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Rennbericht Grand Junction Off-Road: Falscher Abzweig zum Zweikampf deines Lebens

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„Did we make another wrong turn?“, frage ich den ausgezehrten Lycra-Racer neben mir. Er zuckt mit den Schultern. Wir starren verwirrt auf die rote Ampel, vor der wir stehen und halten Ausschau nach den pinken Streckenmarkierungen. Im nächsten Moment kracht es neben mir und der CC-Racer ist komplett eingeklinkt umgefallen. „Are you ok?“ Er berappelt sich und lacht. Es wird grün. Ich sprinte los. Wird dieser kleine Vorsprung reichen? Zeit für den maximalen Showdown bei meinem ersten Rennen seit Jahren.

Eigentlich fahre ich schon lange keine Wettkämpfe mehr. Zum einen ist die Zeit auf der Strecke an einem Rennwochenende begrenzt, man ist an einem bestimmten Ablauf gebunden und vom Trainingszustand mit Familie will ich gar nicht erst anfangen mit Jammern. Im Zuge von Presselaunches wird man dann aber hin und wieder ohne eigenes Zutun registriert. Manchmal kann das auch die EWS in Whistler sein. Gemischte Gefühle folgen und dann Zack – ein Schalter im Kopf springt um und da ist es wieder: Das Rennfieber.

So lief es bei der Vorstellung des neuen Pivot Mach4 SL in Grand Junction, Colorado. Es wurden drei Distanzen angeboten. 15, 30 und 50 Meilen. Wer schonmal in dieser Gegend mit dem Rad unterwegs war weiß, dass die Strecken von sehr flowig bis hin zu sehr anspruchsvoll, gespickt mit technischen Kletterpassagen und knackigen Abfahrten variieren. Dementsprechend kann eine Ausfahrt von 30 km entweder 1,5 oder auch gerne mal 3 Stunden dauern. Also Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste, dachte ich mir und so bat ich um die 15 Meilen-Option.

Um ein wirkliches Ergebnis ging es nicht, ich kannte die Strecke nicht und so tauschte ich die Klickpedale der Haupttesttage gegen Flats. Etwas Mimimi oder der kühle Wetterwechsel ließ mich zu warmen Beinen via Knieschonern greifen. So gerüstet fand ich mich plötzlich in der Startgruppe eines wild gemixten Fahrerfelds. Neben komplett austrainierten Lycraträgern auf CC-Rennhardtails, standen auch Leute mit Goggles und Enduro-Bikes neben mir. Immerhin fiel ich in meinem Aufzug nicht weiter auf, während aus den Lautsprechern der Rennsprecher die Menge anheizte, die Musik dröhnte und vor den Fahrern ein Fan eine überdimensionale Amerikafahne schwenkte.

5!
4!
3!
Two!
One!
GO!

Wir setzten uns unter dem Gejubel der Fans in Bewegung. Angeführt von einem Polizeimotorrad pedalierten wir durch die Stadt, um das Feld von 108 Fahrern auseinander zu ziehen. Im Pulk fahren ist nicht unbedingt nach meinem Geschmack und so nahm ich den Schwung durch die Kurven fleißig mit und zog an den Außenseiten des Feldes vorbei. Nach kurzer Zeit erreichten wir die Stadtgrenze und ich fand mich in der vierköpfigen Spitzengruppe wieder.

Vor mir ein schlaksiger Enduropilot mit Goggle. Seine Knieschoner baumelten direkt über den Schuhen. Ein recht junger Fahrer mit viel zu großem Bike trat hochfrequent und keuchend neben mir. Er würde das Tempo vermutlich nicht lange halten. Ganz vorn wechselte ein neongelber mit etlichen Sponsoren bedruckter CCler von den Griffen runter auf die Gabel. In dieser Aeroposition senkte er den Hammer und zog völlig mühelos davon. Soviel zum kurzen Aufflammen einer Hoffnung, diese Position im Rennen zu halten.

Sollten die sich da vorne doch alleine ihren Laktat-Flash holen!

Kurz darauf bogen wir in den Trail ein und ich ließ vorher noch einen weiteren schwer motivierten Fahrer passieren. Sollten die sich da vorne doch alleine ihren Laktat-Flash holen. Auf einem sehr sandigen und flowigem Trail, der jeden Bikeparkbetreiber neidisch gemacht hätte gewannen wir langsam an Höhenmetern. Die Motivation des Fahrers vor mir schien allerdings nicht mit dem Vertrauen in seine Reifen gleichgesetzt. Vor jeder Kurve nahm er soweit den Druck raus, dass ich in die Bremsen greifen müsste, um ihm nicht ins Hinterrad zu fahren. Wollte ich meine ganze Energie auf diese Weise schon am Anfang verbraten? Als der Trail breiter wurde, zog ich mit einem „on your right“ vorbei und fand mich an dritter Position wieder. Der Endurolocal cruiste in einem ähnlichen Tempo wie ich zirka 50 Meter vor mir. Mr. Neongelb blitzte weit in der Ferne hin und wieder zwischen hohem Gras hervor und bog bald nach links ab. Mein Blick folgte dem Trail, welcher den ersten ernsthaften Anstieg einleiten sollte. Das Streckenprofil im Kopf, stellte ich mich auf die da kommende Schmach ein, in den technischen schmalen Passagen den Locals Platz machen zu müssen.

Aufstehen, Kopf runter und gib ihm. Ganz so billig wollte ich mich natürlich nicht verkaufen und so sprintete ich in die erste Rampe. Es waren nur wenige „Powermoves“ zu absolvieren – wie sie die Biker im Südwesten der USA nennen. Die kleineren Feldplatten konnte man mit etwas Schwung und einem leichten Zug am Lenker noch relativ leicht überrollen. Wir arbeiteten uns über den sandigen Boden und durch einige Spitzkehren nach oben. Nach zirka 1 km und 80 Höhenmeter wendete sich der Trail zurück. Mein Blick richtete sich zurück ins Tal, aus dem wir aufgestiegen waren. Das komplette Starterfeld befand sich auf der anderen Hangseite. Direkt vor mir kam der CC-Fahrer im Neon-Jersey auf mich zugefahren. Wir waren falsch abgebogen! Alle hatten uns überholt und wir waren komplett hinten!

Wir waren falsch abgebogen! Alle hatten uns überholt und wir waren komplett hinten!

Was für eine Schmach. Dachte ich mir und drehte mein Bike um. Da fährst du einmal wieder ein Rennen mit und versaust es dermaßen. Kopfschüttelnd und fluchend rollte ich den Trail wieder hinunter und zurück zur Kreuzung, an der wir nicht in den ersten Uphill, sondern in den letzten Downhill abgebogen waren.

Zumindest die Strecken wollte ich gesehen haben und so begab ich mich in den ersten – richtigen – Uphill. Es dauerte nicht lange und ich schloss wieder zum Rest der Fahrer auf. An mehreren Stellen gab es verschiedene Linienoptionen und ich konnte einige Fahrer passieren. Als das Gelände steiler wurde, dämmerte mir, worauf ich mich eingelassen hatte. Sprintstärke und viel Praxis im technischen Uphill waren gefragt. Zu meiner Demotivation durch meinen Umweg kam somit noch die mangelnde Erfahrung in dieser Art Gelände hinzu. Als der Trail derart steil wurde, dass wirklich alle Biker schoben oder sogar ihr Bike schulterten, war ich etwas milder gestimmt. Scheinbar ist das nicht für jeden hier einfach und ich fuhr ja eh nur zum Spaß mit.

Ihr kennt das, wenn ihr euch zwischen Luft bekommen und Hydration entscheiden müsst? Genau so ging es mir.

Nach der Tragepassage ging es meinen Beinen erstaunlicherweise sehr gut. Zirka 10 Kilometer hatten wir bis jetzt zurückgelegt und so langsam schienen sie warm geworden zu sein. So schraubte ich meine Kadenz nach oben und konnte an den breiteren Stellen wieder ein paar Plätze gut machen. Es wäre aber wohl kein so eindrückliches Rennen gewesen, wenn nicht die nächste Schwierigkeit auf mich gewartet hätte. Auf der Hochebene angekommen drehte sich der Wind gegen mich und zwang mich selbst im Flachen, hart für meine Geschwindigkeit arbeiten zu müssen. So blieb mir kaum Luft, um auch nur genügend Wasser zu trinken. Ihr kennt das, wenn ihr euch zwischen Luft bekommen und Hydration entscheiden müsst? Genau so ging es mir.

Nach dem Passieren der ersten Versorgungsstation standen die ersten Tiefenmeter auf dem Programm. Nichtsahnend nahm ich meinen vollen Schwung der letzen schnellen Tretpassage mit und schoss über die Kante. Dann hielt ich mich mit sehr großen Augen sehr fest am Lenker. Woher zur Hölle kam plötzlich dieses Enduro-Gelände? Ein schnelles Auge war gefragt, als ich mit meinem CC-Bike über die Felsbrocken schoss. Spalten und unüberrollbare Steine konnten ein schnelles Rennende durch einen Sturz oder Plattfuß bedeuten. Mit einem lauten „Wuuuuhuuuuu!“ ließ ich den Felsgarten hinter mir und attackierte den direkt anschließenden Gegenanstieg. Hey – vielleicht konnte ich immer so viel Schwung mitnehmen und mir die restlichen Gegenanstiege alle auf diese Art und Weise leichter machen? In jedem Fall war ich sehr froh über meine Entscheidung, Knieschoner angezogen zu haben. Meinen Hauptkontrahenten schienen Gedanken über potenziellen Knie-Steinkontakt nicht zu plagen. Das gelbe Trikot zog im nächsten breiten Uphill mühelos an mir vorbei und davon. Ihn schien unser Umweg nicht gebremst zu haben. Wenn der so weiter treten würde, dann holt der sich trotzdem wohl noch den ersten Platz.

Über der Kante war ich wieder dem Wind ausgesetzt. In weiter Ferne sah man, wie sich ein Gewitter entlud. Hoffentlich würde es nicht in unsere Richtung ziehen. Ich senkte den Kopf und konzentrierte mich auf die konstante Abgabe von möglichst viel Leistung, ohne dabei meine Beine zu übersäuern. Als ich meinen Blick zwischendurch in den Wind hob um zu sehen, was mich nicht nur unmittelbar in den nächsten Metern erwartete, wurde ich überrascht. Komplett abgehängt hatte mich Mr. Neongelb noch nicht. Wie zu Beginn blitzte sein grelles Trikot zwischen den Büschen hervor. Immerhin stand er wie ich alleine und voll im Gegenwind.

Hart buckelnd gab mir dies zusätzliche Motivation. Immerhin den Anschluss an ihn wollte ich nicht ganz verlieren. Auf den nächsten Kilometern schlängelte sich der Trail durch eine wunderbare Landschaft. Leicht eingefahren in den harten Boden boten die Kurven eine Menge Unterstützung, um alles ohne Bremse fahren zu können. Zwischendurch hier und da ein paar Pedalumdrehungen einbringen und den Fluss genießen. Die offene Landschaft erzeugte in mir mehr das Gefühl zu fliegen als zu fahren.

Das ist meine Chance! Ohne zu bremsen nahm ich die Außenlinie und flog an ihm vorbei. „Huck to flat“ hätte als Beschreibung aber besser gepasst.

Eine enge Durchfahrt durch zwei Felsen ließ mich aus meinen Flow-Träumen erwachen und das war gut so. Der Trail entschied sich wieder mehr von seiner felsigen Seite zu zeigen. Schläge hämmerten auf das 120/100 mm Fahrwerk ein und so gut es ging machte ich mich leicht, um nicht vom Plattfuß heimgesucht zu werden. In einer leichten Linkskurve sah ich plötzlich meinen Kontrahenten vor mir. Neben dem Bike. Schiebend oder eher kletternd halb nur auf dem Trail, welcher über eine irrwitzige Felsformation führte. Das ist meine Chance! Ohne zu bremsen nahm ich die Außenlinie und flog an ihm vorbei. „Huck to flat“ hätte als Beschreibung aber besser gepasst. Es muss spektakulär ausgesehen haben. Von hinten kam ein „Yeah man! Pin it bro!“

Den Respekt, den ich meinem Duellanten gegenüber hatte, schien ich nun auch von seiner Seite zu bekommen zu haben. Über beide Reifen driftete ich um die nächste Kurve an einem Streckenposten vorbei. Solange man nicht bremste, waren solche Manöver auf dem sandigen Untergrund extrem gut zu kontrollieren. „Hoffentlich kommt nicht nochmal ein harter Gegenanstieg! Sonst holt er mich sofort wieder ein.“ War der einzige Gedanke in meinem Kopf und so versuchte ich all meine Fähigkeiten für die Abfahrt einzusetzen, um meinen Vorsprung möglichst weit auszubauen. Aus einer reinen Spaßveranstaltung wurde es dann doch ernst und ich fokussierte mich auf das Gelände. Mit seinem minimalen Gefälle und der Möglichkeit es weit einzusehen gab ich mich mit allen Fingern am Lenker dem puren Geschwindigkeitsrausch hin. Fuhr ich hier Achterbahn oder Fahrrad?

Als das Gelände zuerst flacher wurde und dann die Steigung wieder leicht zunahm, blickte ich zurück. Wie lange würde der heraus gefahrene Vorsprung reichen? Und überhaupt – wo befanden wir uns eigentlich gerade innerhalb des gesamten Feldes? Egal – Zurück auf die Tretmühle und so gut es geht an der anaeroben Schwelle entlang kratzen und nicht mit Laktat volllaufen war die Devise.

Im schlängelnden Uphill hatte man immer wieder Sicht zurück auf den Trail, den man gerade hinter sich gebracht hatte. Wer sich vorstellen möchte, wie man sich in dieser Verfolgten-Situation fühlt, kann diesen Track abspielen. Anstatt einer Rückenfinne blitzte wieder das grelle Neon auf. Verdammt. Nicht loszuwerden. Ein Streckenposten konnte Zeuge werden von unserem Duell und im Vorbeifahren fragte ich außer Atem: „How many upfront?“ „Two!“ – Völlig ungläubig bedankte ich mich und versuchte zu realisieren was wir in der letzten Stunde geleistet hatten. Sind wir in unserem motivierten Zweikampf wirklich am kompletten Feld vorbeigezogen?

Kurz darauf fingen wir einen der beiden Fahrer ein. Er strauchelte an einer technischen Passage und hob sein Bike auf die Seite. Immer noch ungläubig bedankte ich mich. Das bedeutete aktuell wohl die zweite Position. Selbst, wenn mein Kontrahent mich einholen würde. Bedeutete das immer noch einen Podiumsplatz! Dass er seinen Platz gerne vor mir einnehmen würde, bestätigte mein Verfolger mit einem lauten Schaltvorgang wenige Meter hinter mir. Nimmt dieser Uphill denn gar kein Ende mehr, dachte ich und musste stoppen. Der Trail war zu Ende. Ein Blick nach oben und ich musste laut lachen. Mehrere Felsstufen von jeweils zirka 80 cm Höhe lagen vor mir und oben flatterte eine der Streckenmarkierungen im Wind. Mit geschultertem Bike sprang ich los und auch mein Kontrahent musste lachen. War das auch über diesen Streckenabschnitt oder weil er mich gleich kassieren würde?

Oben angekommen schwang ich mich zurück auf den Sattel und sprintete los. Gib alles. Gib einfach alles! An mehr versuchte ich nicht zu denken und brachte meine verfügbaren Watt auf den felsigen und stufigen Boden. Erstaunlicherweise schien es zu reichen um nicht überholt zu werden. Blicke für die wunderbare Landschaft mit den Felsformationen hatte ich keine mehr. Mit brennenden Beinen setzte ich mit einem halben Bunnyhop über ein paar Felsen hinweg. Vor mir plötzlich der Enduro-Fahrer, mit dem wir die erste Gruppe angeführt hatten. Allerdings eben dem Bike – erschöpfter Gesichtsausdruck – schiebend. „How many are in the front?“ „I’m last.“ Mir verschlug es die Sprache. Belegte ich hiermit wirklich in diesem Moment den ersten Platz?

Egal was es bedeutete – meine Beine meldeten, dass da schon noch etwas möglich wäre. Sehr gut. Packen wirs an!

Nach etlichen Kilometern mit zehrendem, konstant und leicht technischem Uphill tat sich eine Rampe vor mir auf. Einige Zuschauer säumten die Passage und ich ging in den stehenden Sprint, um möglichst viel Schwung mitzunehmen. Unter jeder Menge akustischer Motivation der Fans und der Streckenposten glückte mir ein technisches Manöver über einen großen Fels kurz vor der Kuppe und oben war ich. Ein „Yeah man!“ eines Fotografen gab mir zusätzlichen Schub und mit Schwung überquerte ich die Straße zurück in den Trail. Links im Augenwinkel erkannte ich die erste Versorgungsstation wieder. Ein Orientierungspunkt. Das bedeutete, wir waren quasi fast fertig! Ich trat vor mich hin und bald stellte sich ein Déjà Vu ein. „Diesen Trail bin ich doch schonmal gefahren?“ – Das war richtig. Zu Beginn des Rennens, als ich falsch abgebogen war.

Ein hastiger Blick zurück. Meinen Verfolger schien ich zumindest für den Moment abgehängt zu haben. Bremsen auf uns los. Auf der Straße zurück nach Grand Junction würde er definitiv der stärkere Fahrer sein. Das schien wohl eine extrem knappe Geschichte werden. Ich würde jeden Meter, den ich nun in der letzten Abfahrt herausfahren konnte brauchen.

Die Menge der Zuschauer nahm zu und das gab mir zusätzliche Motivation als ich die Stelle passierte an der ich vor gut 1,5 Stunden eine sehr schlechte Entscheidung getroffen hatte. Viel Flow boten die letzten Meter Trail. Nur der Genuss wollte sich nicht mehr so richtig einstellen. Trail, Holzbrücke, Teer. Zurück war ich auf der Straße und der Wind ebenso. Na prima. Kopf runter. Hände auf die Gabelholme und treten was geht. Hey! Das hatte Mr. Neon ja auch geholfen, oder?

Daaaaadum. Daaaadum. Dadum. Dadum. Düdeldidüüüü. Neongelbes Trikot. Herannahend. Schnell.

Mein trockener Mund verlangte nach Wasser und ich griff in Richtung Flaschenhalter – ins Leere. Die große Flasche schien wohl in Kombination mit den ruppigen Abschnitten wohl zu viel Angriffsfläche für die Gravitation geboten zu haben. Kein Wasser also. Kurz bevor ich von der Hauptstraße abbiege und der Streckenmarkierung folge, blicke ich zurück. Daaaaadum. Daaaadum. Dadum. Dadum. Düdeldidüüüü. Neongelbes Trikot. Herannahend. Schnell. „Ich werde dieses Ding doch nicht auf den letzten Metern auf Teer verlieren?!“

Gehetzt mit wiederholtem Blick über die Schulter versuchte ich ein Ideal auf dem Bike zu finden. Stehend einen harten Gang sprinten oder doch besser im Sitzen spinnen? Alles begleitet mit dem konstanten Gedanken, dass das doch einfach nicht wahr sein konnte. Ein letzter Streckenposten. Wir werden angefeuert. Vor mir tat sich eine große, stark befahrene Straße auf. Die Ampel war rot. WAS ZUR HÖLLE? Wenige Sekunden später steht mein Duellant neben mir und wir sind da, wo wir in diesem Bericht angefangen haben.

„KRABUMMS!“

Ich sprinte los. Vor mir taucht wieder eine der rosanen Streckenmarkierungen auf. Ich scheine noch auf dem richtigen Weg zu sein. Meine Reifen surren pulsierend im Wiegetritt. Ich stehe und hänge trotzdem tief über dem Lenker. Ein zweites, sehr viel schnelleres, pulsendes Surren kommt hinzu. Mit der Stirn fast auf dem Vorbau seh ich am Rande meines Gesichtsfelds: Lycra in Neon.

So gut es ging, hämmere ich in die Pedale. Das Surren unserer Reifen summiert sich zu einem schlecht gelaunten Bienenschwarm, als wir um die letzten beiden Kurven schießen. „Wo bleibt die verdammte Lichtschranke!?“, schreit es in meinem Kopf. Seite an Seite fliegen wir unter dem Start-Zielbogen hindurch. Um uns Gejohle. Völlig außer Atem drehen wir im Zielbereich einige Kreise. Wo waren alle anderen? Hatte ich jetzt wirklich allen Ernstes den ersten Platz geholt? Als wir einigermaßen zu Atem gekommen sind, umarmen Mr. Neon und ich uns. „What a good fight all the way!“

Am Ende trennten uns laut Uhr eine Sekunde. Die Ernüchterung kam kurz darauf. Trotz dass wir das gesamte Feld überholt hatten, waren vor uns trotzdem noch zwei Ausreißer. Platz drei und vier, also für uns. Enttäuschung? Absolut nicht. Es war ein Rennen, dass wir vermutlich sehr lange nicht vergessen werden.

Eine Zusammenfassung des Rennens 2018 gibt es hier:

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