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Mosbach: Die Mieten sind um mehr als 16 Prozent gestiegen

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		Mosbach:  Die Mieten sind um mehr als 16 Prozent gestiegen

Von Caspar Oesterreich

Neckar-Odenwald-Kreis. Bezahlbarer Wohnraum ist heiß begehrt. Rund 500 Menschen stehen aktuell auf der Warteliste der Baugenossenschaft Familienheim Mosbach, die rund 1100 Wohnungen im Neckar-Odenwald-Kreis sowie in Eberbach vermietet. "Wer sich jetzt einträgt, muss durchaus ein Jahr Geduld haben", beschreibt Jens Neser, geschäftsführender Vorstand der Baugenossenschaft, die hohe Nachfrage. Schon etliche Jahre habe es in den Wohnungen keinen Leerstand mehr gegeben.

Der Grund dafür: Die Mieten im Landkreis seien in den vergangenen Jahren stark gestiegen, "viele können sich die Preise privater Vermieter schlicht nicht mehr leisten – und kommen dann zu uns", erklärt Neser. Zwar hätten sich auch die Kosten bei Neuvermietungen der Baugenossenschaft erhöht, "mit 5,66 Euro pro Quadratmeter für ein saniertes Objekt im mittleren Standard sind wir aber immer noch sehr günstig", betont er.

"Für die Mieten im Neckar-Odenwald-Kreis gibt es seit Jahren nur eine Richtung – nämlich immer nach oben", warnt auch Wolfgang Kreis. Der Bezirksvorsitzende der Interessengemeinschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) Nordbaden beruft sich auf eine Analyse des Pestel-Instituts. Im Fokus der Untersuchung steht der Anstieg der Wohnkosten, die der Staat übernimmt, wenn Haushalte auf Hartz IV angewiesen sind: Selbst die Kaltmiete für Wohnungen mit einfachem Standard ist demnach im Landkreis von fünf Euro pro Quadratmeter (Januar 2015) auf 5,80 Euro (April 2021) enorm angestiegen – ein Plus von 16,1 Prozent. Zum Vergleich: Die Verbraucherpreise haben im selben Zeitraum laut Pestel-Institut "nur" um 9,8 Prozent zugelegt.

Der Aussschuss für Gesundheit und Soziales des Kreistages passte die Richtwerttabelle für "angemessene Kaltmieten nach dem SGB II und SGB XII im Neckar-Odenwald-Kreis" zuletzt mit Wirkung zum 1. Januar 2021 an. "Rückmeldungen haben gezeigt, dass es den Leistungsberechtigten zunehmend schwerer fällt, zu den bisherigen Konditionen überhaupt noch geeigneten Wohnraum zu finden", hieß es in der Beschlussvorlage. "Das ist uns sowohl vom Jobcenter als auch von der Liga der freien Wohlfahrtspflege deutlich signalisiert worden." Die Verwaltung schlug deshalb vor, je nach Kommune Anpassungen von 15 bis 30 Prozent vorzunehmen, was der Ausschuss einstimmig beschloss. Die weitere Entwicklung der Mietpreise will das Landratsamt auch künftig intensiv beobachten und regelmäßig in einer Datenbank erfassen.

"Die neue Bundesregierung muss sich enorm ins Zeug legen und für mehr Wohnungen sorgen", betont Kreis. "Die Situation im Neckar-Odenwald-Kreis ist Teil der bundesweiten Misere auf dem Wohnungsmarkt", ergänzt Robert Feiger, Bundesvorsitzender der IG Bau. Das Drehen an der Mietspirale müsse ein Ende haben, es müsse deutlich mehr gebaut werden, "vor allem bei den bezahlbaren Wohnungen und bei Sozialwohnungen", fordert er.

Das sieht auch Neser so. Würde er die gesetzlichen Möglichkeiten im Zuge von Modernisierungsmaßnahmen voll ausschöpfen, könnte er viel höhere Mietpreise verlangen. "Aber das ist nicht unser Ziel. Wir streben nicht nach maximalem Profit, sondern wollen bezahlbare Angebote schaffen und investieren unseren Überschuss in den Bestand ebenso wie in neue Gebäude." In Haßmersheim errichtete die Baugenossenschaft erst kürzlich einen Wohnkomplex mit 44 Einheiten (wir berichteten). "Die Baukosten sind zuletzt richtig explodiert, das wirkt sich natürlich auch auf unsere Mietpreise in den Neubauten aus", erklärt Neser.

Und trotzdem: Wohnraum der Baugenossenschaft Familienheim Mosbach ist vergleichsweise immer noch günstig. Dafür spreche auch die geringe Fluktuationsrate unter den Mietern, die zuletzt bei nur sechs Prozent pro Jahr lag. "Das ist quasi gar nichts und zeigt, wie wichtig unser Angebot ist."

Das größte Problem liegt aus seiner Sicht darin, "dass die Politik in Berlin viele Richtwerte nennen kann, Entscheidungen für die Vergabe von Bauplätzen aber lokal vor Ort getroffen werden". Doch der Bau bezahlbarer Wohnungen "genießt leider nicht die Priorität der kommunalen Entscheidungsträger, die er haben sollte", bedauert Neser. "Wenn ich keine Grundstücke bekomme, kann ich auch keinen neuen Wohnraum schaffen." Beim jüngsten Projekt in Haßmersheim sei man von der Verwaltung früh in die Planungen des neuen Baugebietes einbezogen worden. "Das würde ich mir von allen Gemeinden wünschen", sagt Jens Neser. "Und, dass jede Kommune einen eigenen Mietspiegel erarbeitet. Bisher gibt es den in unserem Verbreitungsgebiet nur in Eberbach."

"Das Wohnen fängt beim Wählen an", macht Robert Feiger deutlich. Der Chef der IG Bau appelliert deshalb, "genau zuzuhören, was von denen kommt, die in den Bundestag und ins Kanzleramt wollen".

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