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Die Reise nach Berlin beginnt in Oldenburg

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Am 1. Dezember 1973 war Borussia Mönchengladbach zum ersten und einzigen Mal im Rahmen eines Pflichtspiels in Oldenburg zu Gast. Damals gab es in der ersten Runde des DFB-Pokals einen klaren 6:0-Auswärtserfolg der Fohlen gegen den heimischen VfB. Der als Pokalverteidiger angereiste Bundesligist vom Niederrhein lockte seinerzeit 30.000 Zuschauer ins Marschwegstadion. Am kommenden Sonntag werden nun 14.300 Zuschauer den nächsten Auftritt der Gladbacher in Oldenburg erleben – aber nicht gegen den VfB, der schon seit Jahren auf eine Teilnahme am Pokal hofft, sondern gegen den SV Atlas Delmenhorst. Der VfB darf wieder einmal nur zusehen, wie ein Mitbewerber aus der Region in seinem Wohnzimmer das große Geld macht.

 

Die Historie

Der Verein aus der Nähe von Bremen, 1973 durch die Fusion von drei Vereinen gegründet und von einem Baumaschinenhersteller unterstützt, ging Ende des vergangenen Jahrtausends nach einer Umbenennung in Delmenhorster SC in die Insolvenz. Die Neugründung des Vereins im April 2012 bietet einen filmreifen Stoff. In der Gaststätte Jan Harpstedt direkt hinter dem Stadion an der Düsternortsstraße in Delmenhorst wurde der Verein neu gegründet und übernahm die ausgegliederte Fußballabteilung von Eintracht Delmenhorst. Damit überhaupt alle Posten im Verein besetzt werden konnten, holten sich die Vereinsgründer kurzerhand noch eine Person dazu, die an der Theke stand, um auf die benötigten sieben Personen zu kommen. Die Neugründung unter dem Namen Atlas reaktivierte viele der alten Fans wieder. Zum ersten Freundschaftsspiel strömten 1200 Zuschauer ins Stadion. Es folgten vier Aufstiege in fünf Jahren, 2019 ein Erfolg im Niedersachsen-Pokal und damit die Teilnahme an DFB-Pokal. Dort spielte man vor über 40.000 Zuschauern im Bremer Weserstadion gegen den SV Werder. In Delmenhorst hätte man gemütlich alle Wohnungen leerräumen können, denn über 12.000 Delmenhorster Zuschauer waren nach Bremen gereist. Nach einem kurzen Gastspiel in der Regionalliga ist Atlas nun eine feste Größe in der Spitzengruppe der Oberliga, nur knapp wurde in der letzten Saison der erneute Aufstieg in die 4. Liga verpasst. In der Saison 23/24 war Atlas erneut im DFB-Pokal vertreten, in Delmenhorst unterlag man gegen den FC St. Pauli mit 0:5. Zu diesem Spiel waren 5000 Zuschauer im Stadion an der Düsternortsstraße zugelassen. Auch zwischen dem SVA und der VfL gibt es eine gemeinsame Geschichte: Am 31. Januar 1981 trafen beide Mannschaften im Achtelfinale des DFB-Pokals auf dem Bökelberg aufeinander. Damals siegte Borussia mit 6:1. Seinerzeit gab es noch nicht die Regel, dass der unterklassige Verein Heimrecht genießt.

 

Das Stadion

Obwohl die Stadt Delmenhorst einer Aufstockung des Zuschauerkontingents für das Spiel gegen Gladbach zugestimmt hatte, haben sich die Verantwortlichen des SV Atlas schweren Herzens dazu entschlossen, ins benachbarte Oldenburg umzuziehen, da dort die Zuschauerkapazität deutlich größer ist. Man wollte einerseits dafür sorgen, dass möglichst viele Heimfans das Spiel sehen können, auf der anderen Seite trug man damit auch der Reiselust der Gladbacher Fans Rechnung. Das Marschwegstadion in Oldenburg liegt wie damals der Bökelberg mitten in einem Wohngebiet. Die Hütte hat viele Jahre auf dem Buckel, nur die Haupttribüne ist überdacht.  Damit enden aber auch schon die Gemeinsamkeiten mit dem Stadion in Eicken, denn das Marschwegstadion hat eine Laufbahn rund um das Spielfeld. Das Dach des Stadions ist aber eher ein Sonnendach als ein Regenschutz. Keine Ahnung, wer bei der Stadt Oldenburg damals davon ausgegangen ist, dass es im Nordwesten nur selten regnet. Das muss wohl ein Zugezogener gewesen sein, der gebürtige Norddeutsche kennt sich mit Schietwetter aus.  Derzeit ist ein neues Stadion in Planung, aber da gibt es in der Bevölkerung starke Vorbehalte. Nun ja, rund 51 Millionen Euro muss man in einer Stadt mit mittelmäßigem Viertligafußball erst mal übrig haben….

 

Der SVA

Im Kader des Oberligisten stehen einige Spieler, die Regionalliga-Erfahrung haben. Ibrahim Temin hat 193 Regionalligaspiele für Oldenburg und den SSV Jeddeloh bestritten. Der 32-jährige Mannschaftskapitän ist das, was man gemeinhin als Mentalitätsmonster bezeichnet. So eine Art Granit Xhaka der Oberliga. Philipp Eggersglüß hat für Werder Bremen 61 Spiele in der 3.Liga absolviert. Daneben stehen viele Spieler im Kader, die in der Jugend für den SV Werder in den verschiedenen Bundesligen gespielt haben. Darunter befinden sich mit Linus Urban und Timon Widiker zwei Spieler, die eine besondere Beziehung zu einem Spieler von Borussia Mönchengladbach haben. Beide haben in der U 19 des SV Werder zusammen mit Fabio Chiarodia gespielt. Entsprechend groß ist bei beiden auch die Freude auf ein Wiedersehen. „Wir waren zusammen in einer Klasse und haben drei Jahre lang zusammen einer Mannschaft gespielt. Wir haben uns direkt nach der Auslosung geschrieben. Er hat geantwortet, dass er sich sehr darauf freut, dass wir uns mal wieder sehen“, freut sich Urban auf das Wiedersehen. Für Widiker ist vor allem die Kulisse im Stadion ein Grund zur Vorfreude. „Ich glaube ich habe einmal vor 1000 Zuschauern im Hallenturnier gespielt“, verrät er. „Natürlich freut man sich, auch mal im Fernsehen zu sein,“ verrät er mit einem Lächeln.

 

Der VfL

Ob Chiarodia in der Startelf steht, ist noch nicht abzusehen. Der Innenverteidiger feierte bekanntlich sein Debüt für Borussia beim Pokalerfolg gegen Bersenbrück an der Bremer Brücke in Osnabrück. Ein Jahr später stand er im Erstrundenspiel beim FC Erzgebirge Aue sogar in der Startelf. Inzwischen ist er eine feste Größe im Kader der Borussia. Überhaupt dürfte das erste Pflichtspiel der Saison auch einen Fingerzeig in Richtung auf den ersten Bundesliga-Spieltag gegen den Hamburger SV eine Woche später geben. Die Torwartfrage hat der Trainer bereits am Mittwoch beantwortet. Wird Joe Scally auf der Rechtsverteidigerposition auflaufen? Oder hat Kevin Diks die Nase vorne? Setzt der Trainer weiter auf Julian Weigl im defensiven Mittelfeld oder werden dort Rocco Reitz und Jens Castrop die Zweikampfschwäche des ehemaligen Mannschaftskapitäns ausgleichen? Wer spielt auf der Position von Plea? Weigl? Oder Stöger? Oder Reitz, wenn Sander zusammen mit Castrop aufläuft? Das wohl fest eingeplante Debüt von Youngster Wael Mohya fällt aus, auch für Shuto Machino kommt das Spiel noch zu früh.

 

Die Form

Atlas wird in der kommenden Spielzeit nicht im DFB-Pokal vertreten sein, bereits in der 1.Runde unterlag man in Hildesheim im Elfmeterschießen. Nur eine Woche später traf man in der Oberliga erneut auf das Team aus der Nähe von Hannover, dass alljährlich zu den Aufstiegskandidaten zählt. Dieses Mal siegte Atlas auswärts sehr souverän mit 5:1. Die Borussia hat im letzten Härtetest in Brentford 2:2 gespielt, ein weiterer Test einen Tag später wurde mit 2:1 gewonnen. Insgesamt verlief die Vorbereitung relativ erfolgreich, wenn man mal von der Verletzung Mohyas absieht.  

 

Die Anreise

Viele der älteren Gladbacher Anhänger werden sich in Oldenburg an die Situation rund um die Eickener Höhe erinnert fühlen, wenn sie anreisen. Die größte Herausforderung dürfte die Parkplatzsuche sein. Die Autobahnabfahrt Oldenburg-Marschweg ist gesperrt, auch rund um das Stadion werden viele Straßen dicht sein. Wer mit dem Zug anreist, sollte tunlichst die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen. Zu Fuß sind es rund zwei Kilometer zum Stadion, der Weg ist ausgeschildert. Eine weitere Möglichkeit zum Parken ist der Parkplatz an der Weser-Ems-Halle, 800 Meter vom Bahnhof entfernt. Vom Hauptbahnhof bzw. ZOB kann man dann mit der Linie 314 Richtung Wardenburg fahren. Die Linien 301, 322 und 324 fahren auch vom ZOB und Hauptbahnhof Süd, hier ist die Haltestelle Meinardusstraße zu nutzen. Die Fans des SV Atlas werden am Sonntag gegen 11 Uhr geschlossen in Delmenhorst losfahren und dann nach der Ankunft am Hauptbahnhof in Oldenburg in einem Fanmarsch die zwei Kilometer zum Stadion zurücklegen. Für die rund 8500 Gästefans sind die Eingänge auf der Südseite vorgesehen.  

 

Der Treffpunkt

Wer frühzeitig anreist und sich vorher noch mit einem Kaltgetränk stärken will, kann das auf der Hauptstraße – ja, die heißt wirklich so – tun. Im Haus mit der Nummer 44 befindet sich das „Piccadillie“. Der Besitzer Parviz Shakibai ist ein glühender Fan von Borussia und zeigt das in seinem Laden auch deutlich. Hinter dem Haus ist ein Biergarten, der bei den zu erwartenden Temperaturen um 24 Grad sicher gut besucht sein dürfte. Wer bereits am Samstag in der Stadt ist, ist eingeladen mal die „Gelateria Centrale San Marco“, Am Markt 7, zu besuchen. Der Besitzer Ivano Chiarodia ist ebenfalls Borussen-Fan. Aus Gründen…

 

 

Die Tipps:  

 

Christian Spoo:

„Borussia gibt sich keine Blöße, ohne zu glänzen. Delmenhorst kann den Atlas für die laufende Pokalrunde zuklappen, weil der Bundesligist sich mit 4:1 durchsetzt.“

Michael Heinen:

„Borussia startet mit einem souveränen 4:1 in die Saison.“

Michael Oehm:

„Ein humor- aber auch schmuckloses 0:4.“

Uwe Pirl:

„Am Ende des Spiels ist Borussia da, wo wir sie haben wollen. Nicht in Delmenhorst, nicht in Huchting, auch nicht bei Getränke Hoffmann, sondern in der zweiten Runde des DFB-Pokals. Dazwischen liegen 90 Minuten und ein 3:1 für Borussia.“

Mike Lukanz:

„Zwei Dinge sind in diesen Erstrundenspielen bei unterklassigen Teams wichtig: 1. irgendwie gewinnen und 2. keine Verletzten. Borussia gelingt beides und siegt relativ humorlos 3:0.“

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