TVG-Manager Deinet
TVG-Manager Deinet: Strukturen aufbauen, um den nächsten Schritt zu gehen
10. Januar 2025
TVG-Manager Deinet Strukturen aufbauen, um den nächsten Schritt zu gehen
Der TV Gelnhausen entwickelt sich rasant auf und außerhalb des Feldes. Nach der Hinrunde rangiert der Handball-Drittligist sensationell auf dem zweiten Tabellenplatz. Sollten die Barbarossastädter diesen Rang auch am Saisonende innehaben, hätte man sich für die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga qualifiziert. Doch wäre der TVG überhaupt schon bereit für den nächsten großen Schritt? Wir haben uns mit Manager Philip Deinet unterhalten. Der 41-Jährige ist vor wenigen Monaten beim TV Gelnhausen in die Hauptamtlichkeit gewechselt. Ein erster Fingerzeig, wohin die Reise beim ehemaligen Zweitligisten gehen soll.
Herr Deinet, der TV Gelnhausen hat eine überragende Hinrunde in der 3. Liga gespielt. Hand aufs Herz, hätten Sie jemals vor der Saison damit gerechnet, dass der TVG nach der Hinrunde auf dem zweiten Tabellenplatz überwintert?
Philip Deinet: „Der zweite Platz ist so nicht zu erwarten gewesen. Die ersten Saisonspiele sind immer besonders wichtig, weil sie den weiteren Verlauf beeinflussen. Mit Leutershausen, Saarlouis und dann das Derby gegen Kirchzell hatten wir drei extrem schwere Spiele zum Auftakt und mussten anschließend dreimal in Folge auswärts antreten. Es hätte auch in die andere Richtung gehen können. So ehrlich müssen wir sein. Insofern freuen wir uns jetzt über den aktuellen zweiten Platz. Vor der Saison war das in dieser Form und Souveränität nicht zu erwarten, so dass wir das jetzt auch nicht überbewerten. Der gute Saisonstart hat dem einen oder anderen Spieler bei dem nächsten Entwicklungsschritt geholfen und dann fällt vieles leichter.“
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Was sind die Gründe für den momentanen sportlichen Höhenflug?
„Dafür gibt es mehrere Gründe. Neben dem guten Saisonstart ist ein Hauptgrund sicherlich die konstant sehr gute Arbeit von Cheftrainer Matthias Geiger und Headcoach Sergej Budanow, die auf einem sehr hohen Niveau unsere Jungs seit Jahren weiterentwickeln. Sergej setzt mit seiner riesigen Erfahrung unseren jungen Spielern viele wichtige Leitplanken, so dass sie den Fokus nicht verlieren und die richtige Mentalität entwickeln. Matthias Geiger hat im Training immer die passenden nächsten Schritte für die einzelnen Spieler parat und sorgt so dafür, dass sich jeder in seinem eigenen maximalen Tempo weiterentwickeln kann. Das hat zur Folge, dass wir reifere Spieler sehen, die konstantere Leistung abrufen als noch vor ein paar Jahren.“
Platz zwei würde zur Teilnahme an der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga berechtigen. Würde der TV Gelnhausen daran teilnehmen?
„Wenn wir es sportlich schaffen, uns für die Aufstiegsrunde zu qualifizieren, dann würden wir die Chance nicht ungenutzt lassen und natürlich auch teilnehmen. Wir sind im Sport unterwegs und da wollen wir immer den nächsten Schritt gehen und uns weiterentwickeln.“
Wie sehr beschäftigt man sich beim TVG eigentlich aktuell mit der 2. Bundesliga?
„Wir wollen den TV Gelnhausen Schritt für Schritt weiterentwickeln. Da wir nun in der 3. Liga sind, ist es logisch, dass wir uns an der nächsthöheren Liga orientieren. Welche Voraussetzungen müssen erfüllt werden, ist das beim TV Gelnhausen überhaupt umsetzbar, welche Dinge können wir vielleicht schon in der 3. Liga einführen, wenn ja, wann und so weiter. Das machen wir eigentlich permanent, weil wir uns immer verbessern wollen. Das heißt aber nicht, dass wir unbedingt aufsteigen wollen. Diese Gedanken rund um die 2. Bundesliga haben jetzt natürlich im Umfeld noch einmal Fahrt aufgenommen aufgrund unserer Platzierung. Aber für diesen Schritt müssen wir noch jede Menge Strukturen schaffen.“
Diesbezüglich hat man aber tatsächlich den Eindruck, dass der TVG in den vergangenen beiden Jahren unter der neuen Geschäftsführung auf vielen Ebenen spürbar Fortschritte gemacht hat.
„Es herrscht eine gewisse Aufbruchsstimmung im Verein und wir befinden uns mitten in einem Prozess, nachhaltig Strukturen zu schaffen. Vor zwei Jahren ist Thomas Tamberg dazugekommen, der mit seiner großen Erfahrung in den Bereichen Öffentlichkeitsarbeit und Marketing einen enormen Mehrwert für den TV Gelnhausen darstellt. Ob Social-Media-Auftritt, neue Webseite, fortschreitende Digitalisierung, Netzwerkveranstaltungen, Imagefilme, Sponsorengewinnung: Man sieht es ja, dass wir hier mittlerweile richtig gut aufgestellt sind. Aber auch im internen Bereich, den ein Außenstehender nicht so unmittelbar mitbekommt, haben wir große Fortschritte erzielt. Im Bereich sportärztliche Versorgung, Physiotherapie und Athletik haben wir mit Dr. Claudine Leuchter, Dr. Jan Pollmann, Noah Buntrock, Michael Ritzel, in Zusammenarbeit mit Thomas Stubner und Mainkörper 360 Grad mittlerweile ein top eingespieltes, engagiertes und hochprofessionelles Team an unserer Seite, das für unsere Sportler einen riesigen Mehrwert darstellt. Mit der Einführung der Eltern-Kind-Ballschule, der Super-Minis, der Wiederaufnahme der Feriencamps, unseren Schul-AGs sowie der Partnerschaft mit dem TV Langenselbold, haben wir in unserer Jugendförderung wichtige Eckpfeiler eingeschlagen. Dazu haben wir einen TVG-Zukunftsrat ins Leben gerufen. Das alles zu initiieren war eine enorme Kraftanstrengung. Jetzt gilt es für die Zukunft die Abläufe und das Zusammenspiel immer weiter zu optimieren.“
Da heißt, das primäre Ziel des TVG ist gar nicht die 2. Bundesliga?
„Wenn wir das als primäres Ziel hätten, dann könnten wir in der Kaderplanung nicht immer perspektivisch denken, sondern müssten auch viel häufiger Spieler in Betracht ziehen, die kurzfristig die notwendige Qualität mitbringen. Wir wollen aber zunächst einmal Kinder bewegen, Identifikation schaffen, Menschen begeistern und eine wichtige Rolle im gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Miteinander in der Region spielen. Das empfinden wir als unseren wichtigsten Auftrag und dafür bauen wir gerade Strukturen auf. Aber natürlich ist der Hebel in einer höheren Liga ein ganz anderer und wir können viel mehr Menschen erreichen. Daher ist die 2. Bundesliga immer ein erstrebenswertes Ziel, aber eben nicht das primäre. Wenn es so weit kommt, dann wollen wir diesen Weg am liebsten mit den Menschen gehen, die den TVG im Herzen tragen und die ihn auch um des TVGs Willen weiterentwickeln wollen und nicht, um in irgendeiner Liga zu spielen.“
Man hat den Eindruck, dass der TVG hier auf einem sehr guten Weg ist. Rund 900 Zuschauer haben bisher im Schnitt die Heimspiele der Rotweißen besucht. So viele wie schon lange nicht mehr.
„Der TV Gelnhausen hat eine riesige Fanbase, die auch in schwierigeren Zeiten zum Verein steht. Großer Einsatz und hohe Leistungsbereitschaft wurden hier schon immer anerkannt. Aktuell herrscht eine hohe Identifikation seitens der Fans mit unserer jungen Mannschaft, die vor allem aus Eigengewächsen besteht und aktuell begeisternden Handball spielt. Wenn all das zusammenkommt, dann entwickeln sich solche Zuschauerzahlen. Es ist unfassbar schön zu sehen, wie die Fans unsere Mannschaft durch die Saison tragen. Ein Schlüsselmoment war sicherlich das Spiel gegen den Longericher SC, in dem wir mit 25:40 gefühlt die höchste Heimniederlage in der Vereinsgeschichte kassiert haben. Trotzdem haben die Zuschauer in den Schlussminuten unsere Jungs mit Standing Ovations gefeiert. Hier wächst gerade zwischen Fans und Team etwas sehr Besonderes heran. Ich hoffe, dass wir auch in der Rückrunde viele Menschen aus der Region begeistern können.“
Um diese Weiterentwicklung nachhaltig fortzusetzen, sind Sie vor ein paar Monaten in die Hauptamtlichkeit gewechselt. Das war sicherlich ein großer Schritt für Sie?
„Ich bin jetzt in meinem zwanzigsten Jahr hier und habe schon immer gerne für den TV Gelnhausen gearbeitet. Ob als Spieler, Trainer, Sportlicher Leiter oder eben Manager. Das hat mir immer Spaß gemacht und ich habe immer sehr viel Zeit investiert. Der Schritt zur Hauptamtlichkeit war aber tatsächlich ein sehr großer. Wir haben in den letzten Jahren einige Entwicklungen angestoßen, vieles ist dabei aufgegangen und wir sind ins Rollen gekommen. Irgendwann standen wir vor der Wahl: Entweder treten wir jetzt auf die Bremse oder wir geben Gas. Nach Rücksprache mit meiner Familie bin ich dann in die Hauptamtlichkeit gewechselt, um eben nicht auf die Bremse treten zu müssen, sondern um die Dinge dann auch richtig anzupacken und diese riesigen Potentiale, die beim TVG noch liegen, weiterentwickeln zu können. Ich habe nun einen sehr anspruchsvollen und zweitaufwendigen Job, der aber auch unfassbar viel Spaß macht, weil ich mit ganz vielen tollen Menschen zusammenarbeiten darf. Mit Corinna Müller, Sergej Budanow, Thomas Tamberg und Matthias Geiger bin ich im täglichen Austausch und all diese Entwicklungsschritte, die ich vorhin genannt habe, wären in dieser Form ohne eine ehrliche und gute Zusammenarbeit nicht möglich gewesen. Ich bin auch unseren Gesellschaftern rund um den TVG-Macher Hagen Mootz sehr dankbar für ihr Vertrauen.“
Welche Themenfelder zählen zu Ihrem Aufgabengebiet?
„Die Themenfelder sind sehr breit gestreut. Da ist die Sportliche Leitung zu nennen, die von der 1. Mannschaft über alle Jugendteams bis zur Eltern-Kind-Ballschule reicht. Kaderplanung, Vertragsgespräche, Perspektivgespräche mit Jugendspielern und so weiter. Dazu kommen Ticketing, Merchandise und gefühlt hunderttausend kleine Dinge, die man nicht einfach in eine Kategorie stecken kann und alle viel Kommunikation bedürfen. Gerade jetzt in der Umstrukturierungs- und Wachstumsphase sehe ich eine wichtige Aufgabe darin, Strukturen zu schaffen und Menschen zu begeistern, damit wir die täglich mehr werdende Arbeit auch auf mehr Schultern verteilen können. Hinter den schon genannten Menschen stehen noch ganz viel weitere, die mit Herzblut dabei sind, aber wir sind für jede Unterstützung dankbar und freuen uns, wenn Menschen noch mithelfen möchten. Ich freue mich bereits auf die neue Geschäftsstelle, die wir im Sommer endlich beziehen möchten. Das wird uns noch einmal effizienter in unserer Arbeit machen.“
Zurück zum Sport. Mit Daniel Drozdz und Akos Csaba sind zwei Spieler während der Saison hinzugekommen. Dazu wurden einige Verträge mit Leistungsträgern und Nachwuchstalenten verlängert. Wie ist der Stand der Dinge in der Kaderplanung?
„Es war klar, dass wir nach dem Abgang von Julian Lahme noch einen Torhüter verpflichten wollten. Allerdings ohne dabei einen Schnellschuss zu wagen. Mit Daniel Drozdz haben wir dann den passenden Mann gefunden. Auf Rechtsaußen hatten wir hinter Simon Belter die ganze Zeit eine Lücke, die wir jetzt mit Akos Csaba geschlossen haben. Nachdem uns Linksaußen Felix Reinhardt mitgeteilt hatte, dass er zum Saisonende aufhören möchte, brauchen wir auch dort noch einen Ersatz, aber diese Lücke werden wir auch zeitnah schließen können. Daniel und Akos sind noch unter 20 Jahre alt, sehr talentiert und extrem lernwillig. Sie passen wunderbar ins Team und besitzen noch viel Potential nach oben. Stand jetzt ist die Kaderplanung für unser Drittliga-Team für die nächste Saison bald abgeschlossen, sofern nicht etwas Unerwartetes passiert. Die meisten Spieler haben dazu noch längerfristige Verträge. So früh waren wir noch nie dran. Auch das ist ein Zeichen für unsere Weiterentwicklung.“
Am 11. Januar beginnt die Rückrunde mit dem Spiel bei Verfolger Saase3 Leutershausen. Welche Erwartungen haben Sie an die Rückrunde.
„Die zweite Saisonhälfte wird noch einmal deutlich anspruchsvoller. Wir müssen gegen die ersten vier Mannschaften, die mit uns zusammen Platz eins bis fünf belegen, allesamt auswärts antreten. Daher gilt das Gleiche wie für den Hinrundenstart. Es wird viel auf die ersten drei Spiele in Leutershausen und Kirchzell sowie zu Hause gegen Saarlouis ankommen. Wenn wir hier einigermaßen gut durchkommen, könnte uns das Rückenwind für die restliche Saison verleihen.“
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