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Gegen das Böse aus der Dose

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Borussia Mönchengladbach spielt am Freitagabend gegen die deutsche Vertriebstochter eines österreichisch-thailändischen Getränkekonzerns. Warum es diese Paarung in der Bundesliga eigentlich nicht geben dürfte und dass dieses Konstrukt mit der Stadt, in der es aufgrund eines leerstehenden Stadions zufällig sein Domizil aufschlagen durfte, rein gar nichts zu tun hat, darüber haben wir uns in den vergangenen Jahren hinreichend ausgelassen. Was nichts geholfen hat, derartige Konstrukte sind – wie man auch an anderen Beispielen sieht – leicht gebaut, aber schwer wieder loszuwerden.

Zu allem Unglück hat sich der „Verein“ aus dem österreichischen Fuschl am See im Sommer 2025 in Person von Ole Werner auch noch einen fähigen Übungsleiter an Land gezogen. Diese Maßnahme, gepaart mit dem allmählichen Abschied der gealterten Aufstiegshelden sowie dem jährlichen Zugang ebenso hoffnungsvoller wie hochdotierter Talente aus aller Welt (die in grauer Vorzeit mal avisierte Förderung regionaler Jugend findet - natürlich – nicht mehr statt, warum soll man entwickeln, was man auch kaufen kann?) verleiht dem kommenden Gegner derzeit den Status des ersten Bayernverfolgerchens. Den leistungsmäßigen Abstand zum Tabellenführer haben die Münchner allerdings am ersten Spieltag klargestellt, als Titelkampf kann man das derzeit wahrlich nicht bezeichnen.

Was erwartet uns also am Freitagabend? Vermutlich wenig Gästefans, viel Ballbesitz für die Gäste, eine – um mal eine der grausamen Floskeln aus der Frontzeck-Ära zu gebrauchen – kompakt stehende Borussia, die darauf ausgerichtet sein wird, den Getränkevertrieblern nicht in Hochgeschwindigkeitskonter zu laufen, sondern selbige selbst zu spielen. Personelle Veränderungen sind bei Borussia nicht zu erwarten – die aktuelle Stammelf hat sich in den letzten Spielen bewährt, die Verletzung von Sander konnte jedenfalls in Heidenheim durch die Versetzung von Scally nach innen gut aufgefangen werden. Ob das gegen stärkere Gegner – von denen am Freitag definitiv einer in den Borussia-Park kommt – reicht, muss man sehen. Brauchbare Alternativen bieten sich aber momentan nicht an – das zeigt, wie dünn die Personaldecke gerade in der Defensive ist und dass das Thema Nachbesserung in der Winterpause trotz des optimalen Verlaufs der letzten 3 Wochen nicht von der Tagesordnung genommen werden darf. In der Offensive wird es bei der Kombination Tabakovic und Honorat bleiben. Machino wird vermutlich wieder für die letzte halbe Stunde kommen, Hack und Kleindienst sind zwar bereit für die Bank, nicht aber für die Startelf und vermutlich auch nicht für eine längere Spielzeit.

Das Gute ist, dass man dem Freitagabend als Fan fast schon entspannt entgegensieht. Die Ausgangsposition ist weit besser als man das vor drei-vier Wochen erwarten konnte. Es gibt gegen den kommenden Gegner wenig zu verlieren, im Fall eines Erfolges aber viel zu gewinnen, nämlich endgültig den Anschluss an das Mittelfeld zu erreichen. Mehr nicht, denn wir sind ja keine Kölner, die in diesem Fall schon mal den Spielplan der Champions League 2026/27 herauskramen würden.   

Außersportlich gab es in dieser Woche auch Schlagzeilen, Borussia hat nach erstaunlich langer Zeit die Gerüchte bestätigt und verkündet, dass der Borussia-Part künftig den Namen eines Energiekostenabrechnungsdienstleisters als Zusatz tragen wird. Dieser Deal wird vermutlich die finanzielle Bewegungsfreiheit des Vereins nicht unmittelbar beeinflussen – deshalb müssen Rouven Schröder und das Scoutingteam bei Kaderbewegungen in der Winterpause und insbesondere beim Realisieren der angestrebten Verstärkungen für die Defensive extrem geschickt sein. Der Deal wird aber bei sorgfältiger Mittelverwendung (also nicht wieder 1, 2, 3, 4 Mio. EUR für Spieler X) mittelfristig ganz erheblich zur Stabilisierung der finanziellen Situation beitragen. Deshalb ist der Deal zu begrüßen. Dass der Verein hier seine Seele an den Kommerz verkaufen würde, sehen wir jedenfalls nicht.

Ach so: Wer sich für Leipziger Fußball interessiert - die BSG Chemie spielt am Samstag um 14 Uhr vor vermutlich ausverkauftem Haus gegen den FSV Zwickau, der 1. FC Lok hat schon gestern 5:1 bei der Zweitvertretung aus Magdeburg gewonnen und seine Tabellenführung in der Regionalliga Nordost ausgebaut.

Der SEITENWAHL-Tipp:

Uwe Pirl (stocknüchtern): Das Spiel wird kein Leckerbissen, Fuschl ist überlegen, kommt aber nicht ins Tempo. Borussia spielt defensiv, kann aber nicht alles verhindern. Am Ende richtet es Tabakovic: 1:1.

Michael Heinen: Die Serie hält und bricht zur gleichen Zeit. Einen weiteren Sieg gibt es leider nicht. Dafür bleibt Borussia beim 1:1 gegen Leipzig erneut ungeschlagen.

Claus-Dieter Mayer: Die Borussia hat ihre Momente und Chancen, aber letztendlich zeigt sich, dass die Abwehr doch noch nicht so sattelfest ist, wie man das gern hätte. Das Böse aus der Dose gewinnt 3:1

Mike Lukanz: Borussia zeigt, dass sie inzwischen auch die größeren Herausforderungen annehmen kann. Annehmen heißt aber nicht bewältigen, nach packendem Spiel nimmt das Konstrukt aus Fuschl am See durch ein 3:2 alle drei Punkte mit zurück.

Christian Spoo: Borussia tritt erstaunlich zurückhaltend auf und erhält schnell die Strafe. Zum Ende hin wird‘s besser, aber nach 90 Minuten plus steht es 3:1 für das, was falsch am modernen Fußball ist.

Michael Oehm: Ich weiß nicht so recht warum, aber ich bin optimistisch gestimmt und kann mir das griesgrämige Gesicht Ole Werners nach einer überhaupt nicht eingeplanten 2:1 Niederlage im Borussia-Park schon sehr gut vorstellen. Hoffentlich bekommen wir es zu sehen.

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