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TV Hardheim: "Müssen schnellstmöglich aus dem Tal der Tränen raus"

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		TV Hardheim:

Hardheim. Seit fast vier Monaten ist Amateursport in Vereinen nun schon verboten – eine bittere Pille für die vielen Verantwortlichen und aktiven Sportler in der Region, natürlich auch beim TV Hardheim. Wir sprachen mit Tobias Künzig (Vorstand Gremien und Verwaltung), Eric Bachmann (Vorstand Sport) und Monika Dörr (Vorstand Öffentlichkeitsarbeit) über die aktuelle Situation.

Insbesondere für die Handballer lief es bis zum Lockdown Anfang November noch wie am Schnürchen. "Wir hatten vier gute Spiele mit vier Siegen und waren Tabellenerster", berichtet Eric Bachmann. Gerade deshalb sei der vor kurzem verkündete Beschluss vom Badischen Handball-Verband, die Saison 2020/2021 abzubrechen und nicht zu werten, besonders schade.

Ansonsten sei es vor allem für die Jugendlichen schlimm, dass sie keinen sportlichen Ausgleich mehr hätten, sagt Monika Dörr, deren 15-jähriger Sohn in der B-Jugend der Handballer aktiv ist. Sowohl für die Sportler als auch die Zuschauer nimmt der Handball in der Erftalgemeinde seit jeher einen hohen Stellenwert ein. "In Hardheim ist das Tolle, dass der ganze Ort sich zu den Spielen trifft. Es ist ein Treffpunkt, nicht nur um Handball zu schauen, sondern für viele vor allem auch zum Austausch mit Bekannten und Freunden", erklärt Eric Bachmann.

Für die Spiele in Corona-Zeiten hatte der Verein ein aufwendiges, spezielles Hygienekonzept erarbeitet, mit Online-Anmeldung und einer begrenzten Zuschaueranzahl, solange diese noch erlaubt waren. Außerdem wurden die Heimspiele live über das Internet übertragen. "Das alles war für die Handball-Familie eine tolle Sache", so Bachmann. Doch das war eben leider nach kurzer Zeit wieder Makulatur, die Konzepte werden erst einmal nicht mehr gebraucht und die neue Saison beginnt (wenn alles normal läuft) erst Mitte September/Anfang Oktober.

Auch für die Fußballer, vor allem im Jugendbereich, sei der Lockdown ein schwerer Schlag, wenn auch noch nicht entschieden ist, ob die Saison fortgesetzt oder abgebrochen wird. "Die SG hat mit zwei Mannschaften in der Landesliga endlich in einer höheren Liga gespielt", informiert der Vorstand Sport. Die Runde sei gerade erst gestartet worden, da wurde sie auch schon wieder unterbrochen. "Die Kinder strotzen vor Power und werden alle ausgebremst", bedauert Bachmann. Gerade im Mannschaftssport sei die Lage natürlich schwierig. Für die Tischtennisjugend ist die Situation nicht besser: "Hier wurde auch bereits die komplette Saison abgebrochen. Der Winter ist hier die Hauptspielzeit."

Der Werfertag bei den Leichtathleten am 3. Oktober habe unter strengen Hygienebedingungen gerade noch stattfinden können, so Bachmann. Doch dass das ursprüngliche Ziel für das Jahr 2020 im Bereich der Leichtathletik, "125 Jahre (angelehnt an das Vereinsjubiläum) – 125 Sportabzeichen", nicht erreicht werden könne, sei schon beim ersten Lockdown im Frühjahr 2020 absehbar gewesen, ergänzt Vorstand Tobias Künzig.

Während die Leistungsgruppen Turnen ihren Sport ebenfalls nicht ausüben können, haben die anderen Bereiche der Turnabteilung zumindest nicht ganz so stark unter dem Shutdown zu leiden: Im Bereich Gymnastik, Gesundheit und Fitness (z. B. Zumba) würden einige Gruppen auch online angeboten, so Bachmann. "Bernhard Goldschmidt stellt z. B. im Gymnastikraum eine Kamera auf und macht verschiedene Übungen vor, die die Teilnehmer zuhause nachmachen." Das betreffe die Gruppe der über 50-Jährigen mit funktioneller Gymnastik, Übungen zur Stärkung der Rumpfmuskulatur. Immerhin 16 bis 18 Anmeldungen gebe es hier pro Einheit. Außerdem findet zweimal pro Woche digital Zumba statt, Bauch-Beine-Po mit 20 Teilnehmern und Full-Body-Workout (Ausdauer) würden ebenfalls angeboten. "Aber auch hier fehlt den Teilnehmern natürlich der Sport in der Gruppe vor Ort, die Gesellschaft und auch die Anleitung durch den Übungsleiter vor Ort ist noch einmal etwas anderes als online."

Einen Hauch von Vereinsleben gibt es also zumindest über eine Online-Plattform, auch die Herren im Fußball haben laut Bachmann Einheiten, indem sie über das Internet verbunden sind. Allerdings konzentriert sich das Training auf Fitnessaspekte. Auch die Jugendhandballer hätten solche Trainingseinheiten gemacht (A, B, und C-Jugend). Ein Ersatz für das gemeinsame Präsenztraining ist das aber natürlich nicht. "Teamgeist und soziale Kontakte bekommst du über das Medium ,Zoom‘ nicht hin", betont Vorstand Künzig. Sorgen bereitet den Verantwortlichen durchaus auch, dass insbesondere Jugendspieler nach der langen Zeit ohne Training und Spiele gänzlich vom Verein "wegbleiben". Und man dürfe auch die Übungsleiter nicht vergessen, die man ebenfalls bei der Stange halten müsse, erklärt Bachmann. "Es liegt an uns, dass alle dabei bleiben." Je früher es jedoch wieder losgehe, desto eher könnten die Leute bei der Stange gehalten werden.

Anders als normal läuft es derzeit auch bei den Verantwortlichen des Vereins ab: "Wir haben viel Kontakt über E-Mails und Whatsapp, weil wir eben keine Präsenzmöglichkeiten haben, und tauschen uns so aus, um den Verein zu lenken", schildert Künzig. "Das Gesellige fehlt natürlich", ergänzt Vorständin Monika Dörr. Ein Problem sei auch, dass schon die Jahreshauptversammlung für das Jahr 2019 ausfiel, so Künzig weiter. Man hoffe, das als Präsenzveranstaltung im ersten Halbjahr 2021 nachholen zu können bzw. möglicherweise müsse man zwei Jahreshauptversammlungen miteinander in einer verbinden.

Auch finanziell stellt die Coronakrise den TV Hardheim vor Herausforderungen. So fehlen zum einen Einnahmen aus den Fußball- und Handballspielen (Zuschauer und Bewirtung) sowie dem dreitägigen Hallenfußballturnier, und zum anderen auch aus den vielen Veranstaltungen, an denen der TVH beteiligt ist, wie z. B. beim Sommerfest, Weihnachtsmarkt oder Maibaumstellen. Außerdem sinken laut Tobias Künzig die Mitgliedsbeiträge, da die absoluten Mitgliederzahlen (aktuell rund 1600) nach unten gingen. "Wir haben jedes Jahr Austritte, die aber normalerweise mit Eintritten wieder aufgefangen werden. Dieses Jahr fehlen uns aber Eintritte", erklärt Künzig. Vom Badischen Sportbund habe der TV Hardheim immerhin einen Vereinszuschuss erhalten, wodurch man die Zeit überbrückt habe.

Doch Neuinvestitionen (geplant waren in naher Zukunft unter anderem die Umstellung der Flutlichtmasten am Sportplatz auf LED-Beleuchtung, die Anschaffung eines Roboterrasenmähers und die Modernisierung der Tartanbahn) seien in der Corona-Krise nicht möglich gewesen, so Künzig. Vielmehr habe man erst einmal die laufenden Kosten für die Liegenschaften des Vereins, Reparaturen und Verbindlichkeiten aus dem Umbau des Sportheims auf der Ausgabenseite.

"Dieses Jahr werden wir schon durchkommen", zieht Künzig zwar ein noch beruhigendes Fazit. Aber: Der Vorstand drehe schon jeden Euro um, bevor er ihn ausgebe. "Wir gehen damit schon sehr kritisch um. Die Situation ohne regelmäßige Einnahmen durch Spiele und Veranstaltungen macht alles schwierig planbar", betont er. "Wir müssen schnellstmöglich aus dem Tal der Tränen raus", bringt es sein Kollege Eric Bachmann abschließend auf den Punkt.

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