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Heidelberg: Sie sind 200 von einer Milliarde

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Von Marie Böhm

Heidelberg. "Lass in einer Bar Deinen Drink nie unbeaufsichtigt. Pass auf, dass Dir abends niemand folgt. Sei nie allein in bestimmten Gegenden unterwegs!" – Diese Warnungen hat jede Frau schon mal gehört. Es gibt sie aus gutem Grund: Dem Drink könnte jemand K.o.-Tropfen beigemischt haben, ein Stalker wird schnell zum Vergewaltiger.

Immer wieder werden Frauen Opfer von Gewalt, oft sexueller Art. Jedes Jahr sind weltweit etwa eine Milliarde Frauen betroffen. Sie werden vergewaltigt, geschlagen und erniedrigt. Darum hieß es auch dieses Jahr am 14. Februar wieder: "Erhebt Euch zum Zeichen gegen diese Gewalt!" Und das ist wörtlich gemeint: In der jährlichen Aktion "One Billion Rising" (deutsch: eine Milliarde erheben sich) werden die Teilnehmer zum Tanzen aufgerufen.

Auch in Heidelberg gibt es eine solche Tanzdemo, veranstaltet wird sie von den Heidelberger Frauenverbänden, dem Amt für Chancengleichheit, der SPD, CDU und den Grünen. In der mittlerweile zum achten Mal stattfindenden internationalen Demo kamen in Heidelberg dieses Jahr rund 200 Menschen zusammen. In einem Zug tanzten sie mit lauter Musik vom Universitätsplatz aus durch die Hauptstraße bis zum Bismarckplatz.

Die Handschuhsheimer Bezirksbeirätin und Beauftragte für Chancengleichheit am Universitätsklinikum Martina Weihrauch organisiert die Aktion in Heidelberg schon seit Jahren mit: "Das Thema wird in Deutschland gerne ignoriert und unter den Teppich gekehrt. Dabei ist es keineswegs ein unbekanntes Phänomen. Wir alle haben Mütter, Frauen und Töchter, die genauso schlechte Erfahrungen gemacht haben könnten. Deswegen ist es umso wichtiger, Aufmerksamkeit darauf zu lenken." Dabei gehe es nicht nur um Extremfälle, sondern auch um alltägliche Gewalt, betont sie: "Es sollte nicht sein, dass man seine Töchter zur Vorsicht warnen muss, wenn sie allein in die Stadt gehen. Oder dass einem als Frau immer wieder Perverses hinterhergerufen wird."

Aber nicht nur solcher Sexismus sei in Deutschland ganz alltäglich. Auch schwere Gewalttaten gegen Frauen kommen laut den Demonstrantinnen immer wieder vor. Besonders oft passiere das im eigenen Zuhause: Allein in Deutschland wird demnach jede vierte Frau Opfer von körperlicher oder sexueller Gewalt innerhalb einer Beziehung.

Renate Kraus ist eine der Mitarbeiterinnen des Heidelberger Frauennotrufs gegen sexuelle Gewalt. Den gibt es schon seit 42 Jahren, er sei aber immer noch bitter nötig: "Wir hatten 2018 über 300 Frauen in Beratung. Sie wurden Opfer von Vergewaltigung, sexuellem Missbrauch und häuslicher Gewalt. Meistens war der Vergewaltiger der eigene Partner. Wir haben immer wieder damit zu tun, deswegen sind gerade Aktionen wie diese Demo so wichtig, um Aufmerksamkeit auf das Problem zu richten."

Aufmerksam sein, das sei überhaupt das Wichtigste: "Es geht darum, sexuelle Übergriffe überhaupt wahrzunehmen und zu helfen, wo man kann. Hingehen und fragen, ob Hilfe gebraucht wird. Es ist sogar schon ein Schritt in die richtige Richtung, wenn man gegen sexistische Bemerkungen im eigenen Umfeld Stellung bezieht."

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