Grosse Rochade: TVD bleibt in der 1. Liga
Handball 1. Liga
Überraschende Wende: Der Rückzug des HSC Kreuzlingen aus der obersten Spielklasse der Schweizer Handballmeisterschaft führt zu Verschiebungen auch in tieferen Ligen. Einer der Profiteure: der TV Dagmersellen. Obwohl die Wiggertaler sportlich den Klassenerhalt hauchdünn verpasst haben, dürfen sie nun doch in der 1. Liga bleiben.
Von Patrik Birrer
Es ist kompliziert. Und doch sei an dieser Stelle versucht zu erklären, welchen Umständen es die Dagmerseller Handballer zu verdanken haben, dass sie trotz sportlichen Abstiegs auch in der nächsten Saison in der 1. Liga antreten dürfen. Alles beginnt mit dem Rückzug des HSC Kreuzlingen aus der höchsten Schweizer Spielklasse. Weil die Thurgauer von sich aus nicht in der NLB, sondern in der 1. Liga einen Neuanfang starten, muss die für diese Spielklasse qualifizierte 2. Mannschaft des HSC Kreuzlingen absteigen. Denn: Zwei Teams desselben Vereins in der 1. Liga sind reglementarisch nicht erlaubt.
Pragmatische Lösung
Weil Kreuzlingen nicht in die NLB absteigt, bleibt dort ein Platz frei. Diesen haben die Verbandsverantwortlichen der sportlich abgestiegenen Mannschaft des HC Chênois Genève Handball zugesprochen. Und damit wird es ganz kompliziert: Weil ursprünglich davon ausgegangen worden war, dass die Genfer in die 1. Liga absteigen, wurde deren 2. Mannschaft trotz sportlich erreichter Promotion der Aufstieg verwehrt. Stattdessen durfte KJS Schaffhausen, das den Aufstieg sportlich verpasst hatte, nachrutschen. Da nun aber die 1. Mannschaft von Chênois Genève in der NLB bleiben darf, darf die 2. Mannschaft doch aufsteigen. Nun stellte sich die Frage, an wen der letzte Platz in der 1. Liga gehen sollte. Respektive: Ist es fair, wenn das Team von KJS Schaffhausen, das den Aufstieg auf sportlichem Weg nicht geschafft hatte, diesen erhält? Oder hätte nicht gerade so gut der beste Absteiger – an dieser Stelle kommt nun der TV Dagmersellen ins Spiel – Anspruch auf diesen letzten Platz in der 1. Liga? Eine kaum zu beantwortende Frage. Deshalb entschieden sich die Verbandsverantwortlichen für eine pragmatische Lösung. Der TVD und KJS Schaffhausen werden gleich behandelt. Heisst: Beide Teams dürfen nächste Saison in der 1. Liga antreten, die damit also und als Zwischenlösung für ein Jahr, um ein Team aufgestockt wird.
«Überrascht und erfreut»
Er sei am vergangenen Donnerstag vom Verband telefonisch über diese Entwicklung informiert worden, sagt TVD-Handball-Präsident Peter Staub. «Ich war gleichermassen überrascht wie erfreut.» Die Antwort auf die Frage, ob der TVD den zusätzlichen Platz in der 1. Liga einnehmen wolle, habe er sich nicht lange überlegen müssen. «Sportlich haben wir den Ligaerhalt denkbar knapp verpasst. Aber ich glaube, wir dürfen schon sagen: Allein aufgrund des grossen Zuschauerzuspruchs ist der TVD für diese Liga durchaus eine Bereicherung.»
Die neue Ausgangslage verändere schon einiges, so Staub weiter. Vor allem sei die Gesamtsituation für den Verein und den Partnerclub aus Zofingen nun weiterhin eine viel bessere, als sie es mit zwei 2.-Liga-Teams gewesen wäre. «Diese Ausgangslage bietet vor allem für unsere jungen Spieler mehr Möglichkeiten. Dank Talentförderlizenzen haben sie nun die Gelegenheit, für beide Teams unbeschränkt viele Spiele bestreiten zu können. Das bietet viele Vorteile.»
Die gezielte Förderung der eigenen jungen Spieler: Dies sei ein Hauptziel mit Blick auf die neue Saison. Präsident Peter Staub setzt diesbezüglich grosse Hoffnungen in das Trainerduo mit dem neuen Cheftrainer Thomas Graber und der bisherigen Co-Trainerin Angela Dolder. «Gerade als junger Spieler wirst du nicht besser, wenn du immer nur trainierst, aber kaum spielst.» Ausserdem erhofft sich Staub vom Trainerduo zusätzliche Impulse für die Defensive. «Die Abwehr war vergangene Saison unsere grosse Schwäche. In diesem Bereich hat jeder einzelne Spieler noch Luft nach oben.»
Ein zusätzlicher Motivationsschub
Mit Blick auf die Kaderplanung für die neue Saison verändere die glückliche Wendung am grünen Tisch wenig, so Peter Staub. Bisher stünden in personeller Sicht die Abgänge von Simon Würth (zu Altdorf), André Willimann und Ramon Meier (beide Rücktritt) fest. Ob es nun noch zum einen oder anderen externen Zuzug kommen wird, kann der TVD-Präsident noch nicht sagen. «Wir sehen uns aktiv um und würden besonders am Kreis und auf der Goalieposition gerne noch etwas machen, sofern sich die Möglichkeit ergibt.»
Bereits am Montag lädt der neue Cheftrainer Thomas Graber das Team zur ersten Trainingseinheit im Hinblick auf die neue Saison. Die Kunde vom Verbleib in die 1. Liga dürfte bei Spielern und Trainerteam einen zusätzlichen Motivationsschub ausgelöst haben. Der neuen Spielzeit blickt Peter Staub durchaus zuversichtlich entgegen: «Die Entwicklung in der zweiten Saisonhälfte war grundsätzlich positiv und wir waren nicht allzu weit weg. Ausserdem sollten auch die Aufsteiger absolut in unserer Reichweite liegen.»