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Uni Heidelberg: Rektor Eitel "fassungslos" über Verbot der Präsenzlehre

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		Uni Heidelberg:  Rektor Eitel

Von Anica Edinger

Heidelberg. Es ist Freitagvormittag, 10.53 Uhr: Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst in Stuttgart verschickt eine Pressemitteilung an die Redaktionen, die weitreichende Folgen für die Universitäten im Land hat: Die Präsenzlehre wird im November coronabedingt eingestellt, ohne Ausnahmen für Studierende im ersten Semester. In Heidelberg sitzt Uni-Rektor Prof. Bernhard Eitel in seinem Büro am Universitätsplatz. Erst gegen 11.10 Uhr bekommt auch er die Nachricht, die zuvor an die Zeitungen geschickt wurde. "Das macht mich fassungslos", sagt Eitel – fast schon resigniert. Eine entsprechende Rechtsgrundlage in Form einer Corona-Verordnung für die Hochschulen wird es am Freitag nicht mehr geben. Sie folgt bis Montag, 2. November, heißt es in der Pressemitteilung.

Montag: Das ist für rund 30.000 Studierende an der Universität Heidelberg der Start ins Wintersemester 2020/2021 – darunter rund 5000 Studienanfänger. So viel Präsenzlehre wie möglich: Das wurde ihnen vonseiten der Universität bis zum Freitag noch angekündigt. Wenigstens zu Beginn ihres Studiums, "damit sie sich kennenlernen und Kontakte knüpfen können", sagt der Rektor.

Nun muss die Universität binnen drei Tagen zurückrudern, muss Studierende wie auch Professoren und Dozenten über die veränderten Bedingungen informieren. Zwar hätte sich in den allermeisten Fächern, insbesondere in den Geistes- und Sozialwissenschaften, der Großteil der Lehrenden auf hybride Formate – also eine Mischung aus Präsenz- und Digitallehre – vorbereitet. Dennoch sind die neuerlichen Beschlüsse aus Stuttgart für die Universität ein Schlag ins Gesicht. Dass die Nachricht von den flächendeckenden Einschränkungen in der Lehre der Universität so spät kam: "Das ist schwer verständlich", sagt der Rektor.

Insbesondere, das betont Eitel mehrfach, geht das zu Lasten der Erstsemester-Studierenden. "Ihre Bedürfnisse werden überhaupt nicht gesehen", klagt Eitel. "Das ist, wie wenn Sie eingeschult werden und dann nicht in die Schule dürfen." Die jungen Menschen, die ins Studium starteten, bräuchten Anleitung, Unterstützung etwa auch bei den Online-Angeboten. "Viele haben von Moodle, der universitären Lehrplattform, oder anderen Software-Tools noch nie etwas gehört", berichtet Eitel. Einige Erstsemester-Studierende hätten zwar bereits Orientierungswochen hinter sich. "Aber was ist mit den Nachrückern?", fragt der Rektor. Immerhin liefe das Zulassungsverfahren an der Ruperto Carola noch weitere vier Wochen.

Zudem war für eine sichere Präsenzlehre alles akribisch vorbereitet: An 540 Räumen in der gesamten Universität wurden QR-Codes angebracht, sodass die Studierenden sich beim Betreten registrieren können, in rund 50 Räumen sogar Sitzplatz-Codes. Es wurden Konzepte ausgearbeitet, um in Präsenzveranstaltungen Hygiene- und Abstandsregeln genau einhalten zu können – und um gefährdete Personen rückverfolgen zu können. Die Maskenpflicht wurde erst in den vergangenen Wochen auf alle Gebäude und Lehrveranstaltungen ausgeweitet. "Logistisch war das ein Riesenaufwand", berichtet Rektor Eitel. Vorerst war alles umsonst.

Er habe großen Respekt für die "Leidensfähigkeit" der Studierenden, so Eitel. Und er versteht nicht: "Busse und Bahnen fahren, zum Teil voll besetzt. Und weshalb dürfen 20 17-Jährige in Klassenzimmern sitzen, nicht aber 15 bis 20 junge Studierende in einem Seminar?" Diese Gemeinschaft von Lehrenden und Lernenden sei es, was die Ruprecht-Karls-Universität ausmache. "Hier zählt das Miteinander." Immerhin eine kurze Übergangszeit zum Kontakteknüpfen hätte sich der Rektor zum Semesterstart für Studienanfänger gewünscht. Man sei in Gesprächen mit dem Ministerium, für diese Gruppe eine Ausnahmeregelung zu finden. Das schrieb der Rektor am Freitagabend noch an die Studierenden. Nun bleiben die Türen der Universität aber erst einmal geschlossen. Eitel: "Das ist wirklich bitter."

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