Fußball
News melden
Nachrichten

Studienabbrecher: Glücklich ohne Abschluss im Heidelberger "Goodfellas"

0

		 Studienabbrecher: Glücklich ohne Abschluss im Heidelberger

Von Stefan Meyer

Wer durch Heidelbergs Kneipen zieht, macht früher oder später seine Bekanntschaft: Esat Yürekci, besser bekannt als "Eddie". Seit 1993 betreibt der heute 45-Jährige das Café/Bistro "Goodfellas" in der Weststadt und steht oftmals selbst hinter dem Tresen. Was nicht ganz so bekannt ist: Beinahe wäre alles ganz anders gekommen, denn eigentlich wollte Yürekci Arzt werden.

Nach seinem Abitur 1991 bewarb sich der damals 19-Jährige für ein Medizinstudium. Für Yürekci war dies jedoch mehr als nur ein abstrakter Traum: Er machte den Medizinertest und absolvierte ein Praktikum im St. Vincentius-Krankenhaus. "Das braucht man fürs Studium, und ich dachte, ich mache es einfach schon vorab", erklärt er. Trotz des anstrengenden Alltags gefiel es ihm, auf die Menschen einzugehen und ihnen zu helfen. "Ich kam sehr gut mit meinen Kollegen und den Patienten klar", blickt er auf die Wochen im Krankenhaus zurück.

Das Praktikum sollte zu einer der entscheidenden Erfahrungen seines Lebens werden - allerdings nicht so, wie man erwarten würde. Denn als Yürekci gerade Pause machte, stieß er in einer herumliegenden Zeitung auf die Meldung, dass ein Bistro zur Verpachtung stand. Noch in derselben Woche unterzeichnete er den Mietvertrag. "Ich weiß nicht mehr genau, warum, einfach so", lacht er. Das Bistro nannte er "Goodfellas". Bereits ein halbes Jahr später erlaubte sich das Schicksal dann einen zweiten Streich: Nach vier Wartesemestern erhielt Yürekci einen Brief von der Universität Leipzig, die noch Studienplätze zu vergeben hatte und ihn zum Bewerbungsgespräch einlud. Der damals 21-Jährige reiste in den Osten, überzeugte die Kommission - und war am Ende dieses verrückten Jahres 1993 nicht nur Kneipenwirt, sondern auch Medizinstudent.

"Es war eine gute Zeit, aber das Studium war hart", blickt Yürekci auf seine Zeit in Leipzig zurück. Da er erst im Nachrückverfahren zugelassen wurde, musste er von Anfang an Lernstoff aufholen. Während der Vorlesungszeit führten seine Eltern das "Goodfellas", in den Semesterferien aber kümmerte sich Yürekci um seine Kneipe. "Wenn ich den Laden nicht gehabt hätte, wäre ich vielleicht unabhängiger gewesen. Hätte ich den Studienplatz früher bekommen, hätte ich vielleicht den Laden nicht aufgemacht", fasst er zusammen. Doch beides zu verbinden, Kneipe im Westen und Studium im Osten, war auf Dauer nicht möglich. Nach vier Semestern traf Yürekci eine Entscheidung - und blieb in Heidelberg.

Bis heute ist er froh über diesen Entschluss. "Ich habe das Glück, hier viele Freunde gefunden zu haben. Es hat sich hier im Laufe der Jahre so etwas wie eine Familie gebildet, mit Leuten, die immer wieder kommen, die sich hier teilweise kennengelernt und sogar geheiratet haben. Das ist eine schöne Sache und bestätigt mich noch mal in dem, was ich tue." Zwar habe das Leben als Gastronom auch seine harten Seiten. "Aber ich denke, es liegt mir - sonst hätte ich es nicht alle Jahre machen können und vielleicht noch mal was anderes gemacht."

Nur einmal, 1996, wurde es diesbezüglich noch einmal spannend. Gemeinsam mit Gästen aus dem "Goodfellas" beschloss er, sich in Ludwigshafen für BWL einzuschreiben. "Es war erst einmal als Ergänzung gedacht. Ich hatte den Laden erst seit drei Jahren und hätte nie gedacht, dass ich noch 20 Jahre hier bleibe", erklärt er. Nach ein paar Semestern wurde jedoch ein zweites Mal deutlich, dass sich das Leben als Gastronom auf Dauer nicht mit einem Studium vereinbaren lässt. Auch diesmal entschied sich Yürekci für das "Goodfellas". Dass sich eine derartige Entscheidung noch ein drittes Mal stellen wird, glaubt er nicht: "Das habe ich abgehakt. Ich bin jetzt 45 und habe Frau und Kind. Mit der Zeit hat sich bewiesen, dass der Laden hier mein Ding ist - und dabei bleibt es auch."

Загрузка...

Comments

Комментарии для сайта Cackle
Загрузка...

More news:

Read on Sportsweek.org:

Andere Sportarten

Sponsored