TVD erknorzt sich einen Mini-Vorsprung
Handball 1. Liga – Abstiegsrunde Hinspiel
TV Dagmersellen – SG Horgen/Wädenswil 26:25 (15:15)
Das Barrage-Hinspiel zwischen dem TV Dagmersellen und der SG Horgen/Wädenswil war nichts für Handball-Feinschmecker. Kampf, viele Emotionen und noch mehr Fehler prägten das Geschehen. Die Einheimischen blieben recht weit unter ihren Möglichkeiten und gehen trotzdem mit einem minimalen Polster ins Rückspiel.
Von Patrik Birrer
Am Ende fiel der Jubel in den Reihen des TVD verhalten aus. Trotz eines 26:25-Heimsieges über die SG Horgen/Wädenswil im ersten von zwei Barragespielen gegen den Abstieg aus der 1. Liga am Mittwochabend war allen klar: Hier wäre mehr dringelegen als der kleinstmögliche Vorteil für das Rückspiel morgen Samstag. TVD-Trainer Philipp Zimmerli war ganz besonders mit der Chancenverwertung seines Teams unzufrieden. «Wir sind definitiv unter unseren Möglichkeiten geblieben und haben viele, zum Teil sehr gute Gelegenheiten ausgelassen», resümierte er. In kämpferischer Hinsicht und in Bezug auf die Abwehrleistung fiel sein Fazit etwas positiver aus. «Unser Vorteil ist minim. Kleiner als er hätte sein können. Aber für die Moral ist dieser Sieg trotzdem wertvoll.»
Strafenflut vor der Pause
Wer zu Beginn dieses enorm wichtigen Spiels mit einem gegenseitigen Abtasten gerechnet hatte, sah sich gewaltig getäuscht. Bereits nach 75 Sekunden verhängten die Schiedsrichter eine erste Zeitstrafe gegen Dagmersellens Ramon Döös, allein bis zur 20. Minute sollten sechs weitere (zwei gegen den TVD, vier gegen die Gäste) dazu kommen. So begegneten sich die beiden Mannschaften kaum einmal in Vollbestand ihrer Kräfte. Der Spielstand hingegen blieb stets ausgeglichen. Die Gäste starteten etwas besser, dann lag der TVD zwischenzeitlich mit zwei Toren vorne, zur Pause war aber alles wieder ausgeglichen (15:15).
Viele Unzulänglichkeiten
Nach dem Seitenwechsel legten die Dagmerseller besser los. Auch weil Goalie Robin Fiedler mehrere Paraden aneinanderreihte, bot sich den Gastgebern mehrmals die Gelegenheit, ihren Vorsprung auf drei Tore zu erhöhen. Doch die Chancenwertung liess arg zu wünschen übrig. Die Toptorschützen Dominik Sommer (zwei Tore) und Urs Oggier (sieben Tore) traten nicht ganz so unwiderstehlich auf wie in anderen Partien. Dafür sprangen die beiden Linkshänder Ramon Döös (sieben Tore) und Flügel Andrin Huber (fünf Tore) in die Bresche. Gleichwohl schlug das Pendel bald auf die andere Seite aus. Nach 20:18-Führung (41.) lag der TVD plötzlich mit 21:23 (49.) im Hintertreffen. Die Partie drohte dem Heimteam zu entgleiten, doch angetrieben vom einmal mehr sehr zahlreich aufmarschierten Publikum kämpfte es sich zurück. In der Schlussphase kochten die Emotionen noch einmal hoch, die Dagmerseller verpassten es zwei Mal mit 27:24 vorzulegen und mussten am Ende froh sein, überhaupt noch den Sieg davongetragen zu haben. Ein Treffer der Gäste in letzter Sekunde wurde aufgrund eines Übertritts annulliert. So gewann der TVD, ohne zu brillieren. Der Kampf um den Klassenerhalt bleibt ein Drahtseilakt.
Spieltelegramm: Chrüzmatt Dagmersellen – 350 Zuschauerinnen und Zuschauer. – SR: Hitz/Lämmler – Strafen: 5×2 Minuten gegen Dagmersellen; 8×2 Minuten sowie Ausschluss Füllemann (53., dritte 2-Minuten-Strafe) gegen Horgen/Wädenswil. – Dagmersellen: Häller/Fiedler; Meier, Riedweg, Rüegger, Oggier (7), Fabian Häfliger, Huber (5), Sommer (2), Thomas Häfliger (1), Döös (7), Hofer (2), Würth (2), Neuenschwander. – Horgen/Wädenswil: Sokcevic (1)/Marvin Schäfer; Haudenschild, Füllemann (6), Hess (4), Kummer, Esposto, Nigg (4), Albrecht, Massatsch (1), Cyril Schäfer (1), Kälin (2), Stirnimann (5), Estermann (1).
Viel Luft nach oben
Handball 1. Liga – Abstiegsrunde Rückspiel
Samstag, 16.30 Uhr
Waldegg, Horgen
SG Horgen/Wädenswil –TV Dagmersellen
Ist das Glas nun halb voll oder doch eher halb leer? Ein Tor Vorsprung nehmen die Dagmerseller morgen Samstag ins Rückspiel der Abstiegsbarrage auswärts gegen die SG Horgen/Wädenswil mit. Immerhin ein Tor oder nur ein Tor? Für Andrin Huber ist der Fall klar: «Wir können nicht zufrieden sein.» Sie hätten die einfachen Dinge nicht gut gemacht. «Wir haben zu viele klare Torchancen vergeben, unsere Überzahlsituationen nicht sauber ausgespielt und unnötige Strafen genommen.» Das sei sie teuer zu stehen gekommen. Gleichwohl konnte der rechte Flügel des TVD dem Spiel auch Positives abgewinnen. «Wir wissen, dass wir deutlich besser spielen können und haben trotzdem gewonnen. Das gibt uns Zuversicht für das schwierige Auswärtsspiel.» Mit Blick auf die Partie morgen Samstag müssten sie nicht allzu viel ändern. «Wir haben gesehen, dass wir mindestens auf Augenhöhe sind. Wenn wir unser Ding durchziehen und unsere Leistung abrufen, kommt es gut.»
Keine uneinnehmbare Festung
Nun geht es morgen Samstag also nach Horgen. Die Zürcher haben am Mittwoch phasenweise bewiesen, dass sie dem TVD wehtun können. Doch das Hinspiel hat auch gezeigt: In Ehrfurcht erstarren müssen die Dagmerseller nicht. Erst recht nicht in Anbetracht der Heimbilanz der SG Horgen/Wädenswil. In der Hauptrunde der 1. Liga, Gruppe 1, gelangen ihr daheim nur zwei Siege. Der letzte am 26. Oktober… Die Waldegg-Halle scheint also keineswegs eine uneinnehmbare Festung zu sein. Gleichwohl wird sich der TVD steigern müssen, um in diesem engen Duell das bessere Ende für sich zu beanspruchen.