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Wie man "Who cares" lebt: Das ging ab bei Tedx Heidelberg (plus Fotogalerie)

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Von Katharina Kausche

Heidelberg. Wenn in der Heidelberger Stadthalle ein Mann im Anzug und mit Pferdemaske auf der Bühne steht und das Publikum zu einem Harlem Shake animiert, dann muss das ein „Speaker“ von „Tedx“ sein – „Who cares“, wen interessiert's, hatte das Heidelberger Team nämlich in diesem Jahr zum Motto erkoren.

So albern die Aktion zunächst klingen mag, so viel steht dahinter: Lebensfreude. Motivation. Der Mann hinter der Pferdemaske will zeigen, wie er „Who cares“ lebt. Nicht nur als der private Cawa Younis, sondern als SAP-Head of Human Ressources, verantwortlich für 22.000 Mitarbeiter. Sein Credo: „Wahrheit vor Mehrheit vor Hierarchie“. Da tanzt der Personalchef schonmal in der Mittagspause mit den Kollegen, um die Stimmung zu lockern – „einfach mal machen, einfach mal ausprobieren“, sagt Cawa Younis.

Seine Chefs hätten sich für den Job vermutlich so jemanden gewünscht, sagt er. Ein Foto von ihm im Anzug und ernstem Gesicht erscheint auf der Leinwand. Stattdessen hätten sie den bekommen: Cawa mit Pferdemaske, als Yoda, mit Irokesenschnitt. Die Selbstironie kommt in der Stadthalle so gut an, dass er „sogar ein deutsches Publikum zum Tanzen bringt“, wie Moderator Marcus Orlovsky begeistert bemerkt.

Überhaupt kamen die etwa 400 Besucher der Konferenz am Dienstag nicht ums Mitmachen herum. Dafür sorgte auch besagter Moderator, der Besucher schon mal gerne halb durch den Saal schleifte, damit sie „bloß nicht immer auf demselben Platz sitzen“. Hier und da ein kleines Spiel, 30 Sekunden mit dem Sitznachbar sprechen, ihm ein Kompliment machen oder so lange wie möglich in die Augen schauen ohne zu sprechen.

Alles um das Publikum aus seiner „Komfortzone zu locken“, hatte „Tedx“-Projektleiter Jannis Kuhlencord schon vorher angekündigt und was „bei Deutschen immer so schwer“ sei, wie Moderator Marcus Orlovsky wiederholt monierte.

So ganz konnte das Publikum nicht mit dem britischen Moderator mithalten, brauchte meist mehrere Anläufe. Und trotzdem, mitgemacht haben am Ende die meisten Besucher: Bei den kurzen Spielen, der Silent-Disco, dem Büchertausch, den Feedback-Wänden und der Typisierung als Stammzellenspender mit den Life-Lollis des Universitätsklinikum Düsseldorf.

Bei dem vielen Drumherum blieben die „Speaker“ trotzdem der Mittelpunkt von „Tedx“. Das Publikum lauschte gespannt Michael Rasches Weg vom katholischen Priester zum Ehemann, Elisa Naranjos Kritik an der Nachhaltigkeitsstrategie von Unternehmen, Charlie Easmon Vorschläge für schnellere Gesundheitsversorgung von Krisengebieten und Sulin Sardoschaus Perspektive zur Migration.

Wissenschaftliche Vorträge mit persönlichem Hintergrund, wie der von Anna Pendrix Rosell zu effektiveren Krebsbehandlungen und ihrem Tech-Unternehmen, wechselten sich mit Lebensgeschichten ab. Oliver Rößling stellte sich und sein „Ted-ähnliches“-Meet-Up „12min.me“ vor, Del Keens seine Modelagentur „Misfitmodels“.

Nach sechs Stunden „Tedx“ blieben Klaus Jonasch und Jutta Mathejczyk noch für einen kurzen Plausch in der Stadthalle. Mit ihren 72 und 67 Jahren stachen die Heidelberger aus dem überwiegend jungen Publikum heraus, was sie aber nicht störte. „Endlich bin ich mal der Älteste“, lachte Klaus Jonasch.

Sonst halte sie solche Veranstaltungen nicht so lange aus, sagte die 67-Jährige. Das positive Gefühl, „es ist nicht alles so schlecht, es gibt Lösungen“, bei „Tedx“ beschwingt sie. Jonasch ergänzt: „Es macht mir Hoffnung, wenn ich sehe wie viele junge Leute hier sind, die auch wirklich etwas bewegen können.“

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