Das Ziel des ersten Titels: Reals Frauen setzen auf Veränderungen
Blancas greifen an: Neuer Trainer, Verstärkung – aber auch Verluste
Wieder wurde es bei den Blancas in der vergangenen Saison nichts mit einem Titel. Doch es gibt ein großes Aber: Denn so nah wie dieses Jahr war die 2019 gegründete Frauenabteilung Real Madrids (vorher CD Tacón), die 2020 in den Spielbetrieb ging, noch nie an einem Champions-League-Halbfinale dran, wie in diesem März. Da gewann man das Viertelfinal-Hinspiel gegen den FC Arsenal überzeugend mit 2:0 und wurde erstmals als wirklich ernstzunehmende Bedrohung auf internationalem Parkett wahrgenommen. Erst im Rückspiel im Emirates Stadium (0:3) zeigte sich dann, dass weiterhin die nötige Erfahrung und Kaltschnäuzigkeit fehlen. Gegen den bisherigen Endgegner Barcelona um die beiden Weltfußballerinnen Alexia Putellas und Aitana Bonmatí gelang erstmals nach 18 punktlosen Aufeinandertreffen, geprägt von Madrider Unerfahrenheit und vermeintlichem Angsthasenfußball, ein 3:1-Sieg! Dieser Auftrieb soll ab kommender Saison in langfristiges Selbstvertrauen und Konstanz umgewandelt und die bisherigen Achillesfersen beseitigt werden. Real Madrid Femenino will angreifen, mit einem neuen Trainer, Verstärkung – auch aus Deutschland – und einer kadertechnischen Aufräumaktion, die allerdings einen ungewollten Verlust mit sich bringt.
Auch die Frauen wechseln ihren Trainer
Wie auch im Männerteam und bei Reals Castilla war abzusehen: ein Trainerwechsel muss her. Neben Carlo Ancelotti und Raúl González Blanco war somit auch Alberto Torils Posten nach vier Saisons und einer sichtbaren Entwicklung, aber ohne Titel, fällig. Der ehemalige Real-Spieler und Castilla-Coach hat die Blancas nach 158 Partien und 112 Siegen im Sommer verlassen. Der 51-Jährige galt durchaus als umstritten, denn trotz Neuzugängen im Sommer 2024 wie Caroline Weir, Linda Caicedo, Athenea oder Melanie Leupolz schien der entscheidende Durchbruch mit der Mannschaft auszubleiben. Gegen Gegner wie den FC Barcelona blieben die Madrileninnen oft zu passiv, stellenweise ideenlos. Schon seit geraumer Zeit hatten auch Fans in den sozialen Netzwerken und mit unüberhörbaren Gesängen im Stadion Torils Rauswurf gefordert.
Mit der Verpflichtung vom 19 Jahre jüngeren, aber bereits mit Real-Erfahrung ausgestatteten Pau Quesada soll frischer Wind nach Valdebebas kommen. Der 32-jährige Spanier begann seine Trainerkarriere Ende 2016 bei der U19 von Alzira, wechselte dann zur ersten Mannschaft und kam über Elche Ilicitano in der Saison 2021/22 in die Jugend der Blancos, wo er zwei Jahre verbrachte und anschließend noch die Stationen RSC Inter FC (Chefcoach) und FC Turin (Co-Trainer) mitnahm. „Real Madrid ist der größte Verein der Welt, seine Geschichte, seine Werte und das, was er als Institution weitergibt. Jetzt müssen wir der Aufgabe gewachsen sein, von nun an jeden Tag arbeiten und uns in den Dienst der Mädels stellen, um ein Team aufzubauen, das an der Spitze steht. Der Anruf war etwas ganz Besonderes. Für mich war es sehr einfach. Wenn Real Madrid einen anruft, muss man nicht lange überlegen. Ich habe mich an viele Momente erinnert, die ich in diesem Klub erlebt habe, und jetzt werde ich versuchen, alles zu geben, um den Spielerinnen zu helfen und ein erfolgreiches Team aufzubauen“, so Quesada, der bis 2027 unterschrieben hat, gegenüber den Klubmedien.
An die Spitze mit vier Neuzugängen – erneute Verstärkung aus Deutschland
Auch auf dem Transfermarkt ist die Frauenabteilung der Königlichen aktiv geworden. Mit Sara Däbritz, Merle Frohms, Sara Holmgaard und Hanna Benninson tragen ab kommender Saison vier neue Gesichter das Trikot in Weiß. Die Star-Neuzugänge des Quartetts sind sicherlich die beiden deutschen Spielerinnen Däbritz und Frohms. Erstere ist deutsche Nationalspielerin und sammelte in ihrer bisherigen Karrierelaufbahn Erfahrung beim SC Freiburg, dem FC Bayern München, Paris Saint-Germain und Rekord-Champions-League Sieger (acht Titel) Olympique Lyon. Die 30-jährige zentrale Mittelfeldspielerin soll mit ihrer Erfahrung Stabilität in die Mannschaft bringen. „Real Madrid ist ein großartiger und prestigeträchtiger Verein. Ich bin sehr dankbar, hier zu sein und Teil der Vereinsgeschichte sein zu können. Ich hoffe, dass ich der Mannschaft helfen kann, zu wachsen und die nächsten Schritte zu machen“, erklärte Däbritz nach ihrer Ankunft.
Auch Merle Frohms bringt viel Erfahrung mit – die 30-Jährige stand bisher bei den Bundesliga-Klubs VfL Wolfsburg, SC Freiburg sowie Eintracht Frankfurt im Tor und beerbt nun Mylene Chavas, Reals zweite Torfrau hinter Misa. Bei Real erhofft sich die ehemalige DFB-Torhüterin mehr Wertschätzung als zuletzt beim VfL, wo sie nach Verkündung ihres Wechsels plötzlich zur Nummer drei degradiert wurde. „Ich bin unglaublich dankbar und voller Vorfreude, ab der kommenden Saison Teil von Real Madrid zu sein. Ein Club, der für höchste Ansprüche, große Ziele und ein Umfeld steht, in dem Entwicklung und Wertschätzung gelebt werden − genau das, was ich mir für den nächsten Schritt in meiner Karriere wünsche“, sagte Frohms zuletzt in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung.
Vier Abgänge, zwei davon überraschend
Doch nicht nur Chavas verlässt den Verein. Hinzu kommen die Abgänge von Caroline Møller, Carla Camacho, Olga Carmona und Melanie Leupolz. Während Møller und Camacho unter Toril immer weniger eine Rolle spielten und deshalb die Verträge über den Sommer 2025 hinaus nicht verlängert wurden, entschied sich Stammspielerin und Kapitänin Carmona für einen Schritt heraus aus der Komfortzone. In einem Interview mit der MARCA verriet die Andalusierin, die seit Gründung dabei ist: „Ich hatte das Gefühl, dass es Zeit für einen Tapetenwechsel war, ich wollte neue Erfahrungen machen, und obwohl es schwierig war, habe ich die Entscheidung getroffen, wegzugehen und mich neuen Herausforderungen auf beruflicher und persönlicher Ebene zu stellen. Die Menschen, die mich schätzen, lieben und mich aufmerksam verfolgt haben, wissen, dass dies sehr schwierige Monate für mich waren. Real Madrid ist der Verein meines Lebens und hat mir in den letzten fünf Jahren alles gegeben. Ich habe ihn als mein Zuhause empfunden und so sehe ich ihn auch. Ich denke, jeder weiß, dass ich ein Madridista bin, und das wird sich auch nicht ändern, egal wo ich spiele.“ Das wird die 25-Jährige von nun an bei PSG.
Ein weiterer schmerzhafter Verlust in jeglicher Hinsicht: Melanie Leupolz, die kürzlich ihr Karriereende bekannt gab – eingeleitet im Januar 2025, als sich die Deutsche eine Innenbandverletzung zuzog und fast zwei Monate ausfiel. Beim 2:0-Sieg der Blancas Ende März gegen den FC Arsenal im Hinspiel des Champions-League-Viertelfinals dann der erneute Schock: Die 31-Jährige blieb bei einer Aktion mit dem Ball im Rasen hängen und fasste sich sofort ans Knie. Die Diagnose: Teilabriss im Seitenband. Die Folge: das Saisonaus und die schwere Entscheidung, sich nach nur einem Jahr (Vertrag lief bis 2026) von Real Madrid und endgültig vom Fußball zu verabschieden.
Trotzdem: 2025/26 soll erfolgreich werden und an die Entwicklung von 2024/25 anknüpfen. Dafür beginnt demnächst die Saisonvorbereitung für Neu-Coach Quesada. Den ersten Härtetests unterziehen sich seine neu aufgestellten Blancas übrigens in Deutschland: am 17. August (15:30 Uhr) auswärts bei Union Berlin. Und am 21. August (16 Uhr) geht es weiter bei den Damen des FC Bayern München. Ligastart ist dann am 31. August gegen DUX Logroño – mit vielen neuen Gesichtern und genauso viel Hoffnung auf den ersten Titel der Geschichte.
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