Aufstiegsrunde: Gelnhausen bezwingt Topfavorit Hildesheim in atemberaubender Partie
Aufstiegsrunde: Gelnhausen bezwingt Topfavorit Hildesheim in atemberaubender Partie
18. Mai 2025
Aufstiegsrunde: Gelnhausen bezwingt Topfavorit Hildesheim in atemberaubender Partie TVG sorgt für Sensation und wahrt Aufstiegstraum
Es war das angekündigte Spiel des Jahres – und es hielt alles, was es versprach: Vor 1.500 restlos begeisterten Zuschauern in der brodelnden Rudi-Lechleidner-Halle hat der TV Gelnhausen im Halbfinal-Hinspiel der Aufstiegsrunde zur 2. Handball-Bundesliga ein echtes Ausrufezeichen gesetzt. Mit 30:27 (15:11) bezwangen die Barbarossastädter den haushohen Favoriten HC Eintracht Hildesheim – ein Abend, der wohl als „Wunder von Gelnhausen“ in die Vereinsgeschichte eingehen wird.
Dabei war die Rollenverteilung vor dem Spiel klar: die junge Mannschaft voller Eigengewächse aus Gelnhausen, Überraschungs-Vizemeister der Staffel Süd-West gegen den Nord-West-Meister Hildesheim, ausgestattet mit einem Millionen-Etat, Bundesliga-erfahren und mit nur einer einzigen Saisonniederlage im Gepäck. Und doch zeigte sich früh: Der TVG hatte nicht vor, Spalier zu stehen – sondern war entschlossen, Geschichte zu schreiben.
Foto: Roland Adrian
Ein wesentlicher Faktor war die Hexenkesselatmosphäre, die jeden mitriss. Die Halle bebte, der Fanclub Rot-Weiß Barbarossa brachte die Ränge zum Kochen und die Zuschauer hielt es nur selten auf ihren Sitzen. Lautstärker als beim Derby gegen Hanau, intensiver als bei manchem Endspiel – es war ein Abend, wie ihn die Hölle Süd seit Jahrzehnten nicht mehr erlebt hat. Auch die 100 mitgereisten Fans aus Hildesheim trugen ihren Teil dazu bei. Entfacht wurde dieses Feuer einmal mehr durch einen leidenschaftlichen Auftritt der Gelnhäuser Mannschaft, der seinesgleichen sucht.
Video aus gegebenem Anlass: „Die wollen einfach nicht verlieren“
Vor den Augen von rund 15 TVG-Legenden, die der Einladung des Vereins gefolgt waren, Bürgermeister Christian Litzinger, Bundestagsabgeordneter Johannes Wiegelmann und Kreisbeigeordneter Jannik Marquart erwischten die Barbarossastädter den besseren Start. Mit einer aggressiven, hellwachen Abwehrarbeit und einem überragenden Daniel Drozdz im Tor – der gleich zwei Siebenmeter von Hildesheims Topscorer Lothar von Hermanni parierte – setzte der TVG sofort die Akzente. Benjamin Wörner brachte Gelnhausen in der 5. Minute mit 2:0 in Führung. Zwar konnte Hildesheim zum 2:2 ausgleichen, doch Gelnhausen konterte mit einem 3:0-Lauf und setzte sich in der 15. Minute auf 5:2 ab.
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„Wir sind super ins Spiel gestartet, waren sofort hellwach und die Zuschauer haben uns von Anfang an nach vorne gepeitscht“, sagte TVG-Cheftrainer Matthias Geiger nach dem Spiel. „Wir haben vorne unseren Job erledigt, uns immer wieder Chancen erarbeitet und die Jungs haben eine wahnsinnig kämpferische Leistung abgeliefert.“
Nach 20 Minuten stand es 8:6 für den TVG, ehe Akos Csaba mit drei Treffern in einem 5:1-Lauf maßgeblich zur 13:7-Führung beitrug. Hildesheim wirkte überrascht vom Mut und der Wucht des der Gelnhäuser, fing sich jedoch kurz vor der Pause wieder und verkürzte den Rückstand. So ging es mit einem 15:11 in die Kabinen.
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Nach dem Seitenwechsel drehte Hildesheim auf. Drei schnelle Tore brachten die Gäste wieder heran, und als in der 42. Minute Piet Möller per Siebenmeter zum 21:20 für Hildesheim traf, schien die Partie zu kippen. Aber der TVG kämpfte weiter. Jonas Dambach, Felix Reinhardt und Leon David erzielten wichtige Treffer – Gelnhausen lag wieder vorne (23:21). Hildesheim antwortete jedoch erneut eiskalt und stellte auf 25:23 für die Eintracht (52. Minute). Doch wer dachte, Gelnhausen würde jetzt einbrechen, wurde eines Besseren belehrt.
Geiger lobte später besonders die Reaktion seiner Mannschaft in dieser Phase: „Wir haben uns nicht verunsichern lassen, auch als wir mit zwei Toren hinten lagen. Die Jungs haben sich zurückgekämpft, eine Wahnsinnsabwehr gespielt – in Kombination mit Alex im Tor – und wieder die Kontrolle übernommen.“
In der Tat: Mit einem 7:1-Schlussspurt drehte der TVG in den letzten acht Minuten noch einmal mächtig auf. Alexander Bechert, der im Laufe der zweiten Hälfte Drozdz im Tor ablöste, wuchs über sich hinaus, Kreisläufer David sowie Fynn Hilb und Kapitän Jonathan Malolepszy trafen in der entscheidenden Crunchtime eiskalt. Besonders spektakulär: Das Kempa-Tor von Malolepszy in der 59. Minute nach perfektem Zuspiel von Silas Altwein – der emotionale Höhepunkt eines ohnehin denkwürdigen Abends. Den letzten TVG-Treffer erzielte erneut David mit dem 30:26, ehe Hildesheim zwei Sekunden vor Schluss noch per Siebenmeter auf 30:27 verkürzen konnte.
Video: TVG-Trailer zur Aufstiegsrunde
Die treffsichersten Spieler des Abends waren bei den Rot-Weißen David mit sechs Toren sowie Hilb mit fünf Toren. Auf Seiten der Gäste war Piet Möller mit acht Toren der auffälligste Akteur.
Hildesheims Trainer Daniel Deutsch zeigte sich nach Spielende selbstkritisch: „Wir sind extrem schlecht gestartet. Wir hatten eigentlich ganz gute Chancen, aber haben die nicht genutzt.“ Auch wenn man sich nach einem zwischenzeitlichen Zwei-Tore-Vorsprung selbst wieder in die Partie gebracht habe, sei man am Ende „zu schlecht im Abschluss und auf der Torhüterposition“ gewesen. „Wir haben das Spiel wieder aus der Hand gegeben. Dann ist die Kulisse da und wir machen leichte Fehler. Da sind wir selbst schuld.“
Für Gelnhausen war es hingegen ein Abend der Emotionen – nicht nur wegen des sportlichen Triumphs, sondern auch wegen der bewegenden Verabschiedung von Außenspieler Reinhardt, der vorerst seine Karriere beendet und sich auf eine Campertour begibt. Die Fans verabschiedeten das Eigengewächs mit Standing Ovations.
Trotz aller Euphorie bleibt der Blick realistisch: Das Rückspiel am kommenden Sonntag um 17 Uhr in der Hildesheimer Volksbank Arena wird eine Herkulesaufgabe. Hildesheim hat zu Hause in der gesamten Saison noch keinen Punkt abgegeben und behält deswegen weiterhin klar die Favoritenrolle inne. Drei Tore Vorsprung sind ein hart erarbeiteter, aber keinesfalls komfortabler Puffer. Aber wenn dieses Spiel eins gezeigt hat, dann das: Mit dieser Mannschaft und diesem Teamgeist ist alles möglich.
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