Bundesliga-Check 2025/26: Augsburg, Leverkusen & Köln
FC Augsburg
Die mediale Aufmerksamkeit wurde in Augsburg sicherlich wohlwollend eingepreist: Der Starwechsel des Jahres ist bei FCA natürlich kein Spieler, sondern der Trainer. Die “Wagnerfestspiele” als hihi-Wortspiel wird man beim Springer-Hetzblatt schon für die ersten Heimsiege in der Schublade liegen haben. Denn der Bundesliganovize auf der Trainerbank wird schon seit Jahren von allen Seiten derart mit Lob vollgeballert, dass der Schritt zur grauesten aller Bundesligagraumäuse natürlich wieder als cleverstmöglicher Karrieremove zu einem Verein mit ruhigem Umfeld abgefeiert wird.
Während also alles gebannt auf den Seitenrand starrt, sind die sonstigen Wechsel eher unbeachtet von Statten gegangen. Immerhin: Bei Mittelfeldspieler Robin Fellhauer, den dem Vernehmen nach die gesamte untere Tabellenhälfte haben wollte, hat das Argument Wagner dem Bekunden des Spielers nach den Ausschlag dafür gegeben, dass man ihn für vergleichsweise günstige 700 Tsd. EUR vom Fastaufsteiger Elversberg verpflichten konnte. Ihm zur Seite wird sich Han-Noah Massengo vom FC Burnley gesellen, der für 3 Mio. EUR aus Burnley kommt. Elias Saad wurde gegen einen Betrag von 2 Mio. EUR aus Hamburg vom FC St. Pauli transferiert und soll die Offensive ebenso verstärken wie Kyliane Dong, der ablösefrei aus Troyes nach Augsburg gelotst wurde. Statt sich einen Florian Neuhaus zu leisten, investierte man die 1, 2, 3, 4 Mio. EUR anderweitig und verpflichtete den von Wolfsburg zur Rückrunde ausgeliehenen Cédric Zesiger fest. Und einen weiteren Innenverteidiger lieh man nach dem gleichen Modell (Leihe mit festgeschriebener Ablöse) in Person von Chrislain Matsima vom FC Lyon.
Mit diesem also über alle Mannschaftsteile gleichmäßig verstärkte Kader, ergänzt um das Talent Hämmerle aus der eigenen Jugend (Achtung! Hammer-Wortspiele drohen!), will Wagner also „aktiven“ Fußball spielen lassen. Sowohl mit als auch gegen den Ball nämlich. So richtig aussagekräftig ist das freilich nicht, kein Bundesligatrainer würde wohl sich mit dem Satz „wir wollen passiv und abwartend spielen“ zitieren lassen. Abwarten will man aber gerne erst mal, wo die Reise hingeht.
Prognose: Und da hat die Geschichte uns gelehrt, dass dem FC Augsburg immer zuzutrauen ist, eine überraschend solide Saison hinzulegen, die ihn fernab der Abstiegsränge ins gesicherte Mittelfeld führt. Für mehr fehlt einem auch mit dem heißen Scheiß auf dem Trainerstuhl die Fantasie. Aber nachdem die Fuggerstädter seit Jahren vor Saisonbeginn immer Topanwärter auf einen Abstiegsplatz waren und dann überraschend gut abschnitten, sollte man die vielleicht besser doch einmal bemühen.
Bayer Leverkusen
Der Verein des Chemiekonzerns aus Leverkusen hat eine beeindruckende Saison hingelegt. Nur drei Niederlagen in der gesamten Saison, davon eine gegen den BVB, als man die Saison bereits austrudeln ließ; ohne die Vielzahl an Unentschieden wäre noch deutlich mehr drin gewesen als die Vizemeisterschaft. Man erinnere sich an das nahezu groteske Heimunentschieden gegen den FC Bayern, als der Deutsche Meister 2025 im gesamten Spiel keinen einzigen Schuss aufs Tor zustande brachte und ansonsten nach allen Regeln der Kunst gedemütigt wurde. Im DFB-Pokal scheiterte man auch an Bielefeld, aber doch wohl noch mehr an sich selbst und so blieb von der Saison nach der Meistersaison nicht so wirklich viel übrig, ohne dass jetzt eine Katastrophe eingetreten wäre.
Dennoch löste das Saisonergebnis letztlich eine solche Abwanderungswelle aus, dass man geneigt ist, zu überlegen, ob wir vielleicht an dieser Stelle nicht besser die Akteure aufzählen sollte, die nicht gewechselt, sondern geblieben sind. Ist aber weniger lustig, deshalb nun doch: Wirtz, Tah, Frimpong, Kossounou, Xhaka, Hradecky und natürlich The Alonso himself, um mal einige Namen zu nennen; also, mit einem personellen Umbruch ist der Aderlass wohl unzureichend beschrieben. Da man dafür viel Geld einnahm (nicht, dass man in Leverkusen auf solche durch sportlichen Erfolg erzielten Gewinne nachhaltig angewiesen wäre), konnte man auch die Plätze 2 und 3 in der Liste der teuersten Neuzugänge der Bundesliga belegen, und zwar mit den Ablösen für Malik Tilllman und Jarell Quansah, für die man je 35 Millionen an die PSV und an den FC Liverpool überwies. Beziehungsweise an Liverpool wohl eher nichts, denn die stottern ja noch die 125 Mio. EUR für Florian Wirtz ab. Neben Mark Flekken, dem Grund für Hradeckys Abgang, hat man nun noch mit Janis Blaswich aus Leipzig eine weiteren Torhüter, diesmal einen mit Gladbacher Vergangenheit, verpflichtet.
Ansonsten holte man wenig spektakuläre Namen, dafür aber viele. Tape, Maza, Faye, Oermann, Kofane und jüngst Poku, alles keine großen Namen und vergleichsweise überschaubare Investitionen, aber es steht zu befürchten, dass das Leverkusener Scouting einmal mehr etwas fantasievollere Früchte trägt als am Niederrhein.
Der wichtigste Neuzugang ist aber sicherlich der auf der Trainerposition. Dort soll Erik ten Hag die großen Fußstapfen von Xavi Alonso füllen, und natürlich mühte sich die Vereinführung, ten Hag als idealen Mann dafür zu beschreiben, der zum Fußballstil von Bayer Leverkusen ebenso gut passe wie vor ihm Alonso. Nun kann man beiden Trainern durchaus ein Händchen für die Förderung von Talenten nachsagen. Allerdings unterscheiden sich die beiden sehr deutlich, wenn es um ihre Trainerphilosophie geht. Während Alonso ein Tüftler war, der die taktische Herangehensweise oft änderte und an den Gegner anpasste, gilt ten Hag als Verfechter eines strikten Positionsspiel mit deutlich weniger Flexibilität. Ob die zahlreichen Änderungen am Kader sich dafür als hilfreich oder gar notwendig erweisen, wird die Zeit zeigen. Ten Hag erschien bisher nicht so zugänglich und kommunikationsfreudig wie sein Vorgänger; ein Umstand, der ihm auf seinen vorherigen Stationen, besonders bei Manchester United, oft zum Vorwurf gemacht wurde. Andererseits ist er jetzt an einem Standort, wo er nicht nur medial deutlich mehr Ruhe erleben wird als bisher. Das könnte helfen.
Prognose: Irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass die ganz fetten Jahre für das Werkself-Werbevehikel vielleicht doch erst einmal vorbei sein könnten. Für den europäischen Wettbewerb wird es aber auch so sicher reichen.
1. FC Köln
Da sind sie wieder, unsere Freunde von der Domstadt. Ist ja schon auch irgendwie ganz schön, dass sie wieder da sind. Denn langweilig wird es beim Fußballclub aus der Stadt mit dem Dom ja höchst selten und Unterhaltung wird immer gern genommen. Nun denn, sie haben losgelegt wie die Feuerwehr: Nachdem eine Transfersperre den 1. Fußballclub Köln letztlich ein ganzes Jahr mehr oder weniger zur Enthaltsamkeit zwang, wollte man das jetzt alles sofort und auf einmal nachholen. Es schien so, als wollte der FC sämtliche Transfers der Bundesliga einfach selbst erledigen. Bei so ziemlich jedem Spieler, der irgendwo gehandelt wurde, hieß es, dass auch der FC Köln interessiert sei. Außer bei Florian Wirtz, aber der war ja schon bei ihnen. Also hingen sie ja ein wenig auch bei dem Transfer mit drin. Also überhaupt wurde völlig hemmungslos transferiert. So mancher Spieler ging für gutes Geld zu anderen Vereinen, vor allem Downs (für ca. 8 Mio. EUR nach Southampton) und Max Finkgräfe (für 4. Mio. EUR zu Zuckersuppe Leipzig). Vor allem die 8 Mio. EUR für Downs lassen einen doch mal heimlich nachdenken, was irgendein mittelmäßiger englischer Verein wohl für Tim Kleindienst auf den Tisch geblättert hätte.
Andere Spieler ließ man für weniger Geld ziehen oder musste sie ziehen lassen. Um Tim Lemperle muss es einem leidtun. Zwar stand dessen ablösefreier Abgang zur TSG Hoffenheim schon seit dem Winter fest, aber sein Move, sich an einem Sonntag vor einem aufstiegsentscheidenden Spiel sturzbesoffen von einem FC Fan mit abweichender Vorstellung von einer professionellen Spieltagsvorbereitung eins auf die Zwölf geben zu lassen, also, das hatte schon sehr viel Schönes. Für eine vollständige Auflistung aller Ab- und Zugänge müssten wir zusätzliche Serverkapazitäten anmieten, deshalb werfen wir nur ein paar Schlaglichter, zum Beispiel auf den neuesten und teuersten Neuzugang, Rav van den Berg, einen Innenverteidiger, für den 8 Mio. EUR hingelegt wurden. Noch mehr würde fällig, wenn der 1. FC Köln in der kommenden Saison in der Champions-League spielen würde, also quasi fast sicher, wenn man Teile der Anhängerschaft fragt. Denn nach einem Testspielsieg in Höhe von 4:0 über Atalanta Bergamo steht das ja eigentlich schon fast fest. Also zumindest bis zum Pokalspiel gegen Jahn Regensburg.
Aber Spaß beiseite, der FC Köln hat richtig Geld in die Hand genommen, und mit Johannesson von Fortuna Düsseldorf und Ragnar Ache vom 1. FC Kaiserslautern vielversprechende Neuverpflichtungen getätigt, dazu alte bzw. erfahrende Bekannte wie Marius Bülter vom Neu-Verein des Daydrinking-Event-Besuchers. Spannend aber auch etwas schmerzhaft ist noch die Personalie Said El Mala, der bei der Borussia vor vier Jahren mit mangelnder Perspektive ausgemustert wurde, und für den sie beim FC dem Vernehmen nach ein fünfstelliges Angebot kaltlächelnd abgelehnt haben.
Prognose: Der FC Köln hat also eine bunte Suppe angerührt und zum Schluss hat er eine kurze Lunte mit Sprengstoff in Form einer Verpflichtung von Trainer Lukas Kwasniok (zuletzt Paderborn) reingeschmissen. Die geht also auf jeden Fall hoch. Die Frage ist nur, ob sie mit lautem Knall verpufft oder sogar richtig durch die Decke geht. Letzteres hoffen, nein erwarten sie in Köln natürlich. Wir erwarten hingegen einen erstaunlich souveränen Klassenerhalt. Ob man aber mit einem Kader voller unsteter Wackelspieler wie Luca Waldschmidt (mal Welt-, mal Kreisklasse, gerne in ein und derselben Begegnung) nachhaltigen Erfolg erzielen kann, da bleiben wir skep- BUMM!