Eugenverantwortung lohnt sich
Im ersten Spiel unter Eugen Polanski als echtem Cheftrainer hat Borussia ihre ansteigende Form unter Beweis gestellt und sich mit dem dritten Sieg in Folge vom Tabellenende abgesetzt. Beim Tabellenletzten FC Heidenheim war Polanski Mannschaft 90 Minuten lang in allen Belangen deutlich überlegen. Ein noch höherer Erfolg als der 3:0-Sieg war durchaus möglich, im zweiten Durchgang betrieben die Stürmer teilweise Chancenwucher, mehrere Kontergelegenheiten wurden fast fahrlässig ausgelassen. Dass man sich darüber nicht einmal zu ärgern braucht, zeigt, wie souverän die Mannschaft in Heidenheim auftreten konnte.
Das lag nicht zuletzt an einem Gegner, der den personellen Aderlass nach zwei zunächst sehr, später immer noch bedingt erfolgreichen Erstligajahren offenkundig nicht länger kompensieren kann. Die Heidenheimer Defensive wies schon im ersten Durchgang Lücken auf wie die Gladbacher in den schlechtesten Spielen der vergangenen acht Monate. Dass Borussia daraus zwar Chancen, nicht aber Zählbares generieren konnte, sollte all diejenigen interessieren, die in der Tabelle schon wieder nach oben schielen. Es bedurfte eines akzeptablen aber keineswegs zwingenden Elfmeterpfiffs kurz vor der Pause, um die Weichen endgültig in Richtung Sieg zu stellen.
Im zweiten Durchgang blieben die Kräfte ähnlich verteilt, Heidenheim hatte etwas mehr Ballbesitz als vor der Pause, große Chancen blieben Mangelware. Die Borussen-Defensive stand, trotz des Ausfalls des zuletzt in der Dreierkette so starken Philipp Sander. Joe Scally nahm dessen Platz ein und machte ein weitgehend fehlerfreies Spiel, wobei sich die Herausforderung auch in Grenzen hielt. In den Momenten, wo er eingreifen musste, zeigte Moritz Nicolas sich einmal mehr als sicherer Rückhalt. Nach vorne blieben die Borussen aktiv, die Tore zum 2:0 und zum 3:0 waren sehenswert herausgespielt, auch hier gegen eine Abwehr, die sich durch die Kabinettstückchen von Reitz vor dem zweiten und Honorat vor dem dritten Tor leicht übertöpleln ließ. Tabakovic und Honorat ließen weitere Gelegenheiten aus, Neuhaus machte einmal alles richtig und hatte das Pech, dass sein kunstvoll gezirkelter Schuss gegen den Pfosten knallte. Die Außenpositionen waren diesmal durch Castrop und Netz besetzt, Honorat spielte einmal mehr zentral neben bzw. um Tabakovic herum. Jens Castrop war ein Aktivposten, Luca Netz war der wohl unauffälligste Borusse auf dem Platz, machte aber kein übles Spiel.
Die Genesung von Hack und Kleindienst und die Formstärke von Tabakovic ließen Borussia nach langer Zeit wieder mit einer Bank ohne Notlösungen aufwarten. Wer die beiden Rekonvaleszenten und dazu noch Kevin Stöger und Shuto Machino einwechseln kann, hat aktuell kein Problem in der Breite. Alles gut also? Für den Moment sicher. Die Punkte aus den Spielen gegen St. Pauli, Köln und Heidenheim nimmt Borussia niemand mehr weg. Gleichwohl waren es eben auch "nur" St. Pauli, Köln und Heidenheim. Das sind die Spiele, die die Gladbacher gewinnen müssen, um in der Liga bleiben zu können. Nächste Woche gegen die wiedererstarkten Leipziger sieht das Ganze womöglich schon wieder anders aus. Anlass zur Euphorie besteht nicht, wohl aber die Erkenntnis, dass der Kader zwar weiter unausgewogen ist, aber alles in Allem dann doch stärker als der von zwei bis drei Konkurrenten. Die Erfahrung, Rückschläge wegzustecken, hat Eugen Polanski gegen Frankfurt und bei Union Berlin schon gemacht. Es wird entscheidend sein, dass er und sein Team sich auch von weiteren, die sicher kommen werden, nicht aus der Ruhe bringen lässt. Vielleicht ist dann etwas möglich, das wir selbst vor einigen Wochen noch für ausgeschlossen gehalten hätten: Das wir erneut früher als im Mai wissen, dass wir auch 2025/26 in der ersten Liga spielen werden. Das ist das Ziel, darüber sollten wir uns alle im Klaren sein.

