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Naturella Waibstadt: Die Naturella-Kritik sprudelt zum Thema Wasser

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		Naturella Waibstadt:  Die Naturella-Kritik sprudelt zum Thema Wasser

Von Anjoulih Pawelka

Waibstadt. Dass die Firma "Naturella" aus einem eigenen Tiefbrunnen Grundwasser für die Schorle- und Mineralwasser-Produktion generieren möchte, spaltet den Gemeinderat. Daisbachs Ortsvorsteher und Fraktionssprecher der Waibstadter Wählergemeinschaft (WWG), Winfried Glasbrenner, sieht das Vorhaben kritisch. Daher hat die WWG gemeinsam mit der SPD dem Wasserechtsamt des Rhein-Neckar-Kreises, also der Behörde, die schlussendlich den Antrag der Firma genehmigt, einen Katalog mit Fragen zu dem Vorhaben geschickt.

Für Glasbrenner sind diese Fragen in diesem Katalog aber nur teilweise beantwortet. So stellt sich für ihn beispielsweise die Frage, ob das Grundwasser durch die Entnahme absinkt. Wie in der Stellungnahme des Wasserrechtsamts zu lesen ist, fließt das Wasser nur sehr langsam durch die zwischen den einzelnen Grundwasserstockwerken liegenden Schichten, die zum Beispiel aus Ton- oder Schluffstein bestehen. "Eine punktuelle Grundwasser-Entnahme führt also nicht zu einem schnellen Durchfluss auf einer kleinen Fliehe vom oberen in das untere Grundwasserstockwerk, sondern zu einem langsamen Durchfluss auf einer großen Fläche", heißt es in der Stellungnahme.

Daher würde keine Beeinträchtigung des darüber liegenden Grundwasserstockwerkes stattfinden, da der großflächig verteilte Abfluss in das untere Grundwasserstockwerk durch die Grundwasserneubildung aus Niederschlag ausgeglichen werde.

"Das ist der springende Punkt: Wenn tief unten Wasser entnommen wird, muss es von weiter oben nachfließen. Niemand kann heute garantieren, dass es dadurch nicht zur Verknappung des Wassers in höher liegenden Brunnen, also auch unserer Trinkwasserversorgung kommt", sagt Glasbrenner.

Die Firma hat ein Jahr lang versuchsweise aus dem Brunnen Wasser gepumpt. Dabei wurden auch Wechselwirkungen zwischen dem Tiefbrunnen mit benachbarten Brunnen untersucht und Grundwasserstände und Niederschlagswerte ausgewertet. Dabei sei laut Wasserrechtsamt nachgewiesen worden, dass die beantragte Entnahme im tiefen Grundwasserleiter keine Auswirkungen auf den Grundwasserstand im oberflächennahen Grundwasserleiter hat.

"Aus öffentlich-rechtlicher und auch aus fachlicher Sicht spricht nach den vorgelegten und von uns geprüften Antragsunterlagen nichts gegen eine Grundwasserentnahme in der beantragten Menge", heißt es weiter.

Auf die Frage der WWG und der SPD, ob es möglich wäre, ein Kontrollsystem aufzubauen, mit dem die Wasserstände des Trink- sowie Mineralwasserbrunnens und der Niederschlagsmenge ebenso wie die Menge des entnommenen Mineralwassers und Trinkwassers kontrolliert würde, sagt das Wasserrechtsamt, dass bei einer Erlaubnis das Überwachungsprogramm Bestandteil sei. "Wasserstände von ausgewählten umliegenden Brunnen, Entnahmemengen des Tiefbrunnens und Wassergütedaten müssen aufgezeichnet und in einem regelmäßigen Bericht dem Wasserrechtsamt mitgeteilt werden."

"Das Wasserrechtsamt wird die Berichte plausibilisieren und hinsichtlich der Entwicklung der Grundwasserentnahme bewerten", heißt es von Seiten der Behörde. Gebe es Hinweise, dass der Tiefbrunnen sich negativ auf die öffentliche Wasserversorgung auswirke, könne die Grundwasserentnahme reduziert oder sogar gänzlich eingestellt werden.

Würde der Getränkehersteller eine Erlaubnis für seinen Tiefbrunnen bekommen, gehe dies immer mit einer Befristung zwischen fünf und 20 Jahren einher, wie Jan Zahoransky vom Wasserrechtsamt schon auf der Gemeinderatssitzung im Oktober erklärt hat.

Glasbrenner befürchtet auch, dass es immer weniger Regen gibt und somit das Wasser nicht nachfließen kann. "Wo sind die früher sprudelnden Märzenquellen geblieben? Einst ergiebige Quellen tröpfeln nur noch, Feuchtgebiete sind trocken gefallen, viele Entwässerungsgräben führen seit Jahren kein Wasser mehr", führt der Ortsvorsteher aus.

Wie das Gremium entscheidet, zeigt sich an diesem Dienstag in der öffentlichen Gemeinderatssitzung. Die Stadt darf im Zuge des Genehmigungsverfahrens zwar eine Stellungnahme abgeben, doch schlussendlich liegt die Entscheidung bei der zuständigen Behörde, dem Wasserrechtsamt.

Update: Montag, 25. Januar 2021, 19.15 Uhr


Naturella-Brunnen "wertet Brunnenregion auf"

Örtlicher Getränkehersteller will über eine Quelle Mineralwasser fördern. Der Gemeinderat entscheidet nach der Bürgerkritik am Dienstag.

Von Christian Laier

Waibstadt. Kontrovers diskutierte der Gemeinderat im vergangenen Oktober über einen Antrag des in Waibstadt ansässigen Getränkeproduzenten "Naturella", eine wasserrechtliche Genehmigung zur Entnahme von Mineralwasser aus einem Tiefbrunnen im Waibstadter Gewann "Butschnickel" zu erhalten. Einwohner hatten im Oktober Bedenken vorgebracht, dass die Pläne der Firma nachteilige Folgen für die Waibstadter Wasservorkommen haben könnten. Schließlich vertagte der Gemeinderat seine Entscheidung, weil wichtige Fragen in der Sitzung nicht geklärt werden konnten und befasst sich nun am kommenden Dienstag, 26. Januar, im Rahmen einer öffentlichen Gemeinderatssitzung erneut mit dieser Thematik. Das Wasserrechtsamt des Rhein-Neckar-Kreises ist die zuständige Behörde, die über den Antrag am Ende entscheiden wird. Im Zuge des Genehmigungsverfahrens darf die Stadt Waibstadt eine Stellungnahme abgeben, ob sie für oder gegen das Vorhaben ist.

Die "riha Getränkegruppe", zu der "Naturella" gehört, liefert derzeit noch Fruchtsaftschorlen und aromatisierte Mineralwässer aus ihren beiden nördlichen Standorten Rinteln und Dodow in den süddeutschen Raum. "Um in einem wachsenden globalen Markt auf Dauer erfolgreich bestehen zu können, wird eine Erweiterung des Produktportfolios um regional produzierte mineralwasserhaltige Getränke in Waibstadt angestrebt", erklärt Rudolf Berens auf Anfrage der RNZ. Der Werksleiter am Standort Waibstadt verweist darauf, dass es das Ziel des Unternehmens ist, Schorlen und aromatisierte Mineralwässer auch unter Verwendung von eigenem Mineralwasser herzustellen. So könne man lange, klimaschädliche sowie kostenintensive Transportwege vermeiden. Deshalb wurde eine Erkundungsbohrung auf Waibstadter Gemarkung bis auf 200 Meter unter Gelände abgeteuft und zu einem Förderbrunnen ausgebaut. Dies geschah auf Grundlage einer wasserrechtlichen Erlaubnis des Landratsamtes Rhein-Neckar-Kreis und weiterer Vorgaben des Geologischen Landesamtes Baden-Württemberg.

"Der im Anschluss durchgeführte einjährige Pumpversuch erbrachte dabei den Nachweis, dass das geförderte Grundwasser nachhaltig gewinnbar ist, eine natürliche Reinheit besitzt und den Anforderungen der Mineral- und Tafelwasserverordnung gerecht wird", erklärt Berens. Der Brunnen entnehme, im Gegensatz zu den privaten und öffentlichen Grundwassernutzungen im Raum Waibstadt, mineralisiertes Grundwasser aus dem deutlich tiefer gelegenen fünften Grundwasserstockwerk. Kontinuierliche Messungen des Grundwasserspiegels in den umliegenden Grundwassermessstellen und öffentlichen Trinkwasserbrunnen der Stadt Waibstadt hätten gezeigt, dass die Grundwasserentnahme keinen negativen Einfluss auf den Grundwasserspiegel und somit die Ergiebigkeit der privat- und wasserwirtschaftlich genutzten oberen Grundwasserstockwerke habe.

Von dem Brunnenstandort aus soll das Mineralwasser künftig über eine "Pipeline", welche entlang der Feldwege unter minimalen Eingriffen in die Natur unterirdisch verlegt werde, zum Betriebswerk in Waibstadt geleitet und dort ausschließlich zur Herstellung von Fruchtsaftschorlen und aromatisierten Mineralwässern verwendet werden. "Der Einsatz als Brauchwasser für Produktionsprozesse ist ausgeschlossen", bekräftigt der Getränkeproduzent. Das Brauchwasser werde unter der Voraussetzung gleichbleibender Produktionsmengen auch in Zukunft in gleicher Höhe vom Zweckverband Wasserversorgungsgruppe "Unterer Schwarzbach" bezogen.

"Durch die geplante Grundwasserentnahme sind nach dem aktuellen Kenntnisstand und Abwägung aller Fakten weder Beeinträchtigungen des Waibstadter Grundwassers im Hinblick auf die Waibstadter Trinkwasserversorgung noch auf umliegende Ökosysteme zu besorgen", ist sich Berens sicher. Die nachhaltige Gewinnung des Mineralwassers würde zudem im Falle der Erteilung der wasserrechtlichen Erlaubnis durch die Untere Wasserbehörde des Rhein-Neckar-Kreises jährlich kontrolliert werden.

Die Mineralwassergewinnung in Waibstadt sei "ein wichtiger Baustein hin zu einer nachhaltigen, klimafreundlichen und regionalen Wertschöpfung mit dem Ziel, den Standort in Waibstadt dauerhaft zu erhalten", erläutert der Werksleiter. Der Standort sei sicher, werde aber mit dem gesamten Produktportfolio der Firma, die dann eben auch in Waibstadt Mineralwasser fördern könnte, "nochmal eine Nummer sicherer", sagt Berens.

"Auch aus touristischer Sicht kann ein Brunnen mit Mineralwasserqualität eine Aufwertung des Standorts mit sich bringen und somit einen positiven Beitrag zum regionalen Wirtschaftsfaktor leisten. Damit leistet Naturella einen konstruktiven Beitrag zur Brunnenregion, zu der auch Waibstadt gehört", findet Berens. So könnte es in ferner Zukunft dann auch ein Waibstadter Mineralwasser geben.

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