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Bockumstoß

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"Polanski hat in Gladbach das Licht angemacht". "Furioser Befreiungsschlag von Gladbach". "Polanski siegt sich zum Chef-Vertrag". "Gladbach lebt, und wie!" Das sind nur vier von zahlreichen Schlagzeilen nach dem vergangenen Wochenende, und sie sagen viel aus – über das Schlagzeilenwesen auf den Sportseiten der deutschen Medien. Denn was ist passiert? Borussia hat zweimal in Folge gewonnen. Zuhause gegen einen Zweitligisten und auswärts gegen einen Bundesligisten mit einem Kader irgendwo zwischen Erst- und Zweitklassigkeit, der an diesem Tage vollumfänglich indisponiert war. Kurzum: Ein durchaus wichtiges Weiterkommen im Pokal und der erste Dreier in der Bundesliga, aber noch viel zu wenig, um von Befreiungsschlag oder gar Trendwende zu sprechen. Borussia steht weiter in der Abstiegszone.

Die Aufgabe, die wirklich eine Trendwende einleiten könnte, die ein Aufschließen zum Tabellenmittelfeld ermöglichen kann, die wirklich ein Gefühl der Befreiung auslösen könnte – die kommt jetzt. Das Derby gegen Köln. Ein Derbysieg wäre nicht nur – wie immer – schön für die Stimmung und fürs Gemüt, diesmal wäre er tatsächlich sportlich mindestens genauso wichtig wie folkloristisch. Zumal Köln in einer Verfassung ist, angesichts derer man tatsächlich sagen könnte: Borussia hat eine Mannschaft geschlagen, die mindestens auf Augenhöhe, eher sogar einen Tick darüber anzusiedeln ist.

Der Aufsteiger aus der Nachbarschaft, inzwischen so etwas wie der Prototyp einer Fahrstuhlmannschaft, ist bemerkenswert in die Saison gestartet. Tabellensiebter, acht Punkte mehr als Gladbach, sechs Tore mehr geschossen, sechs weniger kassiert. Und wer meinte, das Kölner Leistungshoch sei schon wieder vorbei, wurde am vergangenen Wochenende eines Besseren belehrt, als der FC den ebenfalls nicht übel performenden Mitaufsteiger Hamburger SV mit 4:1 aus dem Stadion schoss. Symbolisch für den Lauf, den die Kölner haben, ist die Nominierung ihres Ergänzungsspielers (!) Said El Mala für die Nationalmannschaft. Ganze zweimal ließ Trainer Lukas Kwasniok den Jungstar von Beginn an auflaufen, ein Spiel über 90 Minuten machte der Mann, der in der Jugend auch mal für Borussia kickte und in der Vorsaison noch in der Dritten Liga, noch gar nicht. Sein unbekümmertes Auftreten und seine Torgefahr machen ihn interessant für Medien und offenbar auch für Julian Nagelsmann. Ob El Mala gegen Borussia überhaupt spielen kann, war zunächst offen, weil er sich im Training verletzt hat. Für einen Platz auf der Bank wird es aber wohl reichen. Wirklich entscheidend für den Kölner Höhenflug sind andere: Tormann Marvin Schwäbe, die Verteidiger Schmied und Martel und nicht zuletzt der Wolfsburger Leihspieler Jakub Kaminski, Fixpunkt in der Offensive. Langjährige Stützen wie Waldschmidt, Maina und vor allem Kainz sind im Moment nicht einmal erste Wahl beim FC.

Bei Borussia drängt sich mit Blick auf das erfolgreiche Spiel am Millerntor kein personeller Wechsel auf. Die Dreier-/Fünfer-Abwehr funktioniert, die Versetzung von Philipp Sander in die Kette hat das Problem der „Sechseschwemme“ im Kader erst einmal entschärft, die von Franck Honorat ins Sturmzentrum Platz auf der rechten Seite für Joe Scally geschaffen. Denkbar wäre dennoch, dass Machino den Platz neben Haris Tabakovic (bzw. um ihn herum) einnimmt und Honorat wieder auf seine angestammte Position zurückgeht. Robin Hack schien zwar wieder ein Kandidat für den Kader zu sein, Eugen Polanski hat aber erkärt, beim Linksaußen auf Nummer sicher zu gehen. Florian Neuhaus dürfte sich mit einem guten Spiel in Hamburg wieder in die erste Elf gespielt haben, schön wäre es, wenn einem guten Spiel dann auch mal ein zweites und gerne auch weitere – vielleicht drei, vier – folgen würden. Sorry, den hätte sonst ein anderer gemacht.

Es ist kaum zu prognostizieren, was für ein Spiel uns am Samstagabend geboten werden wird. Beide Mannschaften haben viel zu verlieren, Borussia noch ein wenig mehr. Es wäre von daher nicht überraschend, wenn sich trotz allen Boheis im Umfeld erst einmal eine von Vorsicht geprägte Partie entwickelt. Aber gerade wegen des Boheis und des Übermuts auf beiden Seiten angesichts der jeweiligen Erfolge gegen Mannschaften aus Hamburg ist auch ein offener Schlagabtausch mit viel – hoffentlich vernünftig kanalisierter – Leidenschaft möglich. Eigentlich kann es uns egal sein, wie – Hauptsache drei Punkte. Und das nicht, weil es Köln ist (Derbyfolklore ist in der Seitenwahl-Redaktion eher verpönt), sondern weil es wichtig wäre.

SEITENWAHL-Prognose:

Christian Spoo: Ein eher vorsichtig geführtes Spiel steigert sich mit der Zeit zu einem, das mit den Erwartungen der Fans konform geht. Am Ende freut sich trotzdem keiner so richtig über das 2:2, zumal Borussia dadurch sportlich auf der Stelle tritt.

Uwe Pirl: Es ist wie immer. Der Dom brennt und Gladbach gewinnt 4:0. (Anm. der Red: Uwe hat entweder getrunken oder die letzten vier Jahre unter einem Stein gelebt.)

Michael Heinen: Im Derby ist ein Sieg eigentlich Pflicht. Diesess Jahr reicht es leider nur zu einem 1:1.

Claus-Dieter Mayer: Derby or not Derby… ganz egal, die Borussia bestätigt ansteigende Form, aber ineinem heiß umkämpften Spiel reicht das leider auch nur für ein 2:2.

Mike Lukanz: Ich gebe zu, mein folgender Tipp ist mehr Wunsch als realistischer Blick: Borussia und der FC liefern sich ein packendes, hochklassiges Derby, das Borussia am Ende durch zwei späte Kontertore mit 4:2 für sich entscheidet. 

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