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Offenauer "Pioniere": Seit 2010 gilt Tempo 30 auf der B27 in der Ortsdurchfahrt

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		Offenauer

Von Carsten Blaue

Offenau. In vielen Städten und Gemeinden wird über Tempo 30 auf stark befahrenen Ortsdurchfahrten diskutiert. Und das manchmal seit Jahren. Offenau diskutiert schon lange nicht mehr. Die kleine Gemeinde an der Bundesstraße B27 im Landkreis Heilbronn gehörte zu den ersten Kommunen im Südwesten mit dem Tempolimit innerorts, das seit 2010 gilt. Den Anstoß gab damals eine Bürgerinitiative (BI). Diese dürfe sich den Hut für die Pionierleistung aufsetzen, sagt Bürgermeister Michael Folk. Er ist froh über Tempo 30: "Die Bedingungen für die Bürger an der Straße sind besser geworden." Nur mit der Geschwindigkeitsbegrenzung alleine war es aber nicht getan. "Verkehr ist bei uns immer ein Thema."

Folk erinnert an damals. An die Zeit vor den 30er-Schildern, als im Ort noch 50 erlaubt war und die Autos oft mit 70 Stundenkilometern durchgerauscht sind. Die B27 führt auf etwa zwei Kilometern durch Offenau. Mit 15.000 bis 17.000 Fahrzeugen pro Tag ist hier ganz schön was los. Rund 15 Prozent davon entfallen auf den Schwerlastverkehr. Das war früher auch schon so. "Die Bundesstraße hat überregionale Bedeutung", sagt Folk. Links und rechts der Straße wohnen Menschen.

Wohl ein harter Kern von rund 50 Bürgern war es seinerzeit, so Folk, der die widrige Verkehrssituation mit all ihren Gefahren und gesundheitsgefährdenden Lärmwerten nicht mehr hinnehmen wollte. Besonders in Erinnerung ist dem Verwaltungschef jener Samstagmittag im September 2009, an dem die BI die Bundesstraße blockierte. Mit ihren Autos parkten die Bürger die Fahrbahn einfach von links und rechts so zu, dass es kaum noch ein Durchkommen gab. Der enorme Stau sorgte für so viel Aufsehen, "dass auch die Politik auf das Problem aufmerksam wurde", erinnert sich Folk.

Ob es die BI heute noch gibt, ist übrigens unklar. Aktiv scheint sie nicht mehr zu sein. Zumindest scheitern alle Versuche, zu den Engagierten, die seinerzeit auch öffentlich in Erscheinung traten, Kontakt aufzunehmen. Wäre interessant gewesen, wie sie die Zeit ihres letztlich erfolgreichen Einsatzes in der Rückschau bewerten. Allerdings brauchte es damals nach der Stau-Sache noch etwa eineinhalb Jahre, etliche (auch mit Anfeindungen begleitete) Aktionen und viele Gespräche, bis schließlich die straßenverkehrsrechtliche Anordnung des Bundes kam und Tempo 30 eingeführt wurde – auf der ganzen Ortsdurchfahrt. "Wir haben mit den Behörden zunächst geprüft, was eigentlich möglich ist." Zum Beispiel, das Tempolimit auf Schulwege oder den Ortskern zu begrenzen. Doch am Ende sollte es die große Lösung sein. "Damals setzte im ganzen Land und in der Politik ein Umdenken ein", sagt Nadine Herwerth, die in der Gemeinde für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist.

Doch Folk und dem Gemeinderat war auch klar, dass "30 km/h" nicht alles sein kann. "Wir wussten, dass unsere Chancen für eine Ortsumgehung praktisch gleich null sind. Wir mussten also im Ort tätig werden, um Fußgänger, Rad- und Autoverkehr zu berücksichtigen." Erste Maßnahme war schon im August 2009 ein permanenter "Blitzer" am Ortseingang: "Der war damals nötig", so der Bürgermeister. "Außerdem haben wir schon damit gezeigt, dass wir etwas tun." Dann ging der Gemeinderat noch viel weiter und verabschiedete ein Verkehrskonzept. Es bildet bis heute den Rahmen für weitere Verbesserungen.

Nachträgliche Verschwenkungen der Straße, Lärmschutz entlang der Bebauung, Furten als Querungshilfen und Kreisel stehen darin. Vieles ist schon umgesetzt, anderes wird noch geplant. Erst am letzten Mittwoch hatte Folk wieder mit der Planung einer weiteren Lärmschutzwand zu tun. "Das alles geht eben nicht von heute auf morgen." An dieser Stelle betont der Bürgermeister auch: "Den Lärmschutz bauen wir ohne Zuschüsse des Bundes. Aber wenn es hilft, dann muss man es eben machen." Die positiven Auswirkungen sind es der Gemeinde wert.

"Die Bürger wollen weniger Lärm. Und sie wollen an der Ortsdurchfahrt weniger Emissionen und mehr Sicherheit." Das alles hat sich mit Tempo 30 und dem Verkehrskonzept bislang bewahrheitet. Man hört aber, dass es Autofahrer geben soll, die von der Langsamkeit durch den Ort einfach nur genervt sind. "Skeptiker gibt es immer", sagt Folk, der seit 1995 im Amt ist und 2019 mit 88 Prozent der Stimmen wiedergewählt wurde.

Was er sich jetzt noch wünscht, das ist Flüsterasphalt für die B27 im Ort. "Dieser steht in unserem Lärmaktionsplan." Es sei schließlich erwiesen, dass dieser Asphalt auch bei 30 Stundenkilometern zur Geräuschminderung beiträgt. "Deshalb bemühen wir uns darum und hoffen, dass wir ihn bekommen." Wo alles nichts hilft und "wo man nicht mehr wohnen kann", so Folk, habe die Gemeinde auch Häuser gekauft und das Verkehrsproblem auf diese Weise städtebaulich angepackt. Zum Beispiel habe man die Gebäude einer Umnutzung zu Gewerbeflächen zugeführt, dafür Investoren gesucht oder diese selbst behalten.

So ist die B27 quasi ein Dauerthema im Ort. Die Straße sei für Offenau gut und schlecht. Schlecht wegen der Belastungen, gut, weil sie Menschen in den Ort bringt. "Wir müssen das Beste daraus machen", so Folk.

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