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Leben mit Geschwistern: Wenn sieben Brüder in einer Fußballmannschaft auflaufen

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Von Heiko Schattauer

Binau. Fußballschiedsrichter bekommen einiges zu hören während ihrer Einsätze auf den Sportplätzen in der Region. Manchmal bekommen sie aber auch schon vor dem Spiel Erstaunliches zu sehen: So wie der Unparteiische, der Mitte der 1990er-Jahre zu einem Heimspiel des FC Binau geschickt worden war. In jenem A-Klassen-Kick geriet der Spielberichtsbogen nämlich zu einer Familienaufstellung im etwas anderen Wortsinn. Gleich sieben Mal war der Name Landgraf zu verlesen: sieben Brüder in der gleichen Mannschaft, allesamt in der Startelf – schier unglaublich. "Da hat sich der Schiri schon ein bisschen die Augen gerieben", erinnert sich Stefan Landgraf. Der heute 56-Jährige war einer der sieben Landgraf-Brüder, die bei diesem denkwürdigen A-Liga-Spiel für ihren Heimatverein die Kickstiefel schnürten.

Wie die Partie seinerzeit ausgegangen ist, das weiß Stefan Landgraf heute nicht mehr. Dass man schon vor Anpfiff ein Lächeln auf dem Gesicht hatte, aber sehr wohl. "Was Besonderes" sei es nämlich schon gewesen, dass (bis auf einen) alle Brüder gleichzeitig in einem Pflichtspiel auf dem Feld standen. "Rolf hat nur in der Jugend gekickt – und sich dann lieber beim Tischtennis eingesetzt", erklärt Stefan Landgraf, welcher Bruder seinerzeit nicht auf dem Spielberichtsbogen aufgetaucht ist.

Neben Stefan fanden sich dabei hinter dem Nachnamen Landgraf noch die Einträge Klaus-Dieter, Wolfgang, Reiner, Andreas, Holger und Michael. Letztgenannter spielte ausnahmsweise mit, da eigentlich noch in der A-Jugend aktiv und gerade mal 17 Jahre jung. Dessen ältester Bruder Wolfgang war da mit Mitte dreißig auf den letzten Metern der aktiven Karriere.

Die Geschwister Landgraf waren damit im Übrigen noch nicht komplett: Die Großfamilie bereicherten nämlich auch noch zwei Schwestern, Ute und Monika. Die hatten zwar selbst mit Fußball weniger am Hut, Monikas Mann allerdings zählte im beschriebenen A-Klassen-Spiel auch zur Startelf des FC Binau.

Als Trainer stand seinerzeit der Mosbacher Walter Gebhard in der Verantwortung, der sich gerne an die besondere Aufstellung zurück entsinnt. "Eigentlich hätte ich ja gerne mal eine komplette Landgraf-Elf auf dem Platz gehabt", erklärt Gebhard, mit dessen Hilfe der FC im Jahr zuvor gerade so dem Abstieg entgangen war, schmunzelnd.

Für Verwunderung sorgten die Landgrafs aber nicht nur bei Schiedsrichtern in den 1990er-Jahren. Als Stefan Landgraf nämlich Anfang der 2000er-Jahre in Binau ein neues Eigenheim baute, halfen einige seiner Geschwister natürlich mit. Und als dann eines Samstags der Zoll am Rohbau auftauchte, wollte die engagierte Kontrolleurin die Geschichte von den Bauhelfern, die allesamt Brüder sind, natürlich nicht so einfach glauben. "Nach der Ausweiskontrolle war die Dame dann aber doch überzeugt", berichtet Stefan Landgraf. Bei der zweiten Kontrolle in Binaus Neubaugebiet habe der Zoll-Bus dann am Landgraf’schen Bauplatz gar nicht mehr angehalten.

Besondere Erlebnisse gehören bei einer Großfamilie eben irgendwie dazu. "Wenn wir heute zu Familientreffen zusammenkommen, dann wird schon viel darüber gelacht, was wir als Geschwister früher so alles erlebt und zusammen angestellt haben", sagt Stefan Landgraf. Der Bolzplatz gegenüber der ersten Wohnung der Familie war wie ein zweites Wohnzimmer für die Landgraf-Jungs, auch die Schwestern kickten da regelmäßig mit. Anfang der 1970er-Jahre wurde es dann irgendwann doch zu eng in der Wohnung, Ursula und Günter Landgraf bauten für sich und die Kinder ein eigenes Haus. Nachdem man zuvor eine zwischenzeitliche Maximalbelegung von sechs Kindern in einem Zimmer (und zwei im elterlichen Schlafgemach) hatte, gab’s dann für zwei Jungs jeweils einen eigenen Raum. "Monika und Ute hatten sogar ein jeweils eigenes Zimmer", erinnert sich der 56-jährige Binauer.

Im Elternhaus kam man später auch immer wieder zu (kleineren) Familienfeiern oder aber alljährlich an Weihnachten zusammen. Für die großen Familienfeiern brauchte es dann irgendwann schon auch immer große Locations, schließlich gründeten die zehn Kinder auch ihre eigenen Familien. "Da war und ist immer Highlife", beschreibt Stefan Landgraf.

Über viele Jahre kamen die Geschwister einmal im Jahr auch zum gemeinsamen Wandern zusammen. Die ausgedehnten Touren sind inzwischen ein wenig kürzer geworden, auch hat sich die Besetzung ein wenig reduziert. Diesen Sommer allerdings steht wieder eine besondere Tour an: Klaus-Dieter, Rainer und Stefan Landgraf wollen wandernd die Alpen überqueren. "Das war eine Idee unseres ältesten Bruders Wolfgang, der kurz nach Weihnachten leider verstorben ist", erklärt Stefan Landgraf. Das Vorhaben des großen Bruders will man nun dennoch umsetzen. Auf einem der Gipfel will man des Verstorbenen gedenken – und ihm dort oben noch ein wenig näher sein ...

Sieben Spieler mit dem gleichen Nachnamen auf dem Spielberichtsbogen eines Fußballspiels gab’s übrigens auch schon ein paar Jahre zuvor, ein paar Kilometer weiter. "Sieben Mackamuls in der I. Garnitur" überschrieb die Rhein-Neckar-Zeitung im August 1988 einen Beitrag über den SV Sattelbach (siehe kleines Bild). Beim damaligen B-Ligisten waren es allerdings nicht sieben Geschwister, sondern drei Brüder und zwei weitere Brüderpaare aus der großen "Mackamul-Fußball-Dynastie", die gemeinsam aufliefen.

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