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Absage: Kulturmacher bestürzt über Absage des Heidelberger Frühlings (Update)

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		Absage:  Kulturmacher bestürzt über Absage des Heidelberger Frühlings (Update)

Heidelberg. (ani) Zum zweiten Mal in Folge musste der "Heidelberger Frühling" abgesagt werden – pandemiebedingt. In der RNZ-Wochenendausgabe machte Intendant Thorsten Schmidt seinem Ärger Luft, nannte die Beschlüsse aus der Ministerpräsidentenkonferenz "hanebüchen, fatal, verantwortungslos". Jetzt solidarisieren sich die Sprecher der Festivalregion Rhein-Neckar mit Schmidt. Darunter Rainer Kern, Geschäftsführer von "Enjoy Jazz", Sascha Kaiser, Geschäftsführer Nibelungen-Festspiele Worms, und Christian Holtzhauer, Schauspielintendant am Nationaltheater Mannheim.

Sie schreiben: "Wir unterstützen die Aussagen unseres geschätzten Kollegen und Freundes Thorsten Schmidt zu den inakzeptablen Beschlüssen aus Berlin und den Ländern. Wir teilen seine tiefe Enttäuschung und Bestürzung über die Ideen- und Perspektivlosigkeit dieser Politik. Wenn ein Land, das sich aus gutem Grund als Kulturnation versteht, bei Öffnungsszenarien aus einer Krise die Kultur quasi zuletzt berücksichtigt, dann ist das nicht nur in höchstem Maße bedenklich, sondern falsch, dem Umgang mit der Krise nicht angemessen und deshalb auch nicht länger hinnehmbar." Erst in Stufe 4 ist von Bund und Ländern vorgesehen, dass wieder Konzerte stattfinden können – bei weniger als 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen.

Vor einem Jahr sei der "Frühling" mit voller Wucht von der Pandemie überrascht worden. Dass das Festival damals abgesagt werden musste, sei niemandem vorzuwerfen. Aber: "Dass ein Jahr später trotz ausgearbeiteter und evidenzbasierter Konzepte der Kulturbranche nun eines der Top-Festivals Deutschlands wieder in der gleichen Situation ist, ist erklärungsbedürftig, und zwar von Seiten der verantwortlichen bundespolitischen Führung."

Es müsse nun aktiv gehandelt werden. "Wir sind bereit, neue Öffnungsstrategien zu erarbeiten und zu testen, in welche auch Gastronomie und Hotellerie einbezogen sein müssen, um uns Gewissheit hinsichtlich der höchstmöglichen Sicherheitsstandards zu verschaffen", so die Sprecher. Ein Test-Konzert des "Frühling" unter kontrollierten Bedingungen sei denkbar – gerne auch in Kooperation mit "Enjoy Jazz". Das Ziel jedenfalls sei klar: "Die Pandemie muss kontrollierbar werden." 

Update: Montag, 8. März 2021, 19.57 Uhr


Zum zweiten Mal kein Heidelberger Frühling

Von Anica Edinger

Heidelberg. Am 23. Oktober 2020 stellte Intendant Thorsten Schmidt das Programm des 25. "Heidelberger Frühling" vor. Es sollte ein "Festspiel" werden. Mit 92 Veranstaltungen und 475 Künstlern aus aller Welt. Gut sechs Monate später steht fest: Es wird 2021 keinen "Heidelberger Frühling" geben. Der Jubiläumsjahrgang vom 20. März bis 18. April ist komplett abgesagt. "Das ist eine Katastrophe", sagt Intendant Thorsten Schmidt am Freitagnachmittag hörbar resigniert. Zumal es nun schon der zweite Festivaljahrgang ist, welcher der Corona-Pandemie zum Opfer fällt. "Das ist eigentlich unvorstellbar", so Schmidt. Am Freitagmittag wurde die Presse informiert. Einen Abend zuvor ging eine Nachricht an Freunde und Förderer des "Heidelberger Frühling".

Dass im März keine Konzerte stattfinden könnten, damit habe man schon länger geplant. "Wir haben auf den April gehofft", sagt Schmidt, "und deshalb die Beschlüsse aus der Ministerpräsidentenkonferenz am Mittwoch abgewartet." Doch man wurde enttäuscht. Einzelhandel, Sportaktivitäten, Zoos: In vielen Bereichen wurden Lockerungen beschlossen. Die Kultur aber muss warten. "Ohne eine verlässliche Perspektive auf realistische Öffnungsszenarien ist es für uns zwei Wochen vor Festivalbeginn aus organisatorischer, künstlerischer und betriebswirtschaftlicher Sicht unmöglich geworden, die Veranstaltungen umzusetzen", so Schmidt.

Die Beschlüsse nennt er "verwirrend" und "unklar". Als Festivalmacher könne man nichts mit dem Berliner Stufenplan anfangen. Schmidt gibt zu: "Ich bin sauer, das darf man auch merken." Er finde es "hanebüchen, fatal und verantwortungslos", wie die Kultur behandelt werde. Erst in Stufe vier ist vorgesehen, dass wieder Konzerte stattfinden können – bei einer Sieben-Tage-Inzidenz unter 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern. Statt verlässliche Vorschläge und differenzierte Lösungen für kulturelle Veranstaltungen anzubieten, werde "mit ständig wechselnden und damit willkürlichen Grenzwerten operiert" – "als ob Kultur vollkommen verzichtbar wäre", so Schmidt. Studien, die belegen, dass in Theatern und Konzerthäusern kaum Ansteckungsgefahr bestehe, seien völlig ignoriert worden. "Das demaskiert Äußerungen auf der politischen Bühne zur Bedeutung von Kunst und Kultur für die Gesellschaft als reine Lippenbekenntnisse", sagt Schmidt.

Oberbürgermeister Eckart Würzner, der die Entscheidung zur Absage des 25. "Frühling" mitgetragen hat, pflichtet dem Intendanten bei: "Es ist bitter, dass Bund und Länder der Kultur immer noch keine verlässliche Perspektive bieten. Es reicht längst nicht mehr, nur Dinge zu verbieten. Gerade Kulturveranstaltungen könnte man mit engmaschigen Hygienekonzepten absichern – etwa in der Kombination aus Besucherregistrierung und freiwilliger Kontaktverfolgung per App." Für entsprechende Ansätze und Modellprojekte stehe man in Heidelberg sofort bereit.

Denn klar ist auch: "Die Planungsunsicherheiten und die Unmöglichkeit, zu spielen und Einnahmen zu erwirtschaften, sind eine existenzielle Bedrohung", betont Schmidt. Als kommunale Institution falle der "Frühling" bislang durch das Raster aller Hilfsprogramme des Bundes. "Hier sind 25 Jahre Aufbauarbeit gefährdet." Zudem habe man eine Verantwortung gegenüber den Künstlerinnen und Künstlern, "die wir nun zum zweiten Mal auf der Straße stehen lassen".

Trotz des Frusts will Schmidt auch deshalb den Kopf nicht in den Sand stecken. Im Gegenteil: "Wenn wir im April spielen dürfen, werden wir irgendetwas machen. Wenn von der Bundesebene keine Lösungsansätze kommen, dann werden wir nun eben lokal aktiv." Glücklicherweise unterstütze das nicht nur der OB, sondern auch Kulturdezernent Wolfgang Erichson "mit Feuereifer", so Schmidt.

Ein Anfang soll jetzt die Initiative "Lasst uns spielen!" sein. Unter diesem Motto sind verschiedene Digitalangebote geplant. Sie sollen Mitte März vorgestellt werden. Außerdem wird es anlässlich des Jubiläumsjahres eine Ausstellungsinstallation mit interaktiven Elementen auf dem Universitätsplatz geben – vom 20. März bis 18. April. Und: Große Teile des ausgefallenen Programms werden auf das nächste Jahr verschoben, auch das Motto. Dann gibt es hoffentlich 2022 das lang ersehnte "Festspiel". Ohne Virus.

Info: Alle bereits erworbenen Tickets werden zurückerstattet oder können zugunsten des Festivals gespendet werden. Weitere Infos auch online unter www.heidelberger-fruehling.de

Update: Freitag, 5. März 2021, 20.03 Uhr


Heidelberg. (RNZ) Erneut fällt ein Kulturfestival der Corona-Pandemie zum Opfer. Wie auch im Jahr 2020 fällt der Heidelberger Frühling aus. Grund für die Absage des 25. Jubiläumsjahrgang, das unter dem Motto "FESTspiel" ursprünglich von 20. März bis 18. April geplant war, sind unklare Öffnungsperspektiven und fehlender Planungssicherheit. Dies hat Festivalintendant Thorsten Schmidt gemeinsam mit der Heidelberger Stadtspitze am Freitag mitgeteilt. Mit den vier Hauptpartnern des Festivals – Baustoffhersteller HeidelbergCement AG (Gründungspartner), Finanzdienstleister MLP SE, dem pharmazeutischen Unternehmen Octapharma AG und Softwarekonzern SAP SE – ist die Festivalleitung in Gesprächen darüber, wie man gemeinsam mit der Situation umgehen wird.

"Den Jubiläumsjahrgang eines Festivals abzusagen, das man vom ersten Jahr an mit aufgebaut hat, fällt schwer. Doch ohne eine verlässliche Perspektive auf realistische Öffnungsszenarien ist es für uns zwei Wochen vor Festivalbeginn aus organisatorischer, künstlerischer und betriebswirtschaftlicher Sicht unmöglich geworden", macht Festivalintendant Thorsten Schmidt deutlich.

Heidelbergs Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner erklärt: "Es ist bitter, dass Bund und Länder der Kultur immer noch keine verlässliche Perspektive bieten. Es reicht längst nicht mehr, nur Dinge zu verbieten." Man stehe in Heidelberg für entsprechende Ansätze bis hin zu Modellprojekten sofort bereit, wenn Bund und Land uns den Spielraum dafür geben.

Initiative "Lasst uns spielen!"

Ebenso alternativlos wie die Absage ist für die Festivalmacher die Verpflichtung, Lösungen zu entwickeln, die Kunsterlebnisse unter allen Umständen möglich machen: Unter dem Motto "Lasst uns spielen!" sind Digitalangebote geplant, die spielerisch und mit Experimentierfreude mit der aktuellen Situation umgehen. Diese werden Mitte März der Öffentlichkeit vorgestellt. Außerdem entsteht anlässlich des Jubiläumsjahres eine Ausstellungsinstallation mit interaktiven Elementen im öffentlichen Raum auf dem Universitätsplatz der Heidelberger Altstadt (20. März bis 18. April 2021). Große Teile des ausgefallenen Programms werden zudem auf das nächste Jahr verschoben. Das diesjährige Festivalthema "FESTspiel" wird 2022 fortgeführt und das 25. Jubiläumsjahr bis nächstes Jahr verlängert.

Darüber hinaus arbeitet das Festival gemeinsam mit der Stadt Heidelberg an Lösungsansätzen, damit Live-Kulturerlebnisse vor Publikum zeitnah wieder angeboten werden können. "Wenn das Land Baden-Württemberg und die pandemische Gesamtlage es zulassen, möchten wir gemeinsam mit dem ‚Heidelberger Frühling‘ einen Versuch starten, mithilfe von Teststrategien und der klugen Nutzung von Apps zur Nachverfolgung Konzertangebote für unsere BürgerInnen zu schaffen", so Kulturbürgermeister Wolfgang Erichson.

Alle bereits erworbenen Tickets für die Veranstaltungen des "Heidelberger Frühling" 2021 werden zurückerstattet oder können zugunsten des Festivals gespendet werden. Alle Informationen dazu finden Sie hier.

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