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»50 Jahre Schultennis!?«

»Schule und Tennis: Seit 50 Jahren ein starkes Doppel!«, so heißt es in der Pressemitteilung des Deutschen Tennis Bundes vom gestrigen Tage. Weiter: »Seit 50 Jahren wird in deutschen Schulen auch Tennis gespielt. Ein Grund zum Feiern, denn in diesen fünf Jahrzehnten wurde viel erreicht.« Irgendwie kann ich das nur bedingt unterschreiben. Als wäre Tennis im Sportunterricht im letzten halben Jahrhundert irgendwann mal ein zentrales Thema gewesen. Weder zu meiner aktiven Schulzeit durfte ich den Tennisschläger mit in die Schule nehmen, noch habe ich in der Folge davon gehört. Ausnahmen mögen selbstverständlich wie immer die Regel bestätigen.

»Löffelschwinger«

Ich hatte in den »80ern« mal das Vergnügen, die Schule aktiv zu vertreten. Als wir mit unserer Auswahl des Gymnasium Altlünen einst ins NRW-Finale einzogen und bei unserer Heimkehr im Klassenzimmer voller Stolz den Pokal präsentierten, kommentierte unser Klassenlehrer Dirk Ostendorf: „Ich mag keine Löffelschwinger! Wärt Ihr mal lieber im Unterricht geblieben…“ Nein, richtiges »Schultennis« habe ich weder zu Kinder- oder Jugendzeiten erlebt, noch als Trainer. Zwar habe ich als Vereinscoach oft die Kooperation zu Kindergärten und Grundschulen gesucht und hier einmal wöchentlich auch stets 30 bis 40 Kinder nachmittags auf die Vereinsanlage ziehen können, hier aber von »Schultennis« zu reden?! Ich weiß nicht…

Tennis keine Kerndisziplin

Wenigstens rückt der DTB seine Schlagzeilen weiter unten im Text ein wenig zurecht. Da heißt es nämlch: „50 Jahre später gehört Tennis zwar nicht wie beispielsweise Leichtathletik zu den Kerndisziplinen im Sportunterricht, ist aber aus dem Gesamtkontext des Schulsports nicht mehr wegzudenken.« Etabliert ist meiner Meinung nach lediglich die Aktion »Jugend trainiert für Olympia«. Engagierte Schulen spielen gegeneinander – lokal, regional und schließlich auf Bundesebene, um im Idealfall schlussendlich den Sprung zur Schultennis-Weltmeisterschaft zu schaffen. Aber: diejenigen, die an solchen Ausscheidungen teilnehmen, beherrschen ihr Werk schon sehr gut und können bereits entsprechend ordentlich mit Ball und Schläger umgehen. Für die breite Masse oder gar eine Mitglieder-Neugewinnung ist das nix.

Vereine müssen es selbst richten

Letztlich liegt es wieder einmal an der Innovation und dem Einsatz der Tennisvereine und deren Coaches, sich zu engagieren, auf die Kindergärten und Schulen zuzugehen und dort mühsame Überzeugungsarbeit zu leisten. »Vitamin B« vor Ort tut gut, sprich: LehrerInnen oder KindergärterInnen anzutreffen, die vielleicht selbst Tennis spielen oder dem Tennissport offen entgegnen. Erst wenn Tennis im Sportunterricht der Schulen flächendeckend irgendwann einmal eine mehrwöchige Strecke zugeteilt und die Basics in der Sporthalle vor Ort wirklich gelehrt werden, können wir von echtem »Schultennis« reden. Die beste Gelegenheit Mitte/Ende der »80er« rund um den einzigartigen Boom um Steffi und Boris jedenfalls, wo aus »Löffelschwingern« »gigantische Weltstars« wurden, hat man auf allen Ebenen sträflich dahergeschenkt und auch sage und schreibe drei Grand-Slam-Erfolge von Angie Kerber wusste man nicht zu nutzen, um Kinder und Jugendliche in der breiten Masse zu begeistern.

Streettennis
© AINFACH.com

Vorzeige-Funktionär Ernst Sasse

Positiv erinnern kann ich mich hingegen an die »Streettennis-Tour des Westfälischen Tennis-Verbandes »Anfang der 2000er«, wo es dem legendären Tennis-Funktionär Ernst Sasse gelang, binnen weniger Wochen zig Tausende von Schülern auf die Marktplätze der Städte zu holen, um ihnen die Sportart Tennis näher zu bringen. Ich habe das damals medial begleitet und musste in den Rathäusern der ausrichtenden Städte schon verdammt hoch klettern, um alle Aktiven auf ein Gruppenfoto zu bringen. Eine Drohne wäre schon damals hilfreich gewesen. Der gute Ernst gab sich übrigens erst dann zufrieden, wenn jedes Kind auch ein Erinnerungsshirt übergestreift bekam. Konnte er hierfür keine lokalen Sponsoren begeistern, hat er sein eigenes Porte-Monnaie aufgemacht. Pure Leidenschaft, die viel zu wenig Unterstützung fand, zuletzt nicht mal im eigenen Landesverband, bis Ernst mangels Support und Etat die Lust verlor…

Streettennis
© AINFACH.com

Mit Kugelstoßen nicht auf Augenhöhe

Zurück zur Pressemitteilung des DTB. Dort heißt es mehr oder weniger abschließend: »Ziel ist es damals wie heute, den nicht tennisaffinen Sportlehrern eine Hilfestellung für das Ausprobieren der Disziplin im Unterricht an die Hand zu geben und ihnen zu zeigen, dass Tennis in der Schule auch mit einfachen Mitteln umsetzbar ist.« Wäre es sicherlich, nur ist Tennis im Sportunterricht nicht wie Kugelstoßen oder Hochsprung Bestandteil des Lehrplans und wird es vermutlich auch nie werden. Und ein Problem kommt ja noch obendrauf, denn immer häufiger heißt es in unseren Schulen: „Heute kein Schulsport!“ Daran ist der Tennissport aber nun wirklich nicht Schuld…

Der Beitrag »50 Jahre Schultennis!?« erschien zuerst auf »Tennisredaktion.de«.

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