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Tennis: Den Mut von Alexander Zverev braucht die Sportwelt

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Alexander Zverev ist in Wimbledon in der ersten Runde gescheitert. Im Anschluss sprach er über psychische Probleme. Er setzt damit ein wichtiges Zeichen. Noch im Januar sagte Alexander Zverev nach seiner Finalniederlage bei den Australian Open gegen Jannik Sinner , dass er "einfach nicht gut genug" sei. Worte, die am Dienstag eine neue Bedeutung bekamen. Deutschlands bester Tennisspieler sprach nach seinem Erstrunden-Aus in Wimbledon über mentale Probleme. Zverev sagte, dass er sich "da draußen manchmal sehr allein" fühle – und erklärte, dass er versuche "Wege zu finden, um aus diesem Loch herauszukommen". Was auf den ersten Blick zeigt, in welch schwieriger Situation sich die Nummer drei der Welt befindet, ist in Wahrheit noch mehr: ein Moment der Größe. Über mentale Probleme zu sprechen, zeugt von Stärke, weil wir in einer leistungsorientierten Gesellschaft leben, die oft nur den Erfolg sieht. Probleme werden zu oft als Schwäche angesehen. Steht am Ende nicht die Beförderung oder bei Sportlern der Titel, hat die betroffene Person angeblich nicht genug geleistet. Das ist falsch. Und Zverev weiß das aus eigener Erfahrung nur zu gut. Seit Jahren wird von ihm erwartet, dass er einen Grand-Slam-Titel gewinnt. Dass er es bei den Australian Open in diesem Jahr ins Finale geschafft hat, ist aber genauso ein Erfolg. Dort hat er gegen den aktuell Weltbesten verloren. Beim Viertelfinale der French Open verlor er in diesem Jahr gegen Novak Djoković, der die meisten Grand-Slam-Titel der Geschichte gesammelt hat. Leistung und Erfolg liegen im Auge des Betrachters. Ebenso Stärke. In Deutschland stieg in den vergangenen Jahren laut der Onlineplattform Statista die Zahl der Arbeitsunfähigkeitsfälle aufgrund von psychischen Erkrankungen. Immer mehr junge Menschen leiden an Burnouts – und haben das Gefühl, dass sie nicht darüber sprechen können. Zverev hat es getan und das als Athlet in der Öffentlichkeit. Das beweist Mut. Zverev befindet sich nicht in seiner besten Verfassung, geht damit jedoch offen um, anstatt seine Probleme einfach totzuschweigen: Chapeau. Er verfolgt damit weiter seinen Weg. Zverev war schon immer eine Person, die offen mit vermeintlichen Tabuthemen umgegangen ist. Der 28-Jährige hat Diabetes Typ 1. Vor drei Jahren machte Zverev seine Krankheit publik. Er gab damals schon vielen Menschen, die ebenfalls davon betroffen sind, eine Stimme. Nun macht er es erneut. Die weltbeste Turnerin Simone Biles brach bei den Olympischen Spielen in Tokio 2021 das Finale am Sprung ab und legte eine zweijährige Wettkampfpause ein. Sie litt an Depressionen. Später gestand sie, dass sie früher hätte aufhören sollen. Nur, weil Sportler in der Öffentlichkeit stehen, heißt das nicht, dass bei ihnen alles perfekt ist. Und es ist richtig und wichtig, solche Stimmen wie die von Biles und eben von Zverev zu haben. Zverev zog am Dienstag in Erwägung, sich aufgrund seiner Probleme in Therapie zu begeben. Er hat verstanden, wie es um ihn steht, und will handeln. Die Sportwelt braucht viel mehr solcher Schritte. Sie haben Signalwirkung, denn Athleten sind heute mehr denn je Vorbilder für viele junge Menschen. Im Gespräch mit t-online erklärte der Sportpsychologe Jens Kleinert von der Deutschen Sporthochschule Köln, dass Athleten so früh wie möglich mit einer sportpsychologischen Betreuung anfangen sollten, um zu realisieren, dass es "etwas Normales ist, wie Kraft- oder Techniktraining". Das ist die Botschaft, die auch Zverev sendet. Über mentale Schwierigkeiten sollte mehr gesprochen werden. Denn sie betreffen nicht nur die Sportwelt.

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