen eigenen Sachbearbeiter", der auch mal die Kollegen unterstütze und nicht nur repräsentiere. Für Heike Philipp hat der Rathauschef "ein offenes Ohr und packt an". Alexander Wenning sah in der Motivation der Mitarbeiter, des Gemeinderats und der Bürger die Hauptaufgabe: "Als Bürgermeister muss man gewisse Dinge vorleben." Stephan Weber zufolge muss ein Bürgermeister schauen, was funktioniert und was nicht - und gegebenenfalls gegensteuern und "selbst anpacken". Martin Miltenberger antwortete: "Probleme hören und sich damit beschäftigen." Ralph Steffen wollte aus Stellvertreter-Erfahrung nicht eine Hauptaufgabe nennen - vielmehr reiche das Spektrum von Architektengesprächen bis Geburtstagsbesuchen. Für Markus Huber war der Verwaltungschef ein "Ansprechpartner für Fachfragen und Bürger".
Wie wollen Sie mehr Gastronomie in den Ort holen?
Wenning hatte ein Bistro oder einen Spanier im Sinn, und zwar im Ortsmittelpunkt, der gerade gebaut wird. Darauf griff Weber zurück, hielt aber fest: "Wir können nicht zaubern, wenn kein Gastronom da rein will oder die Menschen nicht hingehen." Dem schloss sich Huber an, unter Umständen könne er sich auch ein Café beim Supermarkt vorstellen. Zur Ortsmitte verkündete Steffen, dass sich bei ihm schon Interessenten für eine dortige Gastronomie gemeldet hätten. Hildebrandt würde Gastronomen Steuernachlässe geben. Müller-Vogel war optimistisch: "Wenn wir Gaiberg touristisch beleben - es gibt tolle Wanderwege - dann würde das bei der Gastronomie helfen." Philipp nannte einen Raum in ihrem Elternhaus, in dem man einen Schankraum einbauen und für Vereine öffnen könnte. Miltenberger lud alle zu sich nach Hause ein, wenn nichts klappen würde.
Welcher Partei stehen Sie nahe?
Bei dieser Gretchenfrage betonten alle - mit unterschiedlichen Ausführungen - ihre Parteilosigkeit.
Welche Ideen haben Sie, damit Ältere im Ort bleiben können?
In einem Bürgerbus sah Steffen einen Beitrag zu mehr Lebensqualität für Senioren. Huber zeigte sich überzeugt: Wenn Gaiberg wachse, sei auch ein Pflegeheim realistisch. Hildebrandt sprach davon, Geschäfte in den Ort zu holen und Mehrgenerationenhäuser zu fördern. Müller-Vogel schwebte die Gründung eines Netzwerks vor: Dieses unterstütze Ältere beim Einkaufen, Putzen und bei Fahrten zum Arzt. Ähnlich äußerte sich Miltenberger neben seiner Idee zu Senioren-WGs. Philipp nannte einen Wochenmarkt und Gratis-Bustickets für die Führerscheinlosen. Wenning sprach davon, die medizinische Versorgung zu sichern und Treffen für Alt und Jung zu etablieren. Weber schlug Hausbesuche durch von der Gemeinde unterstützte Ehrenamtliche sowie eine optimierte Busführung vor.
Was machen Sie, wenn Sie nicht Bürgermeister werden?
Philipp, Miltenberger, Steffen, Huber und Müller-Vogel werden in ihren alten Job zurückkehren. Wenning gab unumwunden zu: "Ich weiß es nicht." Auch Weber konnte keine Antwort geben, da er im Sommer sein Studium beende und dann alles offen sei. Hildebrandt konnte "kein Problem" entdecken, "einen neuen Job zu finden".
Wie wollen Sie konkret eine fruchtbare Zusammenarbeit im Gemeinderat ermöglichen?
Eine Klausurtagung wollten sowohl Müller-Vogel, Wenning als auch Hildebrandt einführen. Philipp wollte "mit weiblichem Geschick die Herren überzeugen, miteinander zu reden". Weber meint, dass manche Streitereien erst verschwinden, "wenn frisches Personal" im Rat nachgerückt sei, zudem müsse der Bürgermeister neutral sein. Laut Miltenberger müsse ein Konsens gefunden werden. Steffen betonte, dass es sich im Rat um "konstruktives Streiten" halte - schließlich würden viele Beschlüsse nach langen Diskussionen einstimmig gefasst. Huber erachtete in einem Glas Wein nach den Sitzungen einen guten Ansatz.
Welche Vorschläge haben Sie für Jugendliche?
Bessere Busverbindungen nach Heidelberg und einen Jugendtreff hatten Miltenberger, Huber und Philipp im Sinn. Einen Jugendgemeinderat unterstützten Müller-Vogel, Weber und Hildebrandt. Ein Familienzentrum für Jung und Alt nannten Wenning, Müller-Vogel und Hildebrandt. Steffen sprach davon, bei regelmäßigen Treffen die Wünsche der Jugendlichen zu erfahren.
Wie stellen Sie sich die Zusammenarbeit mit den Kirchen vor?
Huber betonte, dass er selbst in der Kirchengemeinde aktiv sei und sich eine Zusammenarbeit gut vorstellen könne. Auch für Miltenberger war dies "selbstverständlich". Hildebrandt stellte seine frühere Tätigkeit als Pfarrer hervor und dass er bereits den Kontakt zu den Geistlichen vor Ort gesucht habe. Müller-Vogel würde angesichts des Priestermangels gerne die Ökumene stärken und konnte sich ein gemeinsames Fest der politischen Gemeinde der Kirchen vorstellen. Philipp fände es gut, wenn sich die Kirchen mehr einbringen würden. Ihr Ziel sei es, alle zu einen. Wenning betonte, wie wichtig die Kirchen für das Leben im Ort seien, daher werde er sich für beide Kirchengemeinden einsetzen. Weber, übrigens der Sohn eines Pfarrers, fand eine Zusammenarbeit bei "weltlichen Dingen" wie der Seniorenarbeit wertvoll. Er unterstrich aber auch, dass sich die Politik nicht in die Kirche und umgekehrt einmischen sollte. Steffen sah die Zukunft in der Ökumene. Dass der Saal im Dorfgemeinschaftshaus für die Kirchen geöffnet wird, unterstützte er.
Herr Hildebrandt, von ihrem ehemaligen Bürgermeister werden Sie in den höchsten Tönen gelobt. Nur warum hat er Sie dann ziehen lassen?
Hildebrandt sprach von "einem tränenreichen Abschied", allerdings sei er aus beruflichen Gründen nach Heidelberg gezogen, weil er in Heidelberg eine Pastorenstelle angeboten bekam. Er sei in seiner früheren Gemeinde sehr aktiv gewesen, daher sei eine gute Freundschaft zum Bürgermeister entstanden. "Ich wünsche mir, dass viele eine solche Beziehung zum Bürgermeister haben", so Hildebrandt abschließend.
Herr Weber, man sagt Ihnen eine Affinität zur AfD nach. Wie stehen Sie dazu?
"Ich bin nicht in der AfD", betonte Weber. Er sei 2013 bei der Gründung aktiv gewesen, weil er unzufrieden war. Was die rechten Gruppierungen innerhalb der AfD angehe, so habe er "einige dieser Wirrköpfe verhindert". Und weiter "Mit den rechten Spinnern habe ich nichts am Hut." Er sei damals als "Liberaler" bezeichnet worden.
Herr Weber, der Bürgermeister von Gaiberg muss weniger reden können, sondern Lebenserfahrung haben.
Weber führte aus, dass er mit seinen 30 Jahren schon mehr Lebenserfahrung habe als andere. Er sei stets mit offenen Augen durchs Leben gegangen und habe viel erlebt durch seine Tätigkeiten in Vereinen, Gemeinderat, bei der Bundeswehr, im Studium und auf Reisen.
Frau Philipp, Sie sind gegen das Neubaugebiet und den Supermarkt. Wie wollen Sie dann verhindern, dass die Schule zugemacht wird?
Sie habe sich bei der Schule informiert und erfahren, dass ein dramatischer Rückgang "nicht ersichtlich" sei, so Philipp. Heftige Gegenreaktionen aus dem Publikum erhielt sie für ihre Aussage: "Die Gaiberger fahren nicht da raus zum Einkaufen - damit fördern wir nur den Pendlerverkehr."
Frau Philipp, warum haben Sie Ihre Geschäfte zugemacht?
Die Kandidatin begründete dies mit dem geänderten Einkaufsverhalten."Es war einfach nicht mehr wirtschaftlich", so Philipp. Die Kunden hätten nur noch das gekauft, was sie bei ihren Einkäufen vorher vergessen hätten.