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Koordinieren statt dirigieren

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Wer ist Sportdirektor bei Borussia Mönchengladbach? Ohne es statistisch belegen zu können: Die Antwort würde vermutlich bei 95 Prozent der Befragten „Roland Virkus“ lauten. Denn der akkurat gescheitelte Mann mit dem feschen Schnauzer tritt immer dort in Erscheinung, wo man in der Regel den Sportdirektor vermutet. Aber nein: Borussias Sportdirektor hieß in den vergangenen zwölf Monaten Nils Schmadtke. Virkus ist Geschäftsführer Sport und macht in diesem Amt das, was, naja, normalerweise ein Sportdirektor tut. Nils Schmadtke war da, aber keiner wusste so recht warum und wozu. Mal gab er ein Interview, mal besuchte er einen Fanclub. Aber seine Aufgabenbeschreibung blieb zumindest für Außenstehende nebulös. Ob das der Grund dafür ist, dass Nils Schmadtke seinen Job jetzt aufgegeben hat? Auf jeden Fall teilt Borussia heute mit, man habe sich im Einvernehmen getrennt. Für den Mann, der mit großen Hoffnungen gestartet war und auf dem auch die Hoffnung so manch eines Anhängers lag, dem Borussia schon viel zu lang im eigenen Sud köchelt, ist zum zweiten Mal Schluss in Gladbach. 

Wer wird Schmadtke nachfolgen? Weil Borussia direkt mitteilte, der Neue sei schon gefunden, schossen die Spekulationen ins Kraut. Hätte man Christoph Kramer die Vertragsauflösung mit einem Jobangebot schmackhaft gemacht? Würde Tony Jantschke den zweiten Schritt vor dem ersten machen? Oder würde Mirko Sandmöller für seine guten Arbeit im Nachwuchsbereich auf diese Weise „belohnt“ werden? All das war es nicht. Es ist keine interne Lösung, oder besser gesagt, es ist eine, nur anders.

Neuer Sportkoordinator bei Borussia Mönchengladbach ist David Zibung. Nein, wir wussten auch nicht, wer das ist. Eine Schnellrecherche ergibt: Früherer Torwart des FC Luzern, Rekordspieler dieses Vereins, Karriereende als Profi 2021. Seitdem Junioren-Towarttrainer und im Scouting seines Vereins tätig. Eine Art Christopher Heimeroth auf Schwyzerdütsch. Und, da wird es interessant, laut Medienberichten ein „enger Freund“ von Gerardo Seoane und Klient derselben Berateragentur (wie auch Jonas Omlin).

Man darf also davon ausgehen, dass diese Personalrochade auf das Bestreben des Trainers zurückgeht. Und das ist auf mehreren Ebenen erstaunlich. Lassen wir das Fun-Fact beiseite, dass das letzte Mal, als jemand eine Privatbekanntschaft aus Luzern zu Borussia holte, in einer Katastrophe endete, bleibt doch die Erkenntnis: Gerardo Seoane ist in einer Position, sich mit „seinen“ Leuten zu umgeben, nicht nur im Trainerstab sondern jetzt auch auf Funktionärsebene. Galt der Verbleib des Trainers nach der mehr als enttäuschenden vergangenen Saison zunächst als unsicher, zeigt sich jetzt: Seoanes Wort scheint im Verein Gewicht zu haben und man scheint langfristig mit dem Schweizer zu planen, sonst würde man ihm diesen Wunsch nicht erfüllen. Oder würde man? Die Jobbezeichnung Zibungs ist, aufmerksame Leserinnen und Leser werden es bemerkt haben, eine etwas andere, als die von Nils Schmadtke. Koordinator statt Direktor, man kann nur hoffen, dass damit auch eine etwas konkretere Jobbeschreibung verbunden ist. Damit der Neue weiß, was man von und mit ihm will.

Klar ist: Nicht nur Gerardo Seoane darf sich gestärkt fühlen, auch und vor allem Roland Virkus steht machtvoller da, als vorher. Ein Sportdirektor, der ihn bei seinen Aufgaben „entlastet“, steht ihm nicht mehr zur Seite. Virkus hat allein das Sagen und muss sich auch keine Gedanken machen, ob da jemand im Büro nebenan sitzt, der ihm möglicherweise an die Pfründe will. Aller Voraussicht nach werden Virkus und Steffen Korell einige der Aufgaben, die man ursprünglich Schmadtke mit zu überlassen plante, wieder ganz an sich nehmen und in Sachen Kaderplanung ihr Ding machen.  

Borussen-Fans lernen aus den heute bekannt gewordenen Personalien einiges: Gerardo Seoane sitzt fest im Sattel und hat für seine Wünsche das Ohr der Geschäftsführung inklusive des ausgabenaversen Finanzchefs. Im operativen Bereich, wo es um Verträge und Stategie geht, verzichtet man bewusst auf Einfluss von außen und macht „Borussia pur“. Roland Virkus ist und bleibt der starke Mann. Die Analyse der Vorsaison hat offenbar ein deutliches Ergebnis mit sich gebracht: Weiter wie bisher, nur noch konsequenter. Wir sind gespannt, wo Borussia dieser Weg hinführen wird und gehen die neue Saison mit dem gebotenen Optimismus an. Die Aussicht, am 01. Spieltag direkt die beste Mannschaft der vergangenen im Borussia-Park sehen zu können, steigert die Vorfreude auf die kommende Spielzeit schon jetzt enorm.

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