Fußball
News melden
Nachrichten

Prozess in Mannheim: Bewährung für Südtangenten-Raser (Update)

0 3

		Prozess in Mannheim:  Bewährung für Südtangenten-Raser (Update)

Mannheim. (ven) Weil er mit seiner rücksichtslosen Fahrweise mehrere Feuerwehrleute gefährdete und sich auch nicht vom Schuss aus einer Polizeipistole stoppen ließ, hat das Amtsgericht Mannheim am Donnerstag einen 33-jährigen Mann zu 18 Monaten auf Bewährung verurteilt.

Für Gefährdung im Straßenverkehr, in diesem Fall inklusive Unfallflucht, sieht das Gesetz Strafen zwischen einer Geldstrafe und bis zu drei Jahren Haft vor. Unstrittig war dabei der Vorfall an sich. Den hatten sowohl der 33-Jährige als auch befragte Zeugen bestätigt.

Demnach war der Mann am frühen Abend des 13. Juli 2020 rasant über die Südtangente hinter dem Hauptbahnhof gefahren und ließ sich auch nicht von Absperrungen für Löscharbeiten der Feuerwehr stoppen. Im Gegenteil.

Zunächst gefährdete er beim Vorwärtsfahren einen Feuerwehrmann. Als er so nicht mehr weiterkam, setzte der Mann zurück und gefährdete dabei einen weiteren Feuerwehrmann, der nicht nur vom Auto des 33-Jährigen, sondern auch von einem Schlauchwagen verfehlt wurde, den der Mann auf seiner Rückwärtsfahrt gerammt hatte. Nun stoppte die Polizei kurz die Fahrt des Manns, gab dabei auch einen Schuss aus der Dienstwaffe ab. Verhaftet wurde er einen Tag später, als er sich zur Behandlung der Schusswunde in ein Krankenhaus begeben hatte.

Erster Staatsanwalt Frank Stork hatte eine Haftstrafe von einem Jahr und acht Monaten gefordert, Verteidigerin Andrea Combè hielt zwölf Monate für ausreichend. Einig waren sich die beiden, dass die Strafe zur Bewährung ausgesprochen werden sollte. Dem schloss sich Richterin Lena Hensel in ihrem Urteil an.

Uneinigkeit herrschte allerdings darin, ob dem Kurierfahrer auch der Führerschein dauerhaft entzogen werden musste. "Nein", erklärte die Verteidigung, die darauf verwies, dass sich der Mann in einer Ausnahmesituation befunden habe. So war er kurz zuvor von seinem Vater informiert worden, dass sein Bruder wohl im Sterben liege und war losgerast. Ohne Führerschein sei der Mann mittellos. "Dieser Ausnahmecharakter rechtfertigt keinen dauerhaften Führerscheinentzug." Stork hatte sich hingegen für einen Entzug ausgesprochen und forderte außerdem eine dreijährige Sperre, ehe der Mann sich erneut um eine Fahrerlaubnis bemühen darf. Richterin Hensel sprach eine Sperre von zweieinhalb Jahren aus und verordnete dem Mann auch noch 250 Stunden gemeinnütziger Arbeit.

Update: Donnerstag, 25. Februar 2021, 19.55 Uhr


Angeklagter entschuldigt sich bei Feuerwehr und Polizei

 

Von Volker Endres

Mannheim. Es war eine der aufsehenerregendsten Polizeimeldungen des vergangenen Jahres. Der Fahrer eines Transportfahrzeugs hatte auf der Mannheimer Südtangente hinter dem Hauptbahnhof mehrere Feuerwehrleute und Polizisten gefährdet und ließ sich nicht einmal von Schüssen aus einer Polizeipistole stoppen. Seit Montag muss sich dafür ein 33-jähriger Mann vor dem Amtsgericht Mannheim verantworten.

Was zunächst als Routineeinsatz begonnen hatte, lief schnell aus dem Ruder, wurde, je nach Sichtweise, zu einem Familiendrama, einem Actionfilm mit echter Lebensgefahr, möglicherweise falsch verstandenem Heldenmut oder auch schlicht "zu einem falschen Film", so eine Zeugenaussage. Was damals blieb, ist im trockenen Juristendeutsch eine Anzeige wegen "vorsätzlicher Gefährdung des Straßenverkehrs tateinheitlich mit unerlaubtem Entfernen vom Unfallort", über die Richterin Lena Hensel entscheiden muss. In den Abendstunden des 13. Juli war die Mannheimer Feuerwehr zu einem Matratzenbrand am Fahrbahnrand der B36 gerufen worden. Die Kameraden hatten zur Absicherung auf der Hauptverkehrsader die Polizei hinzugezogen. Der Brand war schnell gelöscht. "Aber als wir schon am Abräumen waren, haben wir laute Motorgeräusche gehört", erzählt ein 37-jähriger Feuerwehrmann aus Kaiserslautern, der damals ein Praktikum bei den Mannheimer Kollegen absolvierte.

Er hatte von allen Kollegen das größte Glück und konnte sich nur mit einem beherzten Sprung zur Seite vor dem unkontrollierten Fahrer retten. Ein schwerer Schlauchwagen verfehlte ihn zudem nur knapp, den der 33-Jährige bei seiner Fahrt touchiert und damit zum gefährlichen Geschoss gemacht hatte. "Ich stand auf der Straße und wusste nicht, in welche Richtung ich ausweichen soll", beschreibt der 37-Jährige die Situation. "Ich bin deshalb so lange wie möglich stehen geblieben und dann erst im letzten Moment auf die Seite gesprungen. Ich bekomme heute noch Gänsehaut, wenn ich daran denke." Sein Mannheimer Kollege fühlte sich in Anbetracht der Szene "wie in einem Actionfilm."

Das hatten wohl auch zwei Polizisten so gesehen. Ein erfahrener Beamter hatte sich dem Fahrzeug genähert, das zuvor schon mehrere Feuerwehrmänner gefährdet hatte. "Ich habe mich vor sein Auto gestellt, um ihn am Wegfahren zu hindern", erklärt der 39-jährige Polizist im Zeugenstand. Er sollte zum Tatzeitpunkt eigentlich nur die Löscharbeiten der Feuerwehr absichern. Jetzt vor dem Auto hatte er seine Waffe zwar in der Hand, dachte aber nicht an einen Einsatz. "Ich dachte, dass jeder Hemmungen hat, einen anderen Menschen einfach umzufahren."

Sein junger Kollege, der während des Vorfalls gerade erst knapp drei Monate die Uniform getragen hatte, verlor die Nerven, gab zwei Schüsse auf den flüchtenden Autofahrer ab, zerstörte damit nicht nur die Seitenscheiben auf Fahrer- und Beifahrerseite des Transporters, sondern traf auch den 33-Jährigen mit einem glatten Durchschuss in den Oberarm. "Die internen Ermittlungen zu den Schüssen sind abgeschlossen", berichtet der 39-Jährige. Der junge Kollege kommt zum Prozessauftakt nicht zu Wort.

Über seine Verteidigerin liefert der 33-jährige Angeklagte seine Sichtweise der Vorfälle. Er habe kurz zuvor einen Anruf seines Vaters erhalten. So sei der jüngere Bruder des Mannes umgefallen und blau angelaufen. Ein Herzinfarkt. Zum Beweis legt Verteidigerin Andrea Combé das Protokoll eines Rettungseinsatzes in der fraglichen Nacht mit der Einlieferung des Mannes in ein Mannheimer Krankenhaus vor. "Sein Gedanke war, dass er so schnell wie möglich zu seinem Vater und seinem Bruder wollte", heißt es in der Erklärung des Mannes, der sich bei allen Feuerwehrleuten und auch den Polizisten entschuldigt: "Ich wollte niemals einen Menschen verletzen."

Eine Entschuldigung, die zumindest der Feuerwehrmann aus Kaiserslautern auch annimmt. Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt.

Загрузка...

Comments

Комментарии для сайта Cackle
Загрузка...

More news:

Read on Sportsweek.org:

Andere Sportarten

Sponsored