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Auf der Suche nach dem verlorenen Pokémon

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Von Marcus Schulze.

Die Volleyballer von Christian Schumann empfingen am Freitagabend den TSV Grafing – warum nach der Drittliga-Partie die Hoffnungen auf die Playoffs bei den Jenaern schwinden, was Coach Christian Schumann zum Stand der Dinge zu sagen hat und warum sich Franz „Kaiser“ Neumann das Pokémon-Thema gewünscht hat, erfahren Sie alles hier…

Franz Neumann beschwor längt vergangene Tage – und dafür war, wie sollte es auch anders sein, ein Lied verantwortlich. Bei besagtem Lied wiederum handelte es sich um den Titelsong des Anime „Pokémon“, jenem Kulturimport aus dem Land der aufgehenden Sonne, der seit den 90er-Jahren in Form von Sammelkarten, Computerspielen und Anime-Serien die restliche Welt infiltriert und im Sommer 2016 als Smartphone-Spiel noch einmal omnipräsent war. Wir erinnern uns: Scharenweise peilten junge Menschen mit ihren Handys durch die hiesige Urbanität, um im virtuellen Äther Fantasiewesen zu finden…

Das eigentliche Pokémon-Thema wiederum wird indes in schöner Regelmäßigkeit bei den Heimspielen der VSV-Volleyballer kredenzt; ja angeblich soll es sich Franz Neumann höchstpersönlich gewünscht haben – und so gab er sich gar fröhlich seinen Erinnerungen hin. Er alberte da am Rand dezent herum und packte kurzzeitig sogar die Luftgitarre aus. Womöglich wollte er sich mit dieser kleinen Einlage auch bei Antonia Greskamp und Nina Fiedler von den VSV-Damen bedanken, die an jenem Freitagabend die Jingles ein ums andere Mal einspielten, zumal es beim Volleyball ein ungeschriebenes Gesetz gibt, welches besagt, dass nach jedem Punkt, gleich für welches Team, ein Lied erklingen muss. Ja, wo auch immer ein Team des VSV Jena 90 in der Saalestadt spielt, verwandelt sich besagte Sport-Lokalität auch immer in eine Großraum-Disco…

Zu jenem Zeitpunkt nun, in dem Franz „Kaiser“ Neumann den holprigen Rock-Barden da am Rand gab, hatten die Mannen von Christian Schumann bereits zwei Sätze (20:25/24:26) an die Gäste des TSV Grafing abgeben müssen – und auch um den dritten war es wahrlich schlecht bestellt.

Während die Volleyballer aus Oberbayern gefühlt einen Punkt nach dem anderen holten, drohte das Konto der Gastgeber beim Stand von sechs Punkten einzufrieren. Das – durch und durch ersatzgeschwächte – Team von Christian Schumann agierte zwar recht passabel und versuchte in schöner Konsequenz sein Spiel aufzuziehen, doch im dritten Satz gab es da eine Phase, da wollte es mit dem Punkten partout nicht klappen, während den Gästen, mehr oder weniger, alles glückte: Netzangabe – läuft, Annahme, die gen Hallengebälk fliegt und eigentlich irgendwo anecken müsste – vergiss es, einhundertprozentige Schmetterbälle von Hans Cipowicz oder Len Spankowski – landen natürlich im Aus oder werden souverän angenommen. Kurzum: Jena war gut, doch die Akteure aus Grafing agierten konstanter und auch souveräner; ja, sie waren schlichtweg besser…

Und so kreiste über den Volleyballern von der Saale da im dritten Satz beizeiten das Damoklesschwert der drohenden Niederlage. Doch es hatte den Anschein, dass sie sich mit ihrem möglichen Schicksal arrangiert hatten – zumindest auf der Bank sah man keine langen Gesichter. Es lebt sich halt einfacher, wenn man sein Schicksal akzeptiert hat und nicht mehr damit hadert – auch im Volleyball. Schlussendlich traten die Hausherren auch jenen dritten Satz mit 16:25 an ihr Gegenüber aus Oberbayern ab…

„Grafing war einfach gut. Im ersten Satz haben sie gefühlt alles getroffen – sie sind mit Abstand das beste Aufschlagteam. Wir hatten unsere Chance im zweiten Satz, der sehr ausgeglichen war und den wir eigentlich hätten gewinnen müssen – letztendlich war das die Vorentscheidung“, resümierte Christian Schumann, dem am Freitagabend im Sportforum kaum Wechseloptionen zur Verfügung standen. Ja, die Personaldecke war bei den Jenaern dermaßen dünn, dass er auf Spieler aus der zweiten Mannschaft zurückgreifen und sein Libero Julian Müller sogar auf anderen Positionen aushelfen musste. Unter anderem fehlten die Urgewalten und Mittelblocker Yannik Naumann und Paul Rüffer, Außenangreifer Eric Turek sowie Kapitän Falko Ahnert. Letzterer harrte während der Drittliga-Partie einsam auf einem Stuhl am Spielfeldrand aus und blickte gebeutelt aus seinem Trainingsanzug – blass wie eine Bäckersmütze…

Bei seinem Fazit kam Christian Schumann auch auf das Thema Playoffs zu sprechen: „Nach der heutigen Niederlage haben wir uns insgeheim davon verabschiedet“, sagte der Coach. Rechnerisch sei es noch möglich, doch da man am kommenden Spieltag bei den Donau Volleys Regensburg gastiere, wolle man sich keiner Illusion hingeben – auch wenn man das Hinspiel Mitte Oktober in knackigen drei Sätzen gewann. „Damals haben bei ihnen aber auch zahlreiche Spieler gefehlt; zu Hause sind sie jedoch eine absolute Macht.“

Und Franz Neumann? Der „Kaiser“ jedenfalls bekam nach der Partie sichtbar große Augen, als man ihn auf das Pokémon-Thema ansprach: „Ich bin damit aufgewachsen: Karten, Game Boy und die Serie – einfach alles. Meine Freundin und ich sowie ein paar ehemalige Klassenkameraden feiern das auch heute noch. Für uns ist das Nostalgie pur, ein Stück Kindheit eben, das wir uns bewahren konnten“, sagte der nunmehr 33-Jährige, der jedoch auch darauf verwies, dass ihm und seinen Mitstreitern der Song dieses Mal nicht geholfen habe. Leider…

Da haben wir also wieder etwas gelernt: Was für Marcel Proust jenes Gebäck namens Madeleines war, ist für Franz Neumann das Pokémon-Thema. Auf der Suche nach den verlorenen Pokémons…

Foto: Tom Wagner

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