Wer den Lucas nicht ehrt, ist den Cristiano nicht wert
Nennt ihn Luqui, Cafucas, Vázquez, Vasquez (…), Lord oder Don, ich habe ihn ganz simpel als Lucas kennengelernt. Mehr noch: Luuuucaas! Als ich 2013/24 mein erstes Castilla-Spiel erlebte – mitsamt meiner allerersten Akkreditierung vom Klub – war er die große Nummer. Das merkte man auch, als er beim 3:2-Sieg gegen Las Palmas den dritten Treffer der Blancos erzielte. „Der wird es mal zu den Profis schaffen“, war ich mir sicher, ließ mir damals ein Foto mit ihm nicht entgehen – damals eben noch mehr Fan als Profi. Und vor elf Jahren war diese Prognose auch noch realistisch, nicht so wie mittlerweile bei den vielen Arribas‘, Paz‘ und Co.
Aber auch Lucas Vázquez hat den Umweg gebraucht, das Praktikumsjahr bei Espanyol 2014/15. Um dann noch gereifter und gestärkter zurückzukehren. Ob als schneller Konter-Joker in der historischen Saison 2016/17 gemeinsam mit Marco Asensio (speziell gegen die Bayern), oder schon legendär vor dem Elfmeterschießen im Champions-League-Finale 2015/16, ob als Kumpel von Toni Kroos („Unterschätzt, aber so wichtig für das Team auf und neben dem Platz!“) und anderen oder als erfahrener Medienprofi, unvergessen auch seine drei Torbeteiligungen beim 3:2-Sieg gegen Barcelona im April 2024. Was ich sagen will: Es gab mehr als einen Grund, Lucas Vázquez nicht nur zu mögen, sondern zumindest zu respektieren. Nun blieben 2024/25 derartige Highlights eher aus, schlimmer noch: die letzte Saison hat seinem guten Image durchaus geschadet – aber da werfe ich eher den Trainern und Kaderplanern Naivität vor, ihn so oft eingesetzt statt sich um Ersatz bemüht zu haben (Grüße von Kyle Walker), auch wenn es Luquitas schlussendlich selbst war, der Leão, Raphinha und Co. mehrfach passieren ließ, ihnen quasi die Tore auflegte…
Diese zehnte und letzte Saison soll die neun erfolgreichen Spielzeiten davor aber nicht überschatten. Denn Lucas Vázquez ist eines der immer weniger werdenden Paradebeispiele, weswegen ich Madridista wurde. Klar, die Di Stéfanos, Zidanes und Cristianos gehören auch dazu, aber eben auch die Pirris, Juanitos, Pavóns, Callejóns, Arbeloas oder eben Nacho und Vázquez. Spieler, die mehr durch Herz, Einsatz und Loyalität überzeugen, als durch Tricks, Tore, Tanz. Beides braucht es in einer Mannschaft, aber ohne Arbeiter, ohne Spieler auf der Bank, die weder meckern noch sonst für Unruhe sorgen oder gar zur Presse laufen oder intern mehr fordern, geht es nicht. Und dass es von solchen Typen nicht zu wenige geben darf, hat man schon in der letzten Spielzeit gemerkt, als Carvajal und Modrić kaum, Nacho und Joselu gar nicht mehr spielten…
Lucas Vázquez hat seinen Platz in Real Madrids Historie sicher – nicht nur, weil nur fünf Spieler noch mehr Titel gewannen als er. Das will nicht jeder erkennen oder gar akzeptieren, aber so ist es. Wer den Lucas nicht ehrt, ist den Cristiano nicht wert. Für mich geht – mal wieder – ein ganz besonderer Spieler. Aber auch nach Arbeloa, Marcelo, Kroos und Nacho ging es schon irgendwie weiter, und auch nach Vázquez wird es irgendwie weiter gehen – hoffentlich auch erfolgreich. Denn der Erfolg der letzten 15 Jahre – von den sechs CL-Titeln hat Lucas fünf gewonnen – kam nicht nur durch die Superstars zustande, sondern auch durch die vielen loyalen Allzweckwaffen, die mit der berühmten Real Madrid-DNA. Und die war bei kaum einem so rein wie bei Lucas Vázquez. Gracias por todo, Lord, Don, Luuucaas!
Der Beitrag Wer den Lucas nicht ehrt, ist den Cristiano nicht wert erschien zuerst auf REAL TOTAL.