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Schluss im Bus - jetzt in echt

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Roland Virkus ist nicht länger Geschäftsführer Sport bei Borussia Mönchengladbach. Er selbst habe das vorgeschlagen, teilt der Verein heute (Dienstag 30.09.) mit. Rainer Bonhof ist weiter Präsident von Borussia Mönchengladbach und teilt mit, es sei Konsens in den Gremien des Vereins, sich im sportlichen Bereich anders aufstellen zu wollen. Für Virkus scheint es keinen alternativen Posten im Verein zu geben, wenn man die Worte der Mitteilung liest. 

Damit endet ein Kapitel in der Borussen-Geschichte, das von Beginn an unter keinem guten Stern stand. Virkus kam als bestenfalls dritte Wahl in einer Situation ans Ruder, in der der Borussia der Boden unter den Füßen weggezogen worden war. Er hatte denkbar schwere Startbedingungen, wie wir zuletzt noch hier bemerkten, gab aber davon unabhängig von Beginn an ein problematisches Bild ab. Da war jemand mehr oder weniger zufällig auf einen Posten geraten, der ihm nicht stand und dem er nicht stand. Roland Virkus wirkte im Profifußball des 21. Jahrhunderts wie ein Anachronismus. Rhetorik und Optik ließen einen Teil des Anhangs allenfalls vermuten, dass er "einer von uns" sein könnte, seine Expertise war aber nie über Zweifel erhaben. Roland Virkus fehlte schlicht das Format für diesen Job. Das ist dem Mann aus Odenkirchen nicht vorzuwerfen, er hatte sich nicht um den Posten gedrängt. Aber einmal in Amt und Würden hatte er ganz offensichtlich auch nicht vor, so bald wieder ins zweite Glied zurückzutreten. Hätte man im Verein und im Hause Virkus selbst früher erkannt, wo die Reise hingeht, vermutlich wäre "Rollo" als Borusse in Rente gegangen, auf welchem Posten auch immer. 

Die Inthronierung des Roland Virkus war schon seinerzeit ein Zeichen von Schwäche des Vereins, auch des rückblickend von manchen so gerühmten damaligen Vereinspräsidenten Rolf Königs. Ein Zeichen der Schwäche war es, Virkus bei der Trainer- und Spielersuche walten zu lassen, ein Zeichen der Schwäche war es, ihm finanziell wenig Spielraum zu lassen. Ein besonderes Zeichen besonderer Schwäche war es, möglicherweise ahnend, dass Virkus allein seiner Aufgabe nicht gewachsen sein könnte, einen "Sportdirektor" zu installieren, den Platzhirschen Virkus und Korell aber nicht Einhalt zu gebieten, als sie schon kurz nach der Amtseinführung des Nils Schmadtke die Skalpelle zückten, um ihn seiner beruflichen Testikel zu berauben. Fast schien es so, als würde Virkus mit Gerardo Seoane auch seinen zweiten Missgriff auf dem Trainermarkt (und seine dritte Trainerentlassung) im Amt überstehen, würde er selbst zum dritten Mal einen Trainer seiner Wahl installieren dürfen und möglicherweise noch mindestens eine weitere Transferperiode am Steuer bleiben. Dann aber wurde der Druck von allen Seiten zu groß. Fast alle hatten sich gegen ihn positioniert. Wir zuletzt noch in unserem Verriss des Frankfurt-Spiels, die Kollegen von Torfabrik und nahezu alle anderen Fan-Medien, die die Vereinsführung dem Vernehmen nach allerdings traditionell geringschätzt. Nachdem aber auch die grundsätzlich eher handzahme Lokalzeitung den Daumen senkte, während in allen überregionalen Publikationen schon Nachrufe auf den Verein erschienen, war es vorbei mit der Gemütlichkeit beim "fammeljären Förrein" (R. Virkus). 

Und jetzt? Alles gut? Natürlich nicht. "Virkus raus" skandierte ein (kleiner) Teil des Publikums zwar nach dem Katastrophenspiel gegen Eintracht Frankfurt. Im Grunde ist aber allen, die sich mehr als oberflächlich mit Borussia beschäftigen klar, dass der Rücktritt von Roland Virkus, ob er nun wirklich selbstgewählt oder doch fremdbestimmt war, nur ein weiterer Schritt sein kann. 

Wer Virkus nachfolgen wird, ist bisher unbekannt. Der Name Nils-Ole Book kursiert schon seit Monaten, dem Vernehmen nach ist die Spur nach Elversberg aber eher kälter als heißer geworden und gibt es im Verein Widerstände gegen Books Vorstellungen in Sachen Scouting und Kaderplanung. Neu auf der Liste der Gerüchte ist Marinko Jurendic, ehemals FC Augsburg. Das klänge sehr ernst, wenn Gerardo Seoane noch da wäre, beide haben eine Luzerner und Zürcher Vergangenheit. Der Verbleib des Seoane-Intimus David Zibung bei Borussia sorgt dafür, dass man die Personalie Jurendic durchaus ernstnehmen kann. So oder so ist es mit dem Wechsel "Sportdirektor X" für Virkus genausowenig getan wie mit dem Wechsel "Polanski oder Trainer X" für Seoane. 

Problematische Personalien und problematische Strukturen bedingen einander. Borussia benötigt eigentlich eine richtige Wurmkur. Nun gibt es im Verein allerdings viele Menschen, die dort ihr Geld verdienen und/oder ihr Selbstverständnis aus ihrer Rolle ziehen. Das ist menschlich verständlich und wirtschaftlich ohnehin. Borussia muss wirklich einen neuen Weg einschlagen und man kann nur hoffen, dass möglichst viele im Verein bereit sind, diesen Weg auch mitzugehen. Es sollte möglich sein, ein "kleiner Verein" zu sein, ohne maximale Provinzialität auszustrahlen. Ein kleiner und finanziell nicht auf Rosen gebetteter Verein kann sich nur mit Innovation, Offenheit und Fachkenntnis dauerhaft in der Bundesliga halten. Davon ist Borussia Stand heute meilenweit entfernt, aber da sollte es hingehen.

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