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Heidelberger Autohaus: Ford-Joncker ist nun Geschichte

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Von Micha Hörnle

Heidelberg. Noch wissen es nicht alle Kunden, denn die Geschäftsführung wollte die schlechte Nachricht sparsam dosieren: Das traditionsreiche Autohaus Ford-Joncker schloss vorgestern, am gestrigen Donnerstag wurde die RNZ vom Insolvenzverwalter Karl-Heinrich Lorenz aus Mannheim informiert.

In den letzten Jahren war einfach zu viel zusammengekommen: Der sehr schnelle Abzug der Amerikaner vor viereinhalb Jahren war der erste Nackenschlag, denn, so berichtet Geschäftsführer Gerhard Bouwhuis, man habe vor allem bei den "Amis" als Autovermietung sein Geld verdient. Auch wenn man recht erfolgreich neue Kunden geworben habe, änderte das an einem nichts: Die Gebäude in der Hebelstraße waren nicht mehr auf dem neuesten Stand: "Das passte einfach nicht mehr zu den heutigen Abläufen, wo man vorne in die Halle rein und hinten wieder raus fährt", sagt Anwalt Lorenz. Alles war zu verwinkelt, mit etlichen Ein- und Ausfahrten und viel Rangieren. Und schließlich gab es zu wenig Außenfläche, gerade für die Gebrauchtwagen. "Im Grunde hätte man hier alles abreißen und neu bauen müssen." Aber auch dann wäre der Standort immer noch nicht ideal, da zu klein. Nun war es ja nicht so, dass in den letzten Jahren nicht investiert wurde, aber die strukturellen Schwächen ließen sich nicht ausgleichen. Und ganz duster wurde es, als auch die Stiftung der früheren Besitzer Willy und Helga Tegtmeier dem Betrieb keinen ausreichend großen Kredit geben durfte - das hätte dem Stiftungszweck widersprochen.

Was Bouwhuis und Insolvenzverwalter Lorenz mit am meisten enttäuscht hat, war die Reaktion der Kölner Ford-Zentrale: "Die hat uns überhaupt nicht unterstützt", sagt Lorenz, "in der Sanduhr von Ford waren wir noch nicht mal ein Sandkörnchen." Auch Geschäftsführer Bouwhuis glaubt, dass Ford im Prinzip am Standort Heidelberg kein Interesse mehr gehabt habe. Man setze wohl eher auf kleine dezentrale Händler - und dabei habe man doch im Jahr immerhin 500 Neuwagen abgesetzt.

Aber wenn es schon für den bestehenden Betrieb nicht gut aussah, wieso fand sich kein anderer Interessent? "Es gab schon drei, die sich das angeschaut haben. Aber das große Problem ist die Baustelle", sagt Bouwhuis: Direkt vor dem Firmengelände will die Stadt die Hebelbrücke über die Bahngleise neu bauen, mit den ersten Arbeiten soll noch im Juli begonnen werden. "Und eine Baustelle für zwei Jahre hat jeden Investor endgültig abgeschreckt. Da rechnete man mit Umsatzeinbußen von 50 Prozent", berichtet Bouwhuis.

So blieb nach etwas über zwei Monaten Insolvenzverfahren Lorenz nichts anderes übrig, als den Betrieb zu schließen - durchaus bitter für jemanden, der wie bei Alfa-Romeo-Windisch und Toyota-Heiler eine Betriebsrettung durch neue Eigentümer hinbekommen hat. Immerhin haben alle der 34 Angestellten neue Jobs - nicht nur Mechatroniker, sondern auch die Mitarbeiter aus der Verwaltung. Im Moment hält hier nur noch eine kleine Rumpfmannschaft aus, um den Betrieb abzuwickeln und noch die letzten eingelagerten Reifen an die Kunden auszugeben.

Das Areal, das direkt an dem beliebten Stadtteil Weststadt und unweit vom Hauptbahnhof liegt, wird wahrscheinlich ganz neu genutzt, vermutet Lorenz: "Büros, Wohnungen oder Studentenwohnheim. Das geht immer." Die Fläche gehört einem Neffen der Tegtmeiers, der selbst Immobilienhändler in Österreich ist. Aber am liebsten, so Lorenz, hätte er wieder ein Autohaus hier gehabt.

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