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Edingen-Neckarhausen: Irrtümlich als verstorben gemeldet

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		Edingen-Neckarhausen:  Irrtümlich als verstorben gemeldet

Von Katharina Schröder

Edingen-Neckarhausen. Eigentlich wollte sie nur nach einer Knie-Operation in Reha gehen. Dann steckte sich Erika Redinger dort in der Klinik mit dem Coronavirus an und musste Weihnachten und Silvester allein in Quarantäne verbringen. Als sich die 77-Jährige nach überstandener Krankheit beim Gesundheitsamt meldete, um zu fragen, wann ihre Quarantäne endet, erfuhr die Edingerin, dass sie dort in der Datenbank als verstorben geführt wird.

"In der Reha-Klinik wurden wir jede Woche getestet, und mein Ergebnis war immer negativ", erzählt die Rentnerin. Nur das am 16. Dezember in ihrer letzten Reha-Woche, das war auf einmal positiv. "Ich musste sofort nach Hause", erzählt Redinger. Aber das war gar nicht so einfach. Die Klinik lag im Landkreis Karlsruhe. Der Mann der 77-Jährigen musste sie dort abholen. "Wir haben meinen Hausarzt kontaktiert, und er hat uns beraten", erinnert sie sich. "Ich sollte mich nach hinten ins Auto setzen, und die Fenster sollten während der Fahrt so weit offen sein, dass es einen permanenten Durchzug gab", erzählt sie. "Masken haben wir natürlich auch getragen." Und das hat funktioniert. Der 81-jährige Herbert Redinger hat sich nicht bei seiner Frau angesteckt. Bei der Fahrt war sie noch symptomfrei. "Nach dem Test ging es mir noch zwei Tage gut, dann ging das Fieber los."

Auch zu Hause in Edingen musste sich die 77-Jährige isolieren. "Zum Glück wohnen wir in einem Haus. Mein Mann hat sich im Dachgeschoss eingerichtet, und ich war unten im Wohnzimmer." So verbrachte das Paar auch Weihnachten und Silvester. Versorgen musste er seine Frau natürlich trotzdem. "Wir haben immer gelüftet, und das hat wirklich funktioniert", sagt die Rentnerin. "Immer wenn er mit etwas zu essen gebracht hat, waren die Fenster auf, und er ist schnell wieder gegangen." Lebensmittel stellten dem Paar ihre Töchter aus Frankfurt vor der Haustür ab.

Appetit habe sie aber kaum gehabt, erzählt Erika Redinger. Knapp zehn Tage lag sie mit Fieber im Bett. Täglich hat ihr Hausarzt sie angerufen – auch über die Weihnachtsfeiertage, wie Redinger betont. "Ich musste immer meinen Atem zählen", erinnert sich die 77-Jährige. "Wenn es mehr als 24 Atemzüge in einer Minute geworden wären, hätte ich sofort ins Krankenhaus gemusst."

So weit kam es glücklicherweise nicht, Erika Redinger hatte keinen schweren Verlauf. Neben der körperlichen Belastung durch die Krankheit berichtet sie auch von der psychischen. "Man hat ja doch immer die Beatmeten vor Augen", sagt sie. Zur Ablenkung bleibe Kranken ohnehin oft nur der Fernseher. Aber in Zeiten der weltweiten Pandemie könne man dem Thema Covid-19 unmöglich entfliehen. "Der Arzt sagte, dass ich zwei Mal am Tag meinen Atem zählen sollte", erzählt die 77-Jährige. "Aber ich glaube, ich habe es fast jede Stunde gemacht." Nach ihrer Genesung habe es noch rund vier Wochen gedauert, bis sie wieder normal laufen konnte. "Das war ganz schön schlimm."

Auch ihren Geschmackssinn hat die Rentnerin verloren, ganz langsam komme er wieder. Aber: "Ich komme aus dem Norden und esse eigentlich unheimlich gern Krabben", erzählt die 77-Jährige. "Aber die schmecke ich leider gar nicht mehr." Wenn Redinger an die Reha-Klinik denkt, ist sie wütend. Sie ist überzeugt, dass diese früher hätte schließen müssen. "Beim Essen gab es feste Plätze", erzählt sie. "Meine Tischnachbarin und ich haben uns noch gewundert, dass die Tische um uns herum immer leerer geworden sind." Das sei schon der erste Ausbruch gewesen. "Immer wieder waren Patienten in Quarantäne und dann wieder doch nicht. Ich habe das ganze Haus nicht verstanden", sagt Redinger.

Und dann war da noch das Gesundheitsamt. "Mein Hausarzt sagte, wenn meine Symptome weg sind, soll ich mich dort melden", erzählt die 77-Jährige. "Aber irgendwas muss da falsch gelaufen sein", sagt sie. "Der Mann am Telefon sagte mir, dass ich als im Krankenhaus in Karlsruhe verstorben gemeldet bin."

Nach kurzer Verwirrung habe Redinger das mit Humor aufgenommen. "Ich hab gesagt ,ok, dann melde ich mich aus dem Jenseits und wüsste gern, wann ich wieder ins Diesseits darf.’" Am anderen Ende der Leitung sei es zunächst still geworden. Der Mitarbeiter habe daraufhin angekündigt, Redinger zurückzurufen "Ich glaube, das war denen ganz schön peinlich", sagt Redinger. Bei dem Rückruf knapp zehn Minuten später habe sie erfahren, dass sie wahrscheinlich für etwa ein halbes Jahr Antikörper habe, deswegen werde sie auch erst einmal nicht geimpft. Ihr Blut müsse nun auf Antikörper untersucht werden, und auch ein Röntgenbild der Lunge stehe noch an.

Warum Redinger als verstorben in der Datenbank des Gesundheitsamts registriert war, kann auch Ralph Adameit vom Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis auf Anfrage der RNZ nicht beantworten. In diesem "doch ungewöhnlichen Fall" habe man etwas tiefer nachforschen müssen. Schon am 18. Dezember – also nur zwei Tage nach dem positiven Testergebnis – sei dem Gesundheitsamt des Kreises demnach der Tod Erika Redingers gemeldet worden.

"Leider konnten wir trotz intensiver Recherche nicht mehr nachvollziehen, von wem uns der vermeintliche Tod der Person gemeldet wurde", gibt Adameit an. "Üblicherweise werden unserem Gesundheitsamt Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus von Einrichtungen oder den Kommunen gemeldet", erklärt er. Man bedauere sehr, dass Redinger bei einem Anruf bei der Hotline die Information erhalten habe, verstorben zu sein. Nach Redingers Anruf bei der Hotline des Gesundheitsamts, sei der Fehler korrigiert worden. "Wir möchten uns in diesem Fall ausdrücklich bei ihr entschuldigen", sagt Adameit. Den Fall bewertet er als "sehr mysteriös und in dieser Form bei uns sicherlich noch nicht aufgetreten."

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