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Paul Charles Morphy „Ein kurz leuchtender Stern“

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( * 22.6.1837  + 10.7.1884)


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Der Adler aus Louisana”

–     Ein unübertroffener Meister im offenen Spiel  –

Vorwort:

Für damalige Verhältnisse war Paul Morphy ein Wunderkind.

Er sprach englisch, französisch, deutsch und spanisch.

Das Schachspielen lernte er allerdings erst mit 9 Jahren

unter Anleitung seines Vaters Alonzo Morphy. Jedoch war es sein Onkel Ernest Morphy, der ihn in die Geheimnisse und Tiefen des Schachs einweihte.

Der Junge lernte so schnell, dass er schon bald seine Lehrmeister ohne Probleme überflügelte, und mit nur 12 Jahren schlug er alle starken Spieler seiner Heimatstadt.

Im Jahre 1849 spielte er gegen den starken französischen Spieler  Eugene Rousseau, ebenfalls in Louisana ansässig.

Von insgesamt 50 Partien gegen Rousseau gewann er fast 90 % .

Eine der besonders brillanten Partien dieses Treffens sandte sein Onkel an die damalige wohl bekannteste Schachzeitung

“La Régence” ( Paris), die unmittelbar nach Erhalt mit ausführlichen Kommentaren des französischen Herausgebers und Meisters Lionel Kieseritzky

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mit hoher Anerkennung veröffentlicht wurde.

Nachstehend die entsprechende Partie:

Morphy  1 – Rousseau  0 Morphy   : weiss

New Orleans  1849             Rousseau : schwarz

1. e4 / e5  2. Sf3 / Sc6  3. Lc4 / f5  4. d3 / Sf6  5. 0-0 / d6  6. Sg5 / d5

7. exd5 / Sxd5  8. Sc3 / Sce7  9. Df3 / c6  10. Sce4 / fxe4  11. Df7+ / Kd7

12. De6+ / Kc7  13. Dxe5+ / Dd6  14. Dxd6+ / Kxd6  15. Sf7+ / Ke6

16. Sxh8 / exd3  17. cxd3 / Kf6  18. b4 / Le6  19. Te1 / Lg8  20. Lb2+ / Kg5

21. Te5+ / Kh6  22. Lc1+ / g5  23. Txg5 / aufgegeben ( Rousseau ).

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Nach 9….c6

Siehe Partie:

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Nach den ersten Erfolgen war Paul Morphy nicht mehr zu bremsen.

Da er in Amerika nach dem Gewinn des New Yorker Turniers von 1857 (einschl. Louis Paulsen: 5 Siege, 2 Remise, 1 Niederlage):

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Paulsen vs. Morphy Finale American Congress

New York 1857

keine gleichwertige Gegner mehr fand, reiste er nach Europa, um dort sein geniales Spiel und die Gewinnserien fortzusetzen:

Er gewann sämtliche matches gegen die Meisterspieler, die sich ihm stellten u.a.:

Henry Edward Bird 1858 London (3 Siege)

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Janos Jakob Löwenthal (9 Siege, 2 Remis, und 3 Niederlagen)

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Morphy vs. Löwenthal London 1858

John Owen (mit einer Bauervorgabe) 5 Siege, 2 Remise,

keine Verlustpartie (es gibt noch eine andere Angabe mit +4−1=0)

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Amos Burn gegen John Owen

Daniel Harrwitz (5 Siege, 1 Remis, 2 Niederlagen) –

der stärkste Spieler des Café de La Régence in Paris

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Das wohl fieberhaft erwartete match war das gegen

Adolf Anderssen:

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Anderssen vs. Morphy, match París 1858

Beide Spieler waren ”die” Schachmeister der damaligen Zeit, sowohl von den Zuschauern als auch von ihren Gegnern bewundert.

Da Adolf Anderssen sich aber schon in seiner Stadt Breslau mehr dem Mathematik-Unterricht widmete und von den Schachwettbewerben zurückgezogen hatte, war er eigentlich nicht mehr so in Form und vorbereitet.

Dadurch hatte Paul Morphy ein leichtes Spiel und gewann die Begegnung mit 7 Siegen, 2 Remisen und 2 Niederlagen.

Das letzte “offizielle” in Europa gespielte match war gegen

Augustus Mongredien

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Mongredien rechts im Bild

1859 in Paris, das er mit grosser Leichtigkeit zum Sieg mit einem Ergebnis von

7 Siegen und 1 Remis führen konnte.

Als einziger Spieler von Weltruf war es Howard Staunton,

der sich konstant weigerte, gegen Paul Morphy zu spielen.

Man vermutet aus Eitelkeit und der Furcht einer argen

Niederlage:

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Howard Staunton

Paul Morphy gab noch einige Blindvorstellungen im Café de la Régence in Paris

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die er alle gewann.

Ausserdem hatte er noch das Vergnügen und die Ehre, einmal im Buckingham Palast in London 1859 gegen Königin Victoria

zu spielen:

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Wie schon auf dem Bild zu erkennen ist, liess Morphy die Königin wohl gewinnen, um sie heiter zu stimmen.

Bekannt ist noch eine Studie (Zweizüger), die Paul Morphy im jugendlichen Alter von 9 Jahren zugeschrieben wird:

Weiss zieht und gibt matt in 2 Zügen

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Diese Stellung wurde voraussichtlich

im Jahre 1856 (lt. López Esnaola: “ Morphy,

Sein Leben und 353 Partien“) veröffentlicht.

Dann gibt es noch diese Version, also dasselbe Problem auf der rechten Seite.


Lösung A:

1.Ta6!! bxa6  (wenn der schwarze Läufer zieht, folgt 2.Txa7#) 2.b7#

Lösung B:

1. Th6 !! gxh6 (wenn der schwarze Läufer zieht, folgt 2. Txh7# ) 2. g7#

Nach seiner Rückkehr in die Vereinigten Staaten betätigte er sich in seiner Heimat New Orleans als ein nur mässig erfolgreicher Rechtsanwalt.

Der Hauptgrund seines frühen Rückzuges vom Schach ist wohl darin zu suchen, dass in seiner ultra-konservativen Heimatstadt, das Schachspiel als ”nicht seriös genug” betrachtet wurde, so dass er gesellschaftlich kaum noch Beachtung fand.

Man stelle sich vor, ein von der ganzen Welt verehrten König des Schachs wurde damals fast zu einem no-body.

Dieser seelische Druck machte ihn schwermütig, später litt er dann unter Verfolgungswahn, und er starb in geistiger Umnachtung.

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Seine Spielstatistik: (Bild entfernt)

Es ist natürlich mehr als bedauerlich, dass die Schachwelt nicht noch einige weitere Jahre sein Spielkunst bewundern konnte.

Er brachte es auf 376 offizielle Partien, von denen er 197 gewann, 156 remis gestalten konte und 23 Begegnungen verlor, die einen Prozentsatz von 86,4 % ausmachten.

Seine höchste historische Elo-Bewertung lag bei 2.690 (!?) Punkten.

(Auch hier existieren abweichende Angaben: 227 offizielle Spiele mit einer Erfolgsquote von 83 %.)

Stimmen aus der Vergangenheit:

Da sich viele Meisterspieler und Weltmeister über das Schach von Paul Morphy äusserten, geben wir hier nur einige Stimmen wieder:

Bobby Fischer: “Eine populäre Theorie ist, dass, wenn

Paul Morphy heute zurückkäme, er gegen die derzeitigen Spieler verlieren würde.

Diese Behauptung liegt fern der Wahrheit.

In einem match würde Paul Morphy heute gegen jeden lebenden Spieler gewinnen. Morphy war wohl der exakteste Spieler, der jemals existiert hat. Er hatte immer einen Überblick auf das gesamte Geschehen auf dem Brett und eigentlich beging er keine Fehler. Obwohl er ziemlich schnell spielte, brauchte er selten bis zu 5 Minuten Bedenkzeit für einen Zug, während seine Gegner oft stundenlang über den nächsten Schritt nachdachten.

Ich habe viele Morphy-Partien analysiert und immer hat mich das Geniale an ihm fasziniert. Oft brauchte ich bis zu 20 Minuten, um die entsprechende Antwort zu finden, warum er in fast verlorenen Situationen noch gewinnende Züge fand.

Ausserdem war er ein technischer Meister der Endspiele.

Vielleicht tat er sich in geschlossenen Spielen schwerer wie

z. B. in der holländischen Verteidigung.”

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Garry Kasparov:

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In Paul Morphy vereinten sich ein einzigartiges Naturtalent mit brillanter Weisheit.

Paul Morphy kann man ruhigen Gewissen als den wahrhaftigen Gründer des modernen Schachs bezeichnen.

Schlussakkord:

Ein herrliches Matt in der Oper:

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Vielleicht ist seine in dem Pariser Opernhaus im Jahre 1858 gespielte Blindpartie gegen die Herzöge von Braunschweig und Isouard im Zwischenakt der Oper “Der Barbier von Sevilla” die berühmteste unter seinen vielen Meisterleistungen.

“In ihr stellt man nicht nur den aussergewöhnlichen taktischen Einfallsreichtum fest, sondern auch die Schönheit der Schlusskombination, die absolut anthologisch ist.

So ereigneten sich die Dinge in dem “berühmten Schatz von Morphy”, wie David Bronstein diese Partie bezeichnete.

Nachstehend die entsprechende Notation und Analyse:

1. e2-e4 e7-e5 2. Sg1-f3 d7-d6

Die Philidor-Verteidigung

3. d2-d4 Lc8-g4?!

Dieser Zug entsprach dem Stand der damaligen Eröffnungstheorie. Tatsächlich handelt es sich, wie Morphy nachweist, um einen ernsten Fehler, der Schwarz sofort in Nachteil bringt.

4. d4xe5

Denn 4. …d6xe5? 5. Dxd8+ Kxd8 6. Sxe5 verliert ersatzlos einen Bauern. Deshalb ist der Verlust des Läuferpaares erzwungen.

4. … Lg4xf3

Ein Verbesserungsversuch ist 4. … Sb8-d7 , das Albin-Blackburne-Gambit

5. Dd1xf3 d6xe5 6. Lf1-c4

Weiß fixiert den Schwachpunkt f7.

6. … Sg8-f6 7. Df3-b3

Wiederum wird Druck auf f7 ausgeübt. Aber noch ein weiterer Schwachpunkt wird angegriffen. Die frühe Entwicklung des Lc8 nach g4 hat den Punkt b7 geschwächt und erweist sich bereits als nachteilig.

7. … Dd8-e7

Nach der schwachen Eröffnungsbehandlung von Schwarz könnte Morphy nun durch Db3xb7 einen Bauern gewinnen, wonach sein Gegner mit einem Schachgebot auf b4 den Damentausch erzwingen müsste, die weiße Initiative schwächen und einiges an Druck aus der Stellung nehmen könnte. Morphy indessen möchte die Initiative in der Hand behalten und versucht, weiteren Druck aufzubauen. Es geht nun darum, die übrigen weißen Figuren zum Angriff ins Spiel zu bringen:

8. Sb1-c3

Auf Db4 würde nun einfach Lc4xf7+ folgen. Es droht Db3xb7.

8. … c7-c6

Schwarz deckt den Bauern b7.

9. Lc1-g5

Der Springer auf f6 wird gefesselt. Während Weiß seine letzte Leichtfigur entwickelt hat, steht Schwarz ausgesprochen passiv. Dem Läufer f8 ist der Weg versperrt, der Springer b8 ist noch nicht entwickelt und auch die schwarze Dame ist auf e7 weniger mit Angriffsmöglichkeiten ausgestattet, sondern eher damit befasst, diverse Schwachpunkte abzudecken.

9. … b7-b5? Als besser gibt Maróczy den Zug 9. … Dc7 an.

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Die folgenden Opfer zertrümmern die schwarze Stellung und bringen die überlegene Entwicklung der weißen Figuren zur Geltung:

10. Sc3xb5! c6xb5 11. Lc4xb5+

Auch von der anderen Seite her wird der Schwarze nun in der Mitte gefesselt. Wie ein Paket ist er alsbald in der Mitte des Brettes eingeschnürt.

11. … Sb8-d7 12. 0-0-0 Ta8-d8

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Morphy ist für temporeiche Angriffe mit allen zur Verfügung stehenden Figuren bekannt. Konsequent bringt er die Partie zu Ende.

13. Td1xd7! Td8xd7 14. Th1-d1 De7-e6

Ein erneuter Versuch des Schwarzen, die Stellung durch einen Damentausch zu entschärfen. Es ist jedoch bereits zu spät:

15. Lb5xd7+ Sf6xd7

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16. Db3-b8+!!

zum Abschluss noch ein Damenopfer. Nun ist das Matt nicht mehr zu verhindern.

16. … Sd7xb8 17. Td1-d8 Matt.

Zum Nachspielen: (Bild entfernt)

Hier ruht er in Frieden:

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St. Louis-Friedhof in New Orleans

Quellen: Richard Guerrero, Javier CorderoFernández und Wikipedia.org

Sitges (Barcelona), im Februar 2011

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