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Geführt, geeselt, gerettet

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Sehen wir das Gute: Borussia Mönchengladbach darf ein weiteres Jahr in der ersten Fußball-Bundesliga spielen. Nach einer Saison, die mäßig begann und dann immer schlechter wurde, ist das keine Selbstverständlichkeit. Die Rückrundenbilanz vor dem letzten Spieltag ist die eines Absteigers. Die Anzahl der Gegentore, die Menge der verspielten Führungen, das Auftreten, will man die Probleme benennen, die Borussia 2024 beschreiben, man weiß kaum, wo man beginnen soll. Aber dies ist noch nicht das Saisonfazit, sondern lediglich der Rückblick auf das letzte Heimspiel. Das kann allerdings allerdings durchaus als Spiegelbild der Saison gelten. Denn Borussia lieferte erneut einen Auftritt, der unter dem Strich viel Grund zur Sorge und Kritik bietet und positive Aspekte allenfalls im Ansatz. Borussia begann das Spiel durchaus engagiert, gegen hoch pressende Frankfurter, die auch die ersten Chancen hatten. Die Gladbacher Führung aber war sehens- und bemerkenswert. Bemerkenswert, weil ein Abschlag von Jonas Omlin dort ankam, wo er ankommen sollte und weil Joe Scally eine selten gesehene Energieleistung hinlegte, sich gegen Ebimbe im Laufduell durchsetzte und sehr überlegt auf Robin Hack zurücklegte, der in inzwischen schon gewohnt cooler Manier sehenswert zum 1:0 einschoss.

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Borussia führte also, was die Anhänger im ausverkauften Stadion zwar freute, aber sicher nicht beruhigte. Denn wie diese Mannschaft mit Führungen umzugehen pflegt, ist weidlich bekannt. Und sie sollte sich auch diesmal treu bleiben. Um es kurz zu machen: Zwei Torgelegenheiten gab es noch für zunehmend harmlose Borussen - eine durch Hack in der ersten, eine durch den eingewechselten Cvancara in der zweiten Halbzeit. Ansonsten war die Mannschaft passiv, ängstlich, unkonzentriert und harmlos. Alles zusammen zeigte sich beim Frankfurter Ausgleich, als ein Angriff im Grunde schon geklärt war, Alassane Plea den Ball aus dem eigenen Strafraum durchaus mit Bedacht auf den nur langsam zurückgetrabten Nico Elvedi spielte. Der allerdings wirkte überrascht und desorientiert und bemerkte trotz kollektiven Warnschreis aus ca. 50.000 Kehlen den von hinten anrückenden Debimbe nicht. Der stahl ihm den Ball vom Fuß, und statt hinterherzusprinten schaute der Gladbacher Verteidiger nur erstaunt und joggte dann weiter zurück. Ebimbe und Etikite kombinierten sich derweil schön zum 1:1. Es war dies der zweite fatale Fehler Elvedis im zweiten Spiel in Folge, der dritte hätte es sein können, hätte ein ähnlich unerklärlicher Aussetzer im Heimspiel gegen Union Berlin nicht nur zu einer Großchance sondern zu einem Gegentor geführt. Der Schweizer, der vor der Saison trotz Ablösefreiheit keinen neuen Verein gefunden hatte, hat sich statt zum Abwehrchef zum Sicherheitsrisiko entwickelt. Was mit ihm los ist, warum Gerardo Seoane an ihm festhält, es ist ein Rätsel. Elvedi scheint häufig nicht wirklich bei der Sache zu sein. Ob das Sache des Kopfes, des Körpers oder der Seele ist, ist von außen nicht zu bewerten. Wie es mit der weiteren Zusammenarbeit aussieht, sollten sich Borussia und der Spieler aber gut überlegen. 

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Ein weiterer Borusse mit unklarer Zukunftsperspektive ist Manu Koné und auch der zeigte gegen Frankfurt nur sehr sporadisch, was er potenziell drauf hat. War der Franzose noch engagiert gestartet, baute er nach der Gladbacher Führung stark ab. Zunehmend verfiel er in den schon gewohnten Koné-Trab, seinen Pässen fehlte jede Klarheit, lässig ablegen statt entschlossen weiterleiten war der Modus Operandi. Was diese Auftritte mit Konés Marktwert machen, fragt man sich bang, noch banger wird einem ob der Perspektive, dass Koné in Gladbach bleiben könnte. Denn im Kopf scheint er schon länger weg zu sein. Elvedi und Koné stehen exemplarisch für die Schwächen in Borussias Spiel, bei diesen beiden klafft die Schere zwischen Potenzial und gezeigter Leistung am deutlichsten auseinander. Glücklos agierte aber fast die komplette Mannschaft über 80 Minuten im letzten Heimspiel. Einige Spieler hauten sich zumindest offensichtlich rein, ohne dass das allerdings sichtbare Folgen hatte. Rocco Reitz sei genannt: Ihm gelang an diesem Tag so gut wie nichts, er schien aber zumindest gewillt, sich den spielerisch, taktisch und körperlich überlegenen Frankfurtern zu stellen.

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Auch die Männer, die neben Nico Elvedi verteidigten, machten ihre Sache zumindest kämpferisch gut. Ko Itakura hätte zwar in der Anfangsphase mit einer unkonzentrierten Aktion fast die Frankfurter Führung verschuldet, verhinderte aber in der zweiten Hälfte mit großem Einsatz ein Gegentor und warf sich mehr als einmal in Frankfurter Angriffe. Marvin Friedrich spielte unaufgeregt und fehlerlos. So gelang es, die Frankfurter Angriffe zu parieren, wirkliche Großchancen hatte die Eintracht trotz klarer Überlegenheit nur wenige. Jonas Omlin blieb fehlerlos, musste aber auch eher selten eingreifen. 

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Das Risiko, den Torwart erneut zu wechseln, wurde nicht bestraft, erklären lässt sich die Entscheidung des Trainers von außen eher schlecht. Hierarchie hin oder her, Borussia konnte vor dem Spiel noch absteigen. Moritz Nicolas hatte gegen Union Berlin und in Bremen gut gespielt, Omlin vor seinem erneuten verletzungsbedingten Ausfall nicht wirklich. Auch die Besetzung der Außenpositionen war zum wiederholten Mal zumindest diskutabel. Franck Honorat beraubt man seiner Stärken, wenn man ihn vor allem mit Defensivaufgaben beschäftigt. Dass Joe Scally links spielt, ist eine Notlösung, die vor allem zeigt, wie groß die Not ist. Alles in allem zeigen all die genannten Probleme vor allein Dingen eins: Diese Mannschaft ist grundfalsch konstruiert. Es gibt für manche Positionen keine Spieler, für manche Spieler keine Position und über die Mentalität geht im Grunde gar nichts. Emotional wurde es gegen Ende des Spiels, als Gerardo Seoane den scheidenden Ur-Borussen Tony Jantschke und Patrick Herrmann noch einige Einsatzminuten schenkte.

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Auch zu diesem Zeitpunkt war Borussia noch nicht gerettet. Köln lag gegen Union zurück und die Gefahr, das Spiel gegen Frankfurt noch komplett aus der Hand zu geben, war real. Von daher war es ein riskanter Move des Trainers, wobei Tony Jantschke Tony Jantschke ist und auch im Winter seiner Karriere noch ein Spieler ist, den man immer bringen kann. Das belegte der Routinier mit einer astreinen Balleroberung am eigenen Strafraum - die vom ohnehin häufig erratisch entscheidenden Schiedsrichter Schröder zu Unrecht als Foul gewertet wurde. Herrmann kam zumindest noch einmal in den gegnerischen Strafraum, legte dann sympathisch uneigennützig aber leider auch völlig unpräzise auf Florian Neuhaus ab, der gar nicht richtig an den Ball kommen konnte.

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Am Ende hatte es sich offenbar auf dem Platz herumgesprochen: Die direkte Konkurrenz beider Teams spielte mit, in Köln und Freiburg stand es unentschieden, so dass man für die letzten fünf Minuten einen unausgesprochenen Nichtangriffspakt geschlossen zu haben schien. Weil Köln das Spiel gegen Union Berlin sogar noch drehte, hätte es des glücklichen Punktes gegen Frankfurt letzten Endes gar nicht mehr bedurft, um die Klasse zu halten. Mit einer Niederlage hätten sich die anschließenden Abschiedsfeierlichkeiten für Jantschke und Herrmann aber wohl weniger schön angefühlt.

So bleibt als Fazit, dass auch zum Abschluss der Saison kein Aufwärtstrend bei Borussia zu erkennen ist. Immerhin: Dank der Hilfe der Konkurrenz, vor allem der aus Köln, kann man der Niederlage im letzten Spiel beim VfB Stuttgart entspannt entgegensehen. Der Niedergang ist nicht abgebremst, der Abstieg in die Zweite Liga aber zumindest aufgeschoben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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