Fußball-Bundesliga: Gegen alle Zweifel: Bayerns Signal im Titelkampf
Nach dem Königsklassen-K.o. melden sich die Münchner in der Liga eindrucksvoll zurück. Joshua Kimmich erkennt einen Unterschied zu den Jahren davor.
Ein Sieg als Statement. Das Signal, das der FC Bayern mit dem auch in der Höhe verdienten 4:0 (3:0) beim 1. FC Heidenheim an die Konkurrenz sendete, war klar: Zumindest national sind wir wieder die Nummer eins. Den Glauben daran, dass sich das im Endspurt der Fußball-Bundesliga nicht mehr ändert, führen die Münchner auch auf eine neue Geschlossenheit zurück.
Ein "großes Kompliment" machte Trainer Vincent Kompany seiner Mannschaft für die bemerkenswerte Reaktion, die sie auf ihren Königsklassen-K.o. gezeigt hatte. Nur drei Tage nach dem schmerzhaften Champions-League-Aus bei Inter Mailand - dieser "Riesenenttäuschung", wie Sportvorstand Max Eberl es nannte - ließen die Bayern auf der Ostalb keinen Zweifel daran, dass sie die Saison wenigstens mit einem Titel beenden wollen. "Stolz" war Mittelfeldspieler Joshua Kimmich auf diesen Auftritt. Der so nicht unbedingt zu erwarten war.
"Gefestigter" als in den vergangenen Jahren
So mancher Heidenheimer und vermutlich auch Verfolger Bayer Leverkusen dürfte gehofft haben, dass die personell gebeutelten Münchner nach dem bitteren Abend in Mailand auch mental angeschlagen daherkommen würden. Kamen sie aber nicht. "Ich hatte das Gefühl, dass wir gefestigter sind", sagte Kimmich. In seinen Augen ein entscheidender Unterschied im Vergleich zu den Jahren davor. Am Ende auch der entscheidende im Fernduell um die Schale?
In den vergangenen Jahren habe er nach einem Champions-League-Aus oft das Gefühl gehabt, "dass wir wieder bei null starten, dass wir anfangen, uns selbst zu hinterfragen", erklärte Kimmich. Da habe man gegenseitig mit dem Finger auf sich gezeigt. Diesmal sei das anders gewesen.
"Wir haben eine andere Basis miteinander, gerade innerhalb der Kabine", sagte der 30-Jährige. Man habe nicht versucht, die Schuld bei irgendwem zu suchen, sondern sich nur darauf konzentriert, die Zukunft zu beeinflussen.
Kimmichs Lob für Moderator Kompany
Einen großen Anteil an dieser Atmosphäre hat laut Kimmich auch der Trainer. Kompany verhalte sich bei der Öffentlichkeitsarbeit "sehr geschickt, sehr schlau" und halte dadurch viel von der Mannschaft weg, erklärte der Münchner Mittelfeldchef. Lob oder Kritik äußere der Belgier, der bei den Bayern im vergangenen Sommer auf Thomas Tuchel folgte, vor allem intern.
Am Auftritt seiner Mannschaft in Heidenheim dürfte Kompany wenig zu kritisieren haben. Eine "komplette Leistung" habe sie gezeigt, befand der 39-Jährige. In puncto Chancenverwertung präsentierten sich die Bayern zumindest in der Anfangsphase eiskalt. Harry Kane, der endlich seinen ersten großen Titel holen will, und Konrad Laimer stellten schon in den ersten 20 Minuten auf 2:0.
Kingsley Coman und Kimmich legten später noch nach. Der junge Torwart Jonas Urbig blieb - dank einer Glanztat in der zweiten Halbzeit - im sechsten Liga-Spiel als Vertreter des verletzten Manuel Neuer erstmals ohne Gegentor.
Bayern trotzen ihren vielen Ausfällen
Jetzt sei man "wieder einen Schritt näher dran an der Meisterschaft", sagte Sportvorstand Eberl. Auch, wenn sie zu gerne das Champions-League-Finale im eigenen Stadion gespielt hätten, soll die Schale für die Bayern mehr als ein Trostpreis sein. Als Selbstverständlichkeit erachten die Münchner sie nach der titellosen Vorsaison und mit Blick auf ihre derzeitige Verletztenmisere erst recht nicht.
Gerade defensiv hätten zuletzt immer wieder wichtige Spieler gefehlt, sagte Eberl. Einen Tag vor der Partie in Heidenheim war auch noch Leon Goretzka wegen Wadenproblemen ausgefallen. Doch die Bayern ließen sich nicht stoppen. Zumindest in der Liga nicht. Sie sind auf dem besten Weg zurück zur nationalen Nummer eins.