Aggressiv, mutig, vertikal: So entwaffnet Real das Flick-Barça
Nun stellt sich die Frage: Wie lässt sich die Offensivpower von Flicks Barcelona kontrollieren – und wie bringt Real seine eigenen Stärken wirkungsvoll auf den Platz? Ein Blick auf das spektakuläre Champions-League-Duell zwischen Inter Mailand und Barça, das die „Nerazzurri“ im Rückspiel mit 4:3 nach Verlängerung für sich entschieden, liefert wertvolle Anhaltspunkte. Drei Aspekte stechen dabei hervor.
Vorbild Inter: So wird Ballbesitz zum Trugschluss
Trotz 71 Prozent Ballbesitz über 120 Minuten gelang es Inter Mailand, dem dominanten FC Barcelona entscheidend wehzutun. Schlüssel dafür waren die taktischen Justierungen, die Simone Inzaghi nach dem Hinspiel vornahm. Seine Elf störte den Spielaufbau der Katalanen bereits in der ersten Linie: Thuram und Martínez pressten früh auf die Innenverteidiger, Dumfries und Dimarco schoben die Außen zu, Barella verdichtete das Zentrum – de Jong fand kaum Entlastung. Zwar ergaben sich in den Halbräumen kurze Freiheiten, doch Inter erzwang viele Ballgewinne in höheren Zonen, aus denen mit wenigen Pässen Chancen entstanden.
So auch vor dem 1:0: Dimarco erkannte die Situation blitzschnell, schob aggressiv vor, eroberte gemeinsam mit Mkhitaryan den Ball – Martínez verwandelte nach einem Tiefenpass eiskalt. Entscheidend war dabei auch das kollektive Gegenpressing, das Inters hohe Positionierung erst ermöglichte.
In Durchgang zwei jedoch verfiel Inter in eine passive Haltung und verteidigte fast nur noch im tiefen Block – ein Fehler, den Real Madrid unbedingt vermeiden muss. Erst mit frischen Kräften und mehr Mut in der Verlängerung gewann Inter wieder die Oberhand. Auch dieser Faktor war kein Zufall, sondern Folge kluger Wechsel.
Lektion aus der Copa: Mut verändert alles
Dass Real Madrid ebenfalls in der Lage ist, Barcelona mit mutigem Pressing unter Druck zu setzen, zeigte die zweite Halbzeit des Copa-Finals. Nach ängstlichem Beginn traten die Königlichen nach der Pause aggressiver, körperbetonter und mit deutlich höherem Pressing auf. Jude Bellingham ragte mit 14 von 18 gewonnenen Zweikämpfen heraus und symbolisierte den Umschwung.
Ancelotti stellte auf ein aktives Pressingsystem um: Mbappé und Güler führten die erste Linie, Valverde und Vinícius attackierten die Außenverteidiger, Modrić und Bellingham kontrollierten das Zentrum, während Tchouaméni als absichernde Konstante vor der Restverteidigung agierte. In dieser mutigen Staffelung entstanden fast alle gefährlichen Offensivaktionen. Der Schlüssel: schnelle Ballgewinne, vertikales Spiel – und das bewusste Risiko.
Mentale Frische als unterschätzter Vorteil
Neben den taktischen Aspekten könnte auch die körperliche und mentale Verfassung entscheidend sein. Während Barcelona im epischen Duell gegen Inter an seine Grenzen gehen musste, konnte Real Madrid regenerieren und mit maximalem Fokus in die Trainingswoche starten. Diese Frische – mental wie physisch – könnte im intensiven Clásico-Spielverlauf ein wichtiger Trumpf sein, vor allem in der zweiten Hälfte. Denn nicht wenige in Madrid werden darauf hoffen, dass Flicks junge Truppe noch ein paar Tage länger an diesem bitteren Ausscheiden zu knabbern haben werden.
Fazit: Jetzt ist der Moment – für mehr als nur drei Punkte
Wenn Real Madrid noch ein Wörtchen im Titelrennen mitreden will, darf es nicht erneut 45 Minuten verschenken. Der Clásico ist nicht die Zeit für Abwarten – sondern für Attacke. Wer Barcelona ernsthaft gefährden will, braucht Mut, Präsenz und Überzeugung. Inzaghi hat es vorgemacht, Ancelotti hat es angedeutet – jetzt muss sein Team liefern. Pressing statt Passivität. Wucht statt Verwaltung. Wille statt Warten. Der Moment ist da. Der Gegner ist verwundbar. Und die Bühne ist groß genug für ein echtes Statement.
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